Es Macht Keinen Spaß, sich immer Sorgen darüber zu machen, was andere über einen denken. Ich weiß. Aber als ich in der zehnten Klasse war, kam ich zu einer Erkenntnis, die meine Aufmerksamkeit von mir auf andere lenkte und mich viel mehr Freude am Leben finden ließ.
Ich machte mich eines Morgens für die Schule fertig, als mir der Gedanke kam: „Meine Schulkameraden kümmern sich wahrscheinlich viel mehr darum, was andere über sie denken, als darum, was sie über mich denken. Warum behandle ich sie, anstatt darüber besorgt zu sein, ob sie mich mögen, nicht in einer Weise, die zeigt, daß ich sie mag?" An diesem Tag ergriff ich die Initiative und begrüßte andere in liebevoller Weise, anstatt mir auf den Korridoren der Schule wie ein ungeliebter Außenseiter vorzukommen und darauf zu warten, daß andere an mir Interesse zeigten. Es war ein gutes Gefühl — ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben und in meiner Beziehung zu anderen.
Das wachsende Selbstvertrauen, das ich spürte, als ich mein Augenmerk von mir weg- und auf die Fürsorge für andere hinlenkte, kam durch das Befolgen eines geistigen Gesetzes, obwohl mir zum damaligen Zeitpunkt nicht klar war, daß ich das tat. Mein Verhalten war eine Umsetzung dessen, was allgemein die goldene Regel genannt wird — die Lehre von Christus Jesus: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!" Mt 7:12. Der Gehorsam gegen geistige Gesetze steigert unser Selbstwertgefühl, weil wir uns durch den Gehorsam unseres wahren Wesens und unseres Zwecks unter dem Gesetz Gottes bewußt werden — nämlich der genaue Ausdruck der göttlichen Liebe zu sein.
Unser Schöpfer, das göttliche Gemüt, ist sich unser immer bewußt als Seiner geistigen Idee, der Mensch, Seiner vollkommenen geistigen Widerspiegelung. Wenn wir uns mit Gott verbinden und Sein Gesetz befolgen, werden wir uns mehr bewußt, wie Er uns kennt und erhält. Dieses Bewußtsein unserer geistigen Identität und unseres Zwecks oder dieses geistige Selbst-bewußtsein ist gesund. Viele Jahre lang hat mich folgender Abschnitt in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy inspiriert, das Selbstbewußtsein auf diese geistigere Weise zu betrachten. Er heißt: „Jesus war der Sprößling von Marias bewußter Gemeinschaft mit Gott." Wissenschaft und Gesundheit, S. 29.
Das „Selbst", das Gott uns bewußtmacht, ist bei Ihm sicher geborgen. Es setzt sein Vertrauen auf Gott und Seine Allerhabenheit und darauf, Sein Ausdruck zu sein. Wenn man erkennt, daß der Mensch existiert, um Gott, das Gute, auszudrücken, daß Gott jedes Seiner Kinder zu diesem Zweck erhält und daß nichts in irgendeiner Weise die Macht hat, Gottes Gebot umzukehren, dann erkennt man, daß das allerwichtigste Mittel, um Selbstvertrauen zu gewinnen, darin liegt, Gott im tagtäglichen Leben zu gehorchen. Und man findet den Mut und die Demut, Ihm zu gehorchen, auch wenn das nicht allgemein beliebt sein mag.
Schauen wir uns einmal Daniel in der Bibel an. Siehe Dan., Kap. 1. Als junger Mensch, möglicherweise als Teenager, war sich Daniel so sehr der Allerhabenheit Gottes bewußt, daß er nicht um sich selbst besorgt war, als er in eine Situation geriet, in der er für sein Recht eintreten mußte, Gott zu gehorchen. Seine Sicherheit lag im treuen Gehorsam gegen Gott. Es war für Daniel sehr wichtig, bei seinem Begriff von sich selbst als Gottes treuer Diener keine Zugeständnisse zu machen.
Der König von Babel, Nebukadnezar, hatte Jerusalem in Juda belagert, wo Daniel lebte, und seinem obersten Kämmerer Aschpenas befohlen, einige der vielversprechendsten jungen Männer von Juda auszuwählen und nach Babel zurückzubringen, um sie für den Dienst am königlichen Hof auszubilden. Daniel war einer von ihnen. Nach drei Jahren Schulung prüfte der König diese jungen Männer und wählte diejenigen mit dem höchsten Maß an Verständnis, Wissen, Fähigkeiten und körperlicher Fitneß, um ihm zu dienen. Der König befahl Aschpenas, den jungen Männern drei Jahre lang jeden Tag von seiner eigenen Speise und seinem Wein zu geben, weil er glaubte, daß sie dann in bester Form bleiben würden.
Diese Vorkehrung stand Daniels religiösen Ansichten entgegen. Daniel wußte, daß der Gehorsam gegen Gott ihn in bester Form halten würde. Ohne also zu zögern oder ohne sich darum zu kümmern, was andere denken könnten, bat er Aschpenas, ihn von dieser Vorkehrung zu befreien.
Obwohl Aschpenas Daniel inzwischen sehr mochte und respektierte, war er doch über Daniels Bitte sehr beunruhigt. Er konnte sich nicht vorstellen, daß es Daniel so gut wie den anderen jungen Männern gehen würde, wenn er, wie er verlangte, nur Gemüse essen und Wasser trinken würde. Aschpenas fürchtete, mit dem König Schwierigkeiten zu bekommen. Also übte er auf Daniel Druck aus: „Ich fürchte mich vor meinem Herrn, dem König, der euch eure Speise und euern Trank bestimmt hat. Wenn er merken würde, daß euer Aussehen schlechter ist als das der andern jungen Leute eures Alters, so brächtet ihr mich bei dem König um mein Leben." Um Aschpenas von seinen Sorgen zu befreien, bat Daniel den Aufseher, den Aschpenas über Daniel und drei seiner Freunde gesetzt hatte, ihnen den Gemüsebrei und das Wasser zehn Tage lang als Versuch zu geben. Nach den zehn Tagen konnte ihr Aussehen mit dem Aussehen der Jungen verglichen werden, die die Speise und den Wein des Königs bekommen hatten, und daraufhin konnte entschieden werden, was Daniel und seine Freunde in der dreijährigen Ausbildungszeit zu essen bekommen würden.
Der Versuch war erfolgreich. Daniel und seine Freunde waren besser in Form als alle anderen. Sie durften weiterhin Gemüse und Wasser anstatt der königlichen Nahrung zu sich nehmen. Und als sie der König am Ende der drei Jahre prüfte, fand er sie in jeder Hinsicht geeigneter, an seinem Hof zu dienen, als die anderen. Das war natürlich nicht die Wirkung der Nahrung, sondern das Ergebnis ihres Gehorsams gegen Gott. Und das segnete viele, einschließlich Aschpenas, und gewann ihre Achtung.
Weil Daniel seine eigene Sicherheit gehorsam bei Gott suchte, anstatt auf die Zustimmung der Leute zu schauen, die ihn umgaben, fand er das Selbstvertrauen, das er jeden Tag brauchte — er traute sich, Gott und den Menschen selbstlos zu dienen. Ist nicht deine geistige Identität — das fortdauernde Ausdrücken der göttlichen Liebe — das Selbst, dessen du dir wirklich gerne bewußt wärst? Wenn du dir dessen bewußt bist, wie Gott dich kennt und Seiner Absicht für dich treu bist, dann macht dich das nicht zu einem Außenseiter und Versager, sondern bringt dich in Hochform.
Du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des Herrn
und ein königlicher Reif in der Hand deines Gottes.
Jesaja 62:3
