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Die umwandelnde Macht der Heiligen Schrift

Diese illustrierte Bibelserie im Herold schildert die dramatische Entwicklung der heiligen Schriften in der Welt über Jahrtausende hinweg. Im Mittelpunkt stehen die großen Reformer, die die Bibel geschrieben und übersetzt haben. Viele von ihnen opferten ihr Leben, um die Bibel und ihren umwandelnden Einfluß allen Menschen zugänglich zu machen. Die Serie erscheint monatlich.

Die King-James-Übersetzung: Das große Werk wird in Gang gebracht

2. Teil

Aus der Januar 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


KURZE BESCHREIBUNG DER SECHS KOMITEES


Das hebräische Komitee von Westminster — Übersetzer vom ersten Buch Mose bis zum zweiten Buch der Könige

Lancelot Andrewes war eine ausgezeichnete Wahl für den Vorsitz in diesem Komitee. Er hatte erstaunliche Kenntnisse in Hebräisch, Griechisch, Latein, Chaldäisch, Syrisch, Aramäisch und weiteren fünfzehn Volkssprachen. Und er war so gründlich mit den Kirchenvätern vertraut, daß seine Freunde ihn oft mit „diesen tugendhaften Männern“ verglichen. Er galt in England und auf dem Kontinent als internationales „Auskunftsbüro“ für Fragen der Bibelkunde, und seine Predigten waren unübertroffen.

Zu den neun Mitgliedern von Andrewes’ Komitee gehörten zweierklärte Arminianer, der Theologe Hadrian Saravia, ein Abenteurer namens John Layfield, der Kaplan in Westindien gewesen war und ein populäres Buch über seine Reisen geschrieben hatte, und William Bedwell, der das Studium des Arabischen in England eingeführt hatte.

Andrewes, ein zurückhaltender und toleranter Mann, war hochqualifizert dafür, als Vermittler zwischen den verschiedenen Gruppen in seinem Komitee zu wirken. Als König Jakob und Bancroft ihn zum Vorsitzenden des hebräischen Übersetzerkomitees von Westminster machten, legten sie den Pentateuch in die Hände eines Meisters der Literatur.

Das hebräische Komitee von Cambridge — Übersetzer vom ersten Buch der Chronik bis Prediger

In diesem Komitee arbeiteten einige der besten Hebraisten, die es in England gab. Der Vorsitzende war Edward Lively — ein gemäßigter Anglikaner, dem seine Ehe und dreizehn Kinder mehr bedeuteten als eine Karriere an der Universität. Er hatte die beste hebräische Grammatik der damaligen Zeit geschrieben und vertrat die Auffassung, daß man zu den hebräischen Urtexten des Alten Testaments zurückgehen müsse, um dessen Lehren zu erfassen. Deshalb wollte er natürlich gern, daß die künftige Bibel eine völlig neue Übersetzung aus dem Hebräischen wurde.

Sein frühzeitiger Tod im Jahre 1605 schuf zeitweilig Verwirrung im Komitee. Doch sein gedanklicher Einfluß auf beide Cambridger Komitees blieb erhalten, denn er hatte die Arbeit der ganzen Gruppe überwacht und alle ihre Übersetzer ernannt.

Nach Livelys Tod übernahm John Richardson den Vorsitz im Komitee. Richardson behielt seine radikalen arminianischen Ansichten wahrscheinlich tunlichst für sich und ordnete sich dem sehr beliebten Laurence Chaderton unter, einem der landesweit anerkannten Führer der Puritanerbewegung.

Chaderton wurde für die Cambridger Gruppe die geistige und intellektuelle Quelle, die Andrewes für die Gruppe in Westminster darstellte. Als Vater der evangelischen Predigtkunst in England muß Chaderton ein unschätzbarer Mitarbeiter an den großen poetischen Büchern der Bibel — Psalter, Sprüche, Hoheslied und Prediger — gewesen sein.

Weitere Mitglieder des Komitees waren der Dichter Thomas Harrison und der volkstümliche Schriftsteller Francis Dillingham.

Das hebräische Komitee von Oxford — Übersetzer von Jesaja bis Maleachi

Der Vorsitzende John Harding war Regius-Professor für Hebräisch in Oxford. Er war Puritaner und hatte einige gleichgesinnte Gelehrte in sein Komitee geholt. Bancroft handelte also sicher klug, als er diesem radikalen Team einen wichtigen, aber wenig Zündstoff bergenden Teil der Bibel zuwies — die majestätischen und poetischen Stimmen der großen hebräischen Propheten.

Der führende Geist des Komitees war der leidenschaftliche Calvinist John Rainolds, der das ganze Übersetzungsprojekt auf der Konferenz in Hampton Court ins Rollen gebracht hatte. Obwohl Rainolds ernstlich krank war, arbeitete er standhaft weiter. Bis zu seinem Tod im Jahre 1607 kamen die anderen Komiteemitglieder einmal die Woche in seine Wohnung im Corpus Christi College, um an seinem Bett mit ihm zu arbeiten.

Rainolds Gelehrsamkeit auf allen Gebieten galt als „geradezu unglaublich“ — besonders in Hebräisch und den orientalischen Sprachen. Und es traf sich besonders gut, daß ein Mann, dessen Predigten alle das Thema Sünde ansprachen, die Übersetzung israelitischer Propheten wie Jeremia und Amos leiten sollte, die so verzweifelt waren über die Sünden ihres Volkes.

Andere Übersetzer in diesem Komitee waren der Regius-Professor der Theologie Thomas Holland, der beliebte puritanische Prediger Richard Kilbye und Miles Smith, der wegen seiner Kenntnisse in Chaldäisch, Syrisch, Arabisch, Hebräisch, Griechisch, Latein und Geographie als „wandelnde Bibliothek“ bezeichnet wurde.

Das griechische Komitee von Cambridge — Übersetzer der Apokryphen

Von den sechs Komiteemitgliedern, die die Apokryphen übersetzten, gehörten mindestens drei der Low-Church an. Sie betrachteten die Apokryphen höchstwahrscheinlich nicht als Gottes Wort. Vielleicht wären sie sogar dafür gewesen, sie ganz aus der neuen Bibel zu streichen.

Darum ernannte Bancroft als Gegengewicht gegen das protestantische Element im Komitee einen starken Kirchenmann, John Duport, zum Vorsitzenden. Duport war zweimal Vizekanzler in Cambridge gewesen und war für strenge Disziplin bekannt. Er wetterte dauernd gegen „die Unordnung an der Universität“.

Duport wurde im Komitee wahrscheinlich am stärksten von Andrew Downes unterstützt, einem Mann der Hochkirche, der als der führende Gräzist seiner Zeit galt. Ein anderes hervorragendes Komiteemitglied war Downes’ begabtester Schüler John Bois, der — als noch junges Fakultätsmitglied — wahrscheinlich das Arbeitspferd des Komitees gewesen ist. Bois, ein beliebter Geistlicher, der für seine geschliffenen Predigten bekannt war, hatte etwas von einem Dynamo. Er arbeitete rund um die Uhr und begann seine Vorlesungen in Hebräisch und Griechisch um vier Uhr morgens.

Komiteemitglied Samuel Ward, Rektor am Sidney Sussex College, war ein passionierter Puritaner, der dadurch berühmt geworden war, daß einige der großen Prediger seiner Zeit durch seine Schule gegangen waren. Sein Stilgefühl hat wohl den Apokryphen der King-James-Bibel viel von ihrer Dramatik verliehen. Und da er sein Leben lang ein Friedensstifter war, hat er sicher heilenden Balsam auf die Diskussionen eines Komitees geträufelt, das sich ohne ihn vielleicht in ein theologisches Schlachtfeld verwandelt hätte.

Das griechische Komitee von Oxford — Übersetzer der Evangelien, der Apostelgeschichte und der Offenbarung

Bancroft vertraute die Bücher, die das Herz der Lehren Jesu enthalten, einem Komitee an, das aus einer sorgfältig ausgewogenen Mischung von Mitgliedern der High-Church und der Low-Church bestand. Den überzeugten anglikanischen Hochkirchler Thomas Ravis wählte er zum Vorsitzenden, der die Gruppe bei ihrer Arbeit anleiten sollte. Ravis war in Oxford als ausgezeichneter Administrator und kompromißloser Zuchtmeister bekannt, der manchmal Studenten für schlechtes Betragen sogar einlochte. Der Idee einer neuen Bibelübersetzung hatte er zuerst ablehnend gegenübergestanden. Wahrscheinlich war er daran interessiert, möglichst eng beim Wortlaut der Bischofsbibel zu bleiben.

Doch einige liberale Komiteemitglieder haben sich sicherlich Ravis’ Konservatismus widersetzt, besonders der lebensfrohe Puritaner George Abbot. Abbot hatte sich als Bibelgelehrter nie besonders ausgezeichnet, aber er war der Krone, der Kirche und der Heiligen Schrift so ergeben, daß Jakob ihn schließlich zum Erzbischof von Canterbury ernannte. Und er hatte ein großartiges Geschick, mit Worten umzugehen — er predigte und schrieb in gutem, klarem Englisch.

Es gab im Komitee vier außerordentlich kompetente Gräzisten. Der hervorragendste von ihnen war der Provost von Eton, Sir Henry Savile, der international beachtliches Ansehen als Übersetzer und Lehrer genoß.

Das griechische Komitee von Westmister — Übersetzer von Römer bis Judas

Dieses Komitee stellte für Bancroft wahrscheinlich eine besondere Herausforderung dar. Nur drei der sieben Mitglieder waren gute Experten für Griechisch, und alle drei standen dem puritanischcalvinistischen Gedankengut nahe. So mag er befürchtet haben, daß dies den Lehren des Paulus eine entsprechende Tendenz verleihen könnte. Bancroft löste das Problem, indem er den konservativen Kirchenmann William Barlow zum Vorsitzenden ernannte. Der Erzbischof wußte, daß Barlow — als hoher Kirchenbeamter und der einzige öffentlich bekannte Autor dieses Komitees — imstande sein würde, den Puritanern die Stirn zu bieten.

Die Mitglieder des Komitees zeichneten sich durch viele Leistungen aus. Barlow verfaßte wirkungsvolle Traktate und Predigten, Roger Fenton war ein fesselnder volkstümlicher Prediger. Und John Spenser war der talentierte Herausgeber von Richard Hookers berühmten Laws of Ecclesiastical Polity.

Vor allem aber war die griechische Gruppe von Westminster ein Komitee praktisch tätiger Geistlicher, die sich dem gemäßigten Christentum verpflichtet fühlten. Sie waren an erster Stelle Männer der Kirche und dann erst Gelehrte. Und so waren sie die wirkungsvollsten modernen Sprecher für die großen Briefschreiber der frühchristlichen Kirche.

ZUSAMMENFASSUNG


Es waren meisterhafte Entscheidungen, die König Jakob und Erzbischof Bancroft bei der Zuordnung der einzelnen Übersetzungsaufgaben an die sechs Komitees von Gelehrten getroffen hatten! Manchmal entschieden sie sich ökumenisch, manchmal konservativ, manchmal zweckmäßig. Aber alle Entscheidungen waren praktisch — und erwiesen sich als äußerst vorteilhaft für die Bearbeitung des jeweiligen biblischen Materials.

Man kann sich gut vorstellen, daß es ernsthafte Debatten gab, als sich alle diese Puritaner, Arminianer und Hochkirchler zum ersten Mal in ihren Räumen zur Arbeit zusammenfanden. Es mag sogar theologische Explosionen gegeben haben.

Aber das, was die Übersetzer Jahr für Jahr bei ihrer mühsamen und anstrengenden Arbeit aufrechterhielt, war ein erhabenes Bewußtsein ihrer Mission — nämlich eine englische Bibel zu schmieden, die die Jahrhunderte überdauern sollte, eine Bibel, die nicht nur viele theologische Fragen fair behandelte, sondern auch den Urtext so genau wiedergab, daß sie über allen Herausforderungen, allen Kontroversen und jedem Versagen stand. Und während diese hingebungsvollen Männer sich Seite an Seite durch den geheiligten Text hindurcharbeiteten, muß ihnen dieser Text ein sicheres Bewußtsein der göttlichen Gegenwart verliehen haben, die mit ihnen und durch sie und in ihnen wirkte.

Die Redakteurin Mary Trammell ist Bibelgelehrte, und der Redakteur für besondere Aufgaben William Dawley war als Journalist tätig.

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