Jede Lektionspredigt, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold der Christlichen Wissenschaft veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
Gott
7. Januar
Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. (Mt 6:6)
Im Orient war es üblich, an jedem Ort laut und vernehmlich zu beten, so daß der Betende auch von den Menschen gehört und gesehen wurde. Das schätzte Jesus gar nicht. Die Häuser waren jedoch oft von vielen Familien bewohnt, so daß es keine Privatsphäre für den einzelnen gab. Daher verwies Jesus auf das „Kämmerlein“, das Lamsa folgendermaßen erläutert: „Die meisten Häuser des Nahen Ostens besitzen einen kleinen„ das Kämmerlein‘ genannten Raum, in welchem die Familienvorräte und auch die Wertsachen aufbewahrt werden. Er ist mit dem Inneren des Gebäudes durch eine schmale, in die Hauswand eingelassene Tür verbunden.“ Über das Gebet an sich schreibt Lamsa: „Das aramäische Wort für, Gebet‘ lautet soltha, was auch, berichtigen, schlichten, beilegen‘ bedeutet. Es ist von sla =, aufstellen‘„ in Ordnung bringen‘„ eine Falle stellen‘ abgeleitet. Im Nahen Osten stellen Jäger hölzerne Fallen und ziehen sich dann an einen abgelegenen Ort zurück, wo sie warten, bis das Tier in die Falle gegangen ist. Das erfordert von ihnen viel Geduld, ruhige Selbstbeherrschung und Wachsamkeit. Genau dasselbe ist auch für das Gebet nötig.
Das Gebet ist weder eine an Gott gerichtete Mahnung hinsichtlich unserer Bedürfnisse — als ob er uns vergessen hätte —, noch eine formelle Handlung rein äusserlicher Verehrung, um durch diese Zeremonie bei Gott Eindruck zu machen. In Wirklichkeit soll das Gebet vielmehr ein geistiges Sich-Einstellen sein, wodurch wir uns auf das vorbereiten, was wir benötigen, und ein uns Fähigmachen zum Empfangen dessen, was Gott für uns bestimmt hat. Ausserdem drücken wir im Gebet Ihm unsern Dank für Seine Güte aus.“
Das Sakrament
14. Januar
Denn es steht geschrieben: „Ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig.“ (1. Petr 1:16)
In einer Fußnote der ScB wird in bezug auf „heilig“ das griechische Wort hagios und das hebräische Wort qodesch genannt. Beide bedeuten absondern. Bei Barclay wird dieser Begriff noch erweitert: „Für heilig steht im griechischen Text das Wort hagios, dessen Grundbedeutung anders, verschieden ist. Was hagios ist, unterscheidet sich von gewöhnlichen Dingen. ... Christen sind hagioi, weil sie sich von anderen Menschen unterscheiden. Christen gehören Gott, weil er sie erwählt hat, und zwar für eine Aufgabe in dieser Welt ebenso wie für die Ewigkeit.“
Und alsbald am Morgen hielten die Hohenpriester Rat mit den Ältesten und Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat, und sie banden Jesus, führten ihn ab und überantworteten ihn Pilatus. (Mk 15:1)
Das HdE erläutert, wie oft „das Recht gebeugt“ werden mußte, um Jesus verurteilen zu können: „Welche Schwierigkeiten begleiteten die Versuche der Juden, Jesus verurteilen zu lassen, und die Versuche des Pilatus, ihn zu befreien!
Nachdem sie die Verhaftung, das Verhör und die falschen Zeugen organisiert hatten, mußten die Hohenpriester noch die Hinrichtung sicherstellen. Dazu brauchten sie die Autorität der Römer: daher das Treffen in den frühen Morgenstunden, bei dem die Anklagen festgelegt wurden, aufgrund derer Jesus vor Pilatus gebracht werden sollte (Vers 1). Jetzt ändern sie ihren Standpunkt. Vorher hatten sie ihn verurteilt, weil er sich für einen Propheten ausgab und sie diesen Anspruch für unbegründet und gotteslästerlich hielten (Mark. 14,64-65). Doch der Anspruch, König der Juden zu sein, den sie jetzt dem Pilatus vorbrachten, mußte zu einer Verurteilung führen, wenn Pilatus ihn für begründet hielt.“ Zur Person des Pilatus schreibt das HdE: „Pontius Pilatus war von 26 bis 37 n. Chr. römischer Statthalter von Judäa. Er war grausam und bei den Juden unbeliebt; darum mußte er befürchten, daß er seines Amtes enthoben werden konnte. Obwohl er die Unschuld Jesu erkannte, hatte er Angst, die Juden könnten einen Aufruhr anstiften, wenn er ihn freiließe. Darum verhängte er über Jesus die Todesstrafe.“
Leben
21. Januar
Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens. (Spr 3:3)
In der WStB beginnt dieser Text mit: „Liebe und Treue mögen dich nicht verlassen ...“ Dieses poetische Bild, Gnade und Treue um den Hals zu hängen und sie auf die Tafel des Herzens zu schreiben, bezieht sich u. a. auf reale Gepflogenheiten der damaligen Zeit: „Liebe (ntl.: agape) meint hier die herzliche Zuneigung zum Nächsten oder zu Gott. Treue (ntl.: pistis), von ’aman, fest sein, nimmt der Liebe gefühlsmäßig bedingte Schwankungen, läßt sie in allen Lebenslagen gleichbleibend zuverlässig sein. Wohl deshalb werden Liebe (LÜ: Güte) und Treue gern gemeinsam genannt; vgl. 14,22; 16,6; 20,28. Sie mögen dich nicht verlassen — durch eigne Schuld; es handelt sich um ein Verbot wie V. 1. Sie bezieht sich entweder auf die Gebote aus V. 1 oder auf, Liebe und Treue‘. Hals und Herz könnten Gegensätze bezeichnen: ein sichtbarer Schmuck (vgl. 1,9) für die Menschen, die Herzensschrift für Gott (V. 4). Denkt man aber an den Siegelring, der an einer Schnur um den Hals getragen wurde, um ihn stets griffbereit zu haben (1Mo 38,18) und an das fleischerne Herz aus Hes 36,26f, das ohne gelegentliche äußere Ermahnungen von innen heraus Gottes Gebote befolgt, so ergibt sich für beide Bilder eine gleiche Bedeutung.“ Die ScB schreibt zu „Siegel“: „Das Siegel ist ein Symbol königlicher Autorität.“ Das zeigt, daß wir dazu autorisiert und befähigt sind, die Gebote zu halten.
Wahrheit
28. Januar
Es geschahen aber viele Zeichen und Wunder im Volk durch die Hände der Apostel. (Apg 5:12)
Über das Handauflegen sagt die ScB in einer Fußnote: „Das Auflegen der Hände begleitete manchmal das Gebet (Mt 19,13.15), es wurde auch als ein Zeichen bei der Heilung gebraucht (Mk 5,23; 6,5 usw.), ferner als ein Symbol für die Mitteilung des Heiligen Geistes (Apg 8,17.19; 9,17; 19,6) und als ein Unterpfand bei der Weihe zu besonderem Dienst (Apg 6,6; 13,3; 1Tim 4,14 usw.).“ In jedem Fall ist es ein Symbol und löst nicht die Heilung aus.
Abkürzungen
AÜ = Albrechts Bibelübersetzung
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
HdE = Handbuch der Evangelien
Hfa = Hoffnung für alle
Lamsa = George M. Lamsa, Die Evangelien in aramäischer Sicht
LÜ = Lutherübersetzung
ScB = Scofield-Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel