Manchmal Kommen Wir in unserem Leben an einen Kreuzweg, und wir wissen nicht, in welche Richtung wir gehen sollen. Wenn wir nicht sofort eine Antwort bekommen, kann es sein, daß wir uns ungeduldig auf den Weg machen. Dadurch laufen wir Gefahr, daß der menschliche Wille uns in eine falsche Richtung führt. Erst wenn wir reumütig zum Ausgangspunkt zurückkehren, wird es uns klar, daß wir unsere Ungeduld zum Schweigen bringen und besser auf Gottes Stimme hören müssen, um Seinen göttlichen Plan zu erkennen.
Dies wurde mir einmal bewiesen durch eine Erfahrung, die mir klar zeigte, was für gute Wegweiser Demut und Weisheit sind. Eines Sonntagnachmittags mußte ich einen Besuch in einer mir fremden Gegend unserer großen Stadt machen. Ich parkte mein Auto irgendwo, denn die Straßen waren wegen der U-Bahn-Arbeiten aufgerissen. Dann lief ich zu Fuß und suchte die Straße und Hausnummer der Frau, die ich besuchen wollte. Als ich später wieder aus diesem Haus kam, war es dunkel und regnete und schneite alles durcheinander. Ohne zu überlegen, lief ich in die falsche Richtung. Da ich mich in diesem Teil der Stadt nicht auskannte, sahen die Straßen und Häuser alle gleich aus, und ich konnte mein Auto nicht mehr finden.
Nachdem ich sehr lange vergeblich gesucht hatte, kam ich an eine Polizeistation. Ich erzählte einem Beamten mein Problem und bat ihn, einen Funkstreifenwagen zu rufen, der mit mir herumfahren würde, um mein Auto zu suchen. Wir fuhren zwei Stunden umher und fanden den Wagen nicht. Ununterbrochen hörte ich aus dem Funk, was alles in der Nacht in der Stadt passiert war.
Wie kann ich Gottes Stimme hören, wenn ich mich ohne Gebet an menschliche Hilfe wende?
Plötzlich kam mir der Gedanke: Was tue ich hier? Ich habe ja in der ganzen Zeit überhaupt nicht gebetet! Wie kann ich Gottes Stimme hören, wenn ich mich ohne Gebet an menschliche Hilfe wende? Sofort bedankte ich mich bei den freundlichen und hilfsbereiten Beamten und stieg aus, um allein weiterzusuchen. Diesmal verließ ich mich auf die Führung Gottes, der göttlichen Intelligenz.
Ich blieb stehen und betete. Dann ging ich zu dem Haus zurück, in dem ich den Besuch gemacht hatte. Von diesem Ausgangspunkt wurde ich — während ich weiter betete und auf die Führung des göttlichen Gemüts lauschte — in eine ganz andere Richtung geführt, als die, in der ich vorher war. Als ich an einen Kreuzweg kam, lief ich in die Richtung, die mir die richtige zu sein schien. Doch ich lauschte weiter auf Gott und wurde dazu geführt zurückzugehen. Erst dann sah ich eine kleine Holzbrücke. Ich überquerte sie, und auf der anderen Seite stand mein Auto. Diese Erfahrung zeigte mir, wie wertvoll unsere Bemühungen um ein besseres Verständnis von Gott und um ein Leben in Einklang mit Seiner guten Absicht sind. Ich bin sehr dankbar für die hilfreiche Lektion, die ich da gelernt habe.
Wie oft laufen wir auf unserer geistwärts gerichteten Wanderung in eine falsche Richtung, wenn wir nicht wachsam genug sind, uns der Führung der göttlichen Liebe ganz anzuvertrauen, oder wenn wir uns von den Meinungen anderer beeinflussen lassen. Im Lehrbuch der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjen s’aiens), Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schreibt die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, Mary Baker Eddy: „Es gibt nur einen Weg zum Himmel, zur Harmonie, und Christus zeigt uns diesen Weg in der göttlichen Wissenschaft. Das heißt keine andere Wirklichkeit kennen — kein anderes Lebensbewußtsein haben — als das Gute, als Gott und Seine Widerspiegelung, und sich über die sogenannten Schmerzen und Freuden der Sinne erheben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 242.
Durch tiefe Demut und Selbstverleugnung kommen wir in Gottes heilige Gegenwart.
Eigenwille und Selbstgerechtigkeit stehen uns vielleicht im Wege und versperren uns die rechte Richtung. Aber durch Gebet können wir solche falschen Charakterzüge aufgeben und Gottes immerwährende, schützende Gegenwart klarer wahrnehmen. Wir erlangen auch eine wunderbare Gewißheit unserer geistigen Natur und den moralischen Mut, nicht auf Einflüsterungen zu hören, die uns in den Materialismus führen — weg von Gott.
Solches Gebet ist nicht nur ein Bittgebet. Es erkennt die Geistigkeit des Menschen und seine Untrennbarkeit von Gott an. Es beruht auf dem Verständnis der Allheit Gottes, des Geistes, und der Nichtsheit der Materie. Was ist dieses Verständnis, und wie kann man es erlangen? Durch tiefe Demut und Selbstverleugnung kommen wir in Gottes heilige Gegenwart. Wir empfinden Gottes Liebe und Güte, und dieses Gefühl Seiner Nähe löscht alle Furcht und Zweifel aus.
Christus Jesus lehrte seine Nachfolger liebevoll, wie sie beten sollen. Er sagte: „Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir’s vergelten.“ Mt 6:6. Das verborgene Kämmerlein bedeutet nicht unbedingt vier Wände, sondern es ist das Bewußtsein der Einheit mit unserem Vater-Mutter Gott. In der Bibel wird berichtet, daß Jesus sich manchmal von seinen Jüngern zurückzog, um zu beten, und er sprach zumindest einmal von seiner Einheit mit seinem himmlischen Vater. Siehe Joh 10:30. Wie wertvoll diese Zeiten des Gebets waren, bewies seine Heilarbeit. Da waren die Lahmen, die Blinden und die Aussätzigen, die auf ihn warteten — „und er heilte sie alle“ Mt 12:15., heißt es in der Heiligen Schrift.
Das griechische Wort für Kämmerlein ist tameion und bedeutet „Vorratskammer“. Wie wunderbar, sich eine Vorratskammer für alle geistigen Antworten vorzustellen! Die Fülle und der Reichtum der göttlichen Liebe stehen uns zur Verfügung, wo und wann immer wir sie brauchen. Wenn wir in unsere „Vorratskammer“ hineingehen, unsere Bewußtseinstür zumachen und alle sterblichen Gedanken und Emotionen draußen lassen, können wir sicher sein, daß unsere Gebete erhört werden und wir die Antwort bekommen, die zur Heilung führt.
Du Volk Zions, das in Jerusalem wohnt,
du wirst nicht weinen!
Er wird dir gnädig sein, wenn du rufst.
Er wird dir antworten, sobald er’s hört.
Deine Ohren werden hinter dir das Wort hören:
„Dies ist der Weg; den geht!
Sonst weder zur Rechten noch zur Linken!”
Und er wird deinem Samen, den du auf
den Acker gesät hast, Regen geben
und dir Brot geben vom Ertrag des Ackers
in voller Genüge.
Jesaja 30:19, 21, 23
