Jede Lektionspredigt, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft — Bibellektionen veröffentlicht wird, bildet eine Einheit. Die Bibelzitate (nach der Lutherbibel, revidierte Ausgabe 1984) werden durch Stellen aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, bestätigt und erklärt. Der Herold veröffentlicht verschiedene Anmerkungen und Kommentare, um den Lesern die vielseitigen Möglichkeiten aufzuzeigen, wie sie selbst weiterforschen können.
Unwirklichkeit
7. April
Kinder, laßt euch von niemandem verführen! Wer recht tut, der ist gerecht, wie auch jener gerecht ist. (1. Joh 3:7)
In einer Fußnote zu o. g. Vers erklärt die ScB: „, Gerechtigkeit' bedeutet hier. .. das gerechte Leben, das ein Ergebnis der Erlösung durch Christus ist. Durch Gottes Gnade handelt der Gläubige gerecht, weil er gerecht geworden ist (Röm 3,22; siehe Röm 10,3)." In zwei modernen Bibelübersetzungen lautet 1. Joh 3:7 folgendermaßen. GN: „Laßt euch von niemand irreführen, meine Kinder! Wer das Rechte tut, kann wie Christus vor Gottes Urteil bestehen." Hfa: „Meine geliebten Kinder! Laßt euch von niemandem vom richtigen Weg abbringen! Ihr dürft nur dem vertrauen, der wie Christus ein Leben führt, das Gott gefällt."
Da führten sie Jesus von Kaiphas zum Prätorium. (Joh 18:28)
Im ALB wird erklärt, was das Prätorium ist: „Im Prozeß Jesu (Mt 27,27; Mk 15,16; Joh 18,18.33; 19,9) bezeichnet es den Amtssitz des römischen Statthalters Pontius Pilatus in Jerusalem, wohl zu identifizieren mit der Burg Antonia im Nordwesten des Tempelplatzes oder mit dem Herodespalast im Westen der Stadt beim Jaffator." In verschiedenen anderen Bibelstellen hat das erwähnte „Prätorium" andere Bedeutungen (siehe ALB, S. 31).
Da kam Pilatus zu ihnen heraus und fragte: Was für eine Klage bringt ihr gegen diesen Menschen vor? Sie antworteten und sprachen zu ihm: Wäre dieser nicht ein Übeltäter, wir hätten ihn dir nicht überantwortet. (Joh 18:29, 30)
Das HdE führt uns die Heuchelei von Jesu Anklägern deutlich vor Augen: „Die religiösen Führer bringen Jesus vor Pilatus, den römischen Statthalter. Jetzt ist er nicht nur den Vorurteilen seines eigenen Volkes, sondern auch noch der schwankenden Gerechtigkeit der weltlichen Obrigkeit ausgesetzt. Die Juden lehnen es ab, das Hauptquartier des Pilatus zu betreten, weil sie angeblich davor Angst hatten, sich zu verunreinigen (als unrein galt jeder Jude, der in dieser Passahzeit das Haus eines Heiden betrat, das vom Sauerteig nicht geläutert war). Das war ein nicht mehr zu überbietendes Beispiel an Heuchelei, denn sie waren ja gerade dabei, sich moralisch zu verunreinigen (Jesaja 59,3)."
Gehören Sünde, Krankheit und Tod der Wirklichkeit an?
14. April
Wach auf, Psalter und Harfe! Ich will das Morgenrot wecken. (Ps 108:3)
Dieser Psalmvers drückt die besondere Poesie der Bibel aus, die genug Raum läßt für ganz individuelle Vorstellungen des Beschriebenen. Die Hfa-Übersetzung dagegen malt ein viel realistischeres Bild: „Harfe und Zither, wacht auf! Ich will den neuen Tag mit meinem Lied begrüßen."
Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest. Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. (Gal 6:1, 2)
Aü macht deutlich, daß wir nur durch den geistigen Sinn, „als geistlich Gesinnte", erkennen können, daß ein Fehler von der Person zu trennen ist und daß eine Bedingung daran geknüpft ist, den vollen Segen des Gesetzes Christi zu erleben: „Brüder, sollte wirklich jemand bei einem Fehltritt betroffen werden, so bringt ihn als geistlich Gesinnte im Geist der Milde wieder zurecht, und sei auf deiner Hut, daß du nicht auch verführt werdest! Tragt einer des andern Lasten: dann erst werdet ihr das Gesetz Christi ganz erfüllen!"
Die Versöhnungslehre
21. April
Liebe Brüder, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger: Enthaltet euch von fleischlichen Begierden, die gegen die Seele streiten. (1. Petr 2:1 1)
Bruns veranschaulicht, was mit „Fremdlingen und Pilgern" gemeint ist: „Darum ermahne ich euch, liebe Brüder, denen diese Welt keine rechte Heimat mehr sein kann: Enthaltet euch der selbstsüchtigen Begehrlichkeiten! Sie streiten nur gegen euer Leben."
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen. (Mt 5:5)
Lamsa erklärt aus den orientalischen Gebräuchen, warum die Sanftmütigen ausgerechnet „das Erdreich besitzen" sollen: „Diese Seligpreisung ist noch stets ein allgemein gebrauchtes orientalisches Sprichwort. Es bezieht sich auf eine Art von Menschen, die nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Auch besitzen sie nicht jenes rechthaberische Naturell, das meist zu Streitigkeiten und Zänkereien führt, die oft in Mord und Todschlag endigen. Solche Leute sind Anhänger des passiven Gehorsams. Sie unterwerfen sich eher einer ungerechten Behandlung, als sich dagegen aufzulehnen, selbst wenn sie ihnen viel Beschwerliches auferlegt. ...
Im Nahen Osten ist es noch heute Brauch, das Land eines Mannes, der — ohne männliche Erben zu hinterlassen — natürlichen Todes stirbt oder im Krieg getötet wird, an verdiente Sanftmütige zu übertragen. Auch ziehen die Besitzer von Ländereien es stets vor, ihre Weingärten und übrigen Güter an ruhige Männer von verantwortungsbewusstem und zuverlässigem Charakter zu verpachten. Auf diese Weise werden die Sanftmütigen schliesslich gesegnet und nehmen an Macht und Wohlstand zu.
.. . Jesus unterstreicht in dieser Seligpreisung die Güte und Grösse der Sanftmut, die zu Zufriedenheit und Genugtuung führt, während im Gegensatz dazu die ständige Unrast vielfach Aufruhr und Verletzung der Gesetze nach sich zieht."
Die Probezeit nach dem Tode
28. April
Durch den Glauben wurde Henoch entrückt, damit er den Tod nicht sehe, und wurde nicht mehr gefunden, weil Gott ihn entrückt hatte; denn vor seiner Entrückung ist ihm bezeugt worden, daß er Gott gefallen habe. Aber ohne Glauben ist's unmöglich, Gott zu gefallen: denn wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er ist und daß er denen, die ihn suchen, ihren Lohn gibt. (Hebr 11:5,6)
Die WStB macht deutlich, daß der Glaube keine Willenssache ist: „Zweimal wird im Bericht von Henoch 1Mo 5, 21–24 gesagt:, Henoch wandelte mit Gott.' Hier erklärt der Apostel, was das bedeutet: Henoch lebte im Glauben, und dieser Glaube war die Voraussetzung seiner Entrückung. Daran wird uns wieder deutlich, daß es sich beim Glauben nicht um einen menschlichen Denkakt handelt, um ein gedankliches Fürwahrhalten irgendwelcher biblischer Aussagen oder theologischer Lehrsätze; glauben heißt, mit Gott leben. Auf diesem Leben mit Gott ruht sein Wohlgefallen. ... Nur Menschen, die im Glauben mit Gott leben und den Zeugendienst auf Erden für ihn treu ausrichten, werden an der Entrückung teilhaben."
Zu Vers 6 heißt es weiter: „Hier handelt es sich nicht um einen dogmatischen Zwang, der uns aufgenötigt wird, sondern um eine Ordnung und Regel, die Gott gesetzt hat. Der Glaube an Gott, so wie er uns am Beispiel der Glaubenszeugen des AT aufgewiesen wird, ist von Gott verordnete Voraussetzung für den, der das Heil erlangen will. ... Ist die Unsichtbarkeit Gottes einerseits die unausgesprochene Voraussetzung für den Glauben, so ist andererseits der Glaube doch mehr als nur ein gedanklicher Vorgang, in dem ein Mensch die Unsichtbarkeit Gottes anerkennt; unser Glaube ist vielmehr Ausdruck einer totalen Lebensgemeinschaft mit Gott, die alle Bezirke unseres Lebens umgreift."
Abkürzungen
ALB = Anhang der Lutherbibel
AÜ = Albrechts Bibelübersetzung
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit Erklärungen
GN = Gute Nachricht
HdE = Handbuch der Evangelien
Hfa = Hoffnung für alle
Lamsa = George M. Lamsa, Die Evangelien in aramäischer Sicht
ScB = Scofield-Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel
