Kürzlich Las Ich ein Buch, das Rentnern und Pensionären gewidmet ist. Ich fand darin ein kleines Lied über die Verluste, die das Alter mit sich bringt. Der Schreiber versicherte in dem Lied, daß er sich an alle Begrenzungen, mit denen er konfrontiert wird, gewöhnt habe, nur an eine nicht. Die letzte Zeile lautet: „Oh, wie vermiss’ ich doch meinen Verstand.“ Widmung in: James A. Lane, A Birder’s Guide to Florida, rev. 1989 von Harold R. Holt.
Die Ansicht, daß Intelligenz irgendwie nachlassen oder verlorengehen könne, ist weit verbreitet und besteht schon seit Ewigkeiten. Aber deshalb müssen wir es noch nicht als einen unausweichlichen Teil des Lebens hinnehmen. In der Bibel finden wir überzeugende Beweise dafür, daß Menschen, die weit über achtzig waren, ein aktives Leben führten, das Intelligenz und Vitalität erforderte. Ihr Geheimnis: Sie wandten sich um Führung und Weisheit an Gott, das göttliche Gemüt.
Für mich ist Mose ein besonders ermutigendes Beispiel. Am Ende des fünften Buches Mose lesen wir: „Mose war hundertundzwanzig Jahre alt, als er starb. Seine Augen waren nicht schwach geworden, und seine Kraft war nicht verfallen.“ 5. Mose 34:7. Dabei hat Mose kein behütetes Leben gehabt. Vierzig Jahre lang hatte er die Kinder Israel durch die große Wüste geführt. In dieser Zeit lernten sie, was es bedeutete, Gottes Volk zu sein. Es waren harte Jahre voller Zweifel, Enttäuschung und sogar Isolierung für Mose. Um seine Aufgabe zu erfüllen, mußte Mose jenseits der Grenzen menschlicher Intelligenz die Gegenwart des göttlichen Gemüts und seine Führung erkennen. Dadurch, daß er den Weisungen des Gemüts treu folgte, konnte er sein Volk bis an die Grenze des Gelobten Landes heranführen.
Doch war er nicht der einzige, für den in diesen vierzig Jahren gesorgt wurde. Wir lesen in der Bibel, daß Mose vor seinem Tod zu den Kindern Israel sagte: „Er hat euch vierzig Jahre in der Wüste wandern lassen. Eure Kleider sind euch nicht zerrissen, auch deine Schuhe nicht an deinen Füßen.“ 5. Mose 29:4. Dies waren zwar Äußerlichkeiten, doch die Tatsache, daß die Israeliten während ihrer langen Wanderung versorgt waren, zeigt Gottes Macht, denen zu helfen, die sich an Ihn wenden.
Grundlage für die Erhaltung und Zunahme unserer Intelligenz ist die Erkenntnis, daß wir keine eigenen kleinen, endlichen Gemüter besitzen. Auch ist unsere Intelligenz nicht das Produkt der „grauen Zellen“ oder eines materiellen Gehirns. Als Söhne und Töchter Gottes sind wir völlig geistig und spiegeln buchstäblich das eine Gemüt wider. Das bedeutet, daß unsere Intelligenz — und alle damit zusammenhängenden Fähigkeiten — nicht in Materie eingeschlossen sind, die dann krank werden oder verfallen kann. Sie ist der Ausdruck des einen göttlichen Gemüts, Gottes, und das ist unendlich. Mrs. Eddy erklärt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Gemüt tritt niemals in das Endliche ein. Intelligenz geht niemals in Nicht-Intelligenz oder Materie über.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 336. Wenn Gemüt also nie in das Endliche eintritt — den einzigen Ort, wo es Verfall und Niedergang geben könnte —, kann Gemüt oder Intelligenz auch nie verlorengehen.
Indem wir uns täglich diese Tatsache vor Augen halten — und unsere geistige Natur bekräftigen —, tragen wir viel dazu bei, die Suggestion zum Schweigen zu bringen, daß unser Gedächtnis, unser Verstand oder unsere Intelligenz aus Alters- oder aus sonstigen Gründen nachlasse, ja es hilft uns, das Gegenteil zu beweisen. Wir können darauf vertrauen, daß Gottes Macht heilt, geradeso wie Christus Jesus heilte. Der Meister versicherte mit großer Bestimmtheit, daß Gott unsere Gebete erhört. Im Matthäusevangelium finden wir folgende Verheißung Christi: „Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan. Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.“ Mt 7:7, 8.
Wenn wir unser Gedächtnis zu verlieren scheinen, können wir uns bemühen, unsere wahre, geistige Natur als Idee im Gemüt besser zu verstehen, dem nichts verlorengeht. Wenn wir mit unserer Intelligenz am Ende zu sein scheinen, können wir die unendliche Quelle des Gemüts als unsere Quelle erkennen und erleben, daß sich uns ein Weg auftut. Da unsere Intelligenz nicht persönlicher Natur und nicht begrenzt ist, sondern allein auf Gott, dem Guten, beruht, brauchen wir nur darum zu bitten, daß wir Seine unendliche Weisheit mehr zum Ausdruck bringen mögen. Auch wenn der Fortschritt langsam oder nur schrittweise kommt, können wir freudigen Herzens dankbar sein für das bereits empfangene Licht.
Manchmal bringt solches Gebet Begrenzungen ans Licht, die andere uns schon vor langer Zeit vorausgesagt haben, wir aber vergessen hatten. Oder uns wird klar, daß wir geglaubt haben, die Vererbung habe Macht, uns zu begrenzen. Vielleicht stellen wir auch fest, daß wir schmerzhafte Erinnerungen nur verdrängt haben.
Aber was auch immer die Gründe sein mögen, sie haben letztlich keine Macht in unserem Leben. Wenn wir uns von der göttlichen Intelligenz leiten und sie in unserem Leben wirken lassen, werden wir uns immer mehr mit dem einen völlig guten Gemüt identifizieren. Dann werden Erinnerungen von Liebe durchdrungen sein, und Begrenzungen werden durch die Wahrheit überwunden werden, daß der Mensch von dem einen Gemüt untrennbar ist und es immer war.
