Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Kann Gebet Ungerechtigkeit in der Welt heilen?

Aus der Januar 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Zehn Gebote und die Seligpreisungen aus Christi Jesu Bergpredigt in der Bibel sind gewiß für viele Menschen eine zuverlässige Richtschnur für ein harmonisches Zusammenleben. Doch wird andererseits behauptet, daß es deshalb so ungerecht auf der Welt zugehe, weil sich viele nicht an diese Regeln halten.

Viele Weltprobleme lassen sich auf herrschende Ungerechtigkeit verschiedenster Form zurückführen, sei es der sich zuspitzende Konflikt zwischen industrialisierten und nichtindustrialisierten Ländern, seien es die Verelendung der sogenannten Dritten Welt oder die bestehenden Umweltschäden. Außer der Betroffenheit angesichts der Nachrichten von neuen Krisenherden bleibt oft kaum mehr als ein Gefühl der Ohnmacht, ja des Ausgeliefertseins. Aber jeder einzelne kann dazu beitragen, sogenannte Weltprobleme zu lösen.

Wer Gebet für die Lösung von Weltproblemen als Hilfe erkennt, ist kein ergebener Dulder von Mißständen, kein Irrealist, kein Träumer, der sich in eine ideale gedankliche Scheinwelt flüchtet und vor den „wirklichen“ Problemen die Augen verschließt. Ein Christlicher Wissenschafter versucht nicht, Schlechtes „gutzureden“. Aber er tritt für die Überlegenheit des Guten über das Böse ein.

Wenn man Gott als vollkommen, gut und demzufolge auch gerecht anerkennt, ist es leicht zu sehen, daß die Ungerechtigkeit in der Welt nicht von Gott stammt. Sie hat ihren vermeintlichen Ursprung im menschlichen Denken. Und genau dort wirkt Gebet. Es wandelt das menschliche Denken um. Gebet erhebt es von einer begrenzten Auffassung über die Natur des Menschen zu dem Verständnis seiner uneingeschränkten Fähigkeiten und Möglichkeiten als das geistige Bild und Gleichnis Gottes.

Ein Christlicher Wissenschafter versucht nicht, Schlechtes „gutzureden”.

Diese unendliche Natur des Menschen schließt jede falsche Abhängigkeit sowohl persönlicher als auch nationaler oder globaler Art aus. Jeder Mensch ist in Wahrheit eine Widerspiegelung Gottes. Diese geistige Individualität ist allein von Gott abhängig und kann weder von Fehlern, Versäumnissen, unintelligenten Entscheidungen noch von der Habgier oder Rücksichtslosigkeit anderer beeinflußt werden.

Mancher könnte nun meinen, daß ein wachsendes geistiges Verständnis einem einzelnen sehr wohl weitgehende Freiheit und Unabhängigkeit von äußeren Umständen bringen kann, daß dies aber kaum Einfluß auf Konflikte wie den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien oder in Ruanda haben könne. Wenn wir aber sehen, daß diese Kriege nicht von Ländern oder Volksstämmen, sondern in Wirklichkeit von irregeleitetem Denken geführt werden, verstehen wir, warum es so wichtig ist, daß jeder einzelne für die Lösung nationaler und globaler Probleme betet.

Christus Jesus fordert uns in der Bibel auf, unharmonische Beziehungen zwischen Menschen, zu denen zweifellos auch unharmonische Beziehungen zu benachbarten Völkern gehören, schleunigst zu berichtigen. Er sagt: „Vertrage dich mit deinem Gegner sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, damit dich der Gegner nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest. Wahrlich, ich sage dir: Du wirst nicht von dort herauskommen, bis du auch den letzten Pfennig bezahlt hast.“  Mt 5:25, 26.

Christus Jesus fordert uns außerdem auf, keinen anderen für Unstimmigkeiten verantwortlich zu machen. Seine Worte müssen uns aufrütteln, weniger über die Nöte der Welt und ihre Ursachen zu grübeln als für deren Heilung zu beten. Wer gewissenhaft sein Bewußtsein bewacht und es reinhält von falschen, materiellen Einflüssen, hat keine Zeit, über Fehler und Versäumnisse anderer nachzusinnen.

Er tritt für die Überlegenheit des Guten über das Böse ein.

So wird er seinen geistigen Sinn nutzen, um schnell und zielsicher die gedankliche Natur von Mißständen aufzudecken und zunächst im Gebet das unvollkommene Bild eines für mißliche Umstände anfälligen Menschen zu korrigieren. Er wird sich durch kein noch so schreiendes falsches Bild von seiner unerschütterlichen Überzeugung von dem allmächtigen Einfluß des Guten abbringen lassen. Er wird auf folgendem, von Mrs. Eddy zum Ausdruck gebrachten Gedanken beharren: „Güte bleibt niemals unbelohnt, denn Güte macht das Leben zum Segen. Als aktiver Teil eines unermeßlichen Ganzen identifiziert Güte den Menschen mit dem allumfassenden Guten.“ In dieser äußerst aktiven, heilsamen Gedankentätigkeit wird er ebenfalls für sich feststellen, was Mrs. Eddy weiter ausführt: „So kann sich jedes Mitglied dieser Kirche über die oft wiederholte Frage: Was bin ich? zu der wissenschaftlichen Antwort erheben: Ich bin fähig, Wahrheit, Gesundheit und Glück zu vermitteln, und das ist der Fels meines Heils und mein Daseinszweck.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 165.

Das unermüdliche Korrigieren der kundgewordenen falschen Vorstellungen über den Menschen in unserem eigenen Bewußtsein kann zu einer ganz natürlichen Tätigkeit in unserem Leben werden. Vielleicht wird es in mehr Geduld oder Friedfertigkeit sichtbar, in größerer Offenheit, Dankbarkeit oder Zuversicht. Es mag in höherem Respekt für die aufrechten Bemühungen vieler zum Ausdruck kommen oder in ganz konkreten Ideen, welche praktischen Schritte unternommen werden können, um ein früheres Fehlverhalten zu korrigieren oder eine spezielle Aufgabe zu lösen. Auf diese und andere Weise werden wir unsere ehrliche Überzeugung von der guten, vollkommenen Natur des Menschen kraftvoll ausdrücken und Wandlung bewirken.

Unser ehrliches, gerechtes Handeln beweist das göttliche Prinzip, das im Menschen Gottes vollkommene Eigenschaften zum Ausdruck bringt und erhält. In jeder reinen, liebevollen Eigenschaft, die wir kundtun, wird die wahre Idee des Menschen sichtbar, die wir in der Christlichen Wissenschaft als den Christus definieren. Dieser Christus ist Gottes Idee, die einem jeden Menschen zugrunde liegt, in ihm wirkt und sein Denken und Handeln mit göttlicher Weisheit, Autorität und Vollmacht ausstattet.

Mit jedem wahren Gedanken über den Menschen, mit jeder ausgedrückten vollkommenen Eigenschaft halten wir dem menschlichen Bewußtsein das wahre Bild vom Menschen vor Augen, rütteln es auf, in jedem Mitmenschen den individuellen Ausdruck der göttlichen Güte zu erkennen und ihn damit zu identifizieren. Da die wahre Natur des Menschen geistig und Geist unendlich, allgegenwärtig ist, hat alles Gute — als das unfehlbare, vollkommene Wirken des Christus — einen Einfluß, der weit über den persönlichen Bereich hinausgeht.

Wir verhelfen der Menschheit zur größten Gerechtigkeit, wenn wir jeden Menschen „mit dem allumfassenden Guten“ identifizieren. Solange uns das Zeugnis der materiellen Sinne noch den Blick auf den wahren Menschen und die unzerstörbare geistige Schöpfung verzerrt, haben wir reichlich Gelegenheit zu individuellem Wachstum. Angesichts der zahllosen Aufgaben sollten wir jedoch keine Zeit verlieren und auf der Stelle damit beginnen. Wir sind dabei keine aussichtslosen Einzelkämpfer, sondern reihen uns ein in eine große Schar hingebungsvoller Menschen, die wissen, daß jeder individuelle Fortschritt — wenn er aus selbstloser Liebe zur gesamten Schöpfung Gottes einschließlich des Menschen erwächst — zählt und uns der idealen, gerechten Gesellschaftsordnung, die Christus Jesus uns vorausgesagt hat, näherbringt. Wir können dann gewiß sein, daß Gebet Ungerechtigkeit in der Welt heilt.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Januar 1996

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.