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Aufwachen!

Aus der April 1997-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


An einem heißen Sommertag fuhr ich mit dem Auto auf einer schnurgeraden Landstraße. Die Mittagshitze flimmerte auf dem Asphalt. In der Ferne kam mir ein einziges Auto entgegen. Je näher es kam, desto mehr geriet es auf meine Fahrspur. Schon hatte es die Mittellinie überfahren. Mich erfasste Panik. Was sollte ich tun: in den Graben fahren oder ebenfalls die Spur wechseln? Aber wie würde der andere Fahrer darauf reagieren? Alles Hupen half nichts. Jetzt kam er mir schon direkt entgegen. In meiner Not rief ich: Aufwachen, aufwachen! Im letzten Moment schwenkte der andere Wagen zurück auf seine Straßenseite. Mir zitterten noch lange danach die Knie.

Natürlich hatte der andere Fahrer mein Rufen nicht gehört. Aber vielleicht haben ihn meine Gedanken erreicht. Ich war trotz des Schreckens nicht ärgerlich auf den anderen, obwohl sich die Situation als äußerst kritisch zeigte. Aber ich dachte mir, von jetzt an muss ich mich ganz intensiv mit der Bedeutung von Wachsamkeit befassen.

Bis zu diesem Erlebnis war es mir selbst schon passiert, dass ich bei langen Autobahnfahrten am Abend oder in der Nachtzeit für einen knappen Moment eingenickt war. Es war ein Kampf mit dem Schlaf und ich nahm mir vor, diesen Kampf ein für alle Mal zu gewinnen. Das ist jetzt vierzig Jahre her.

Die Anerkennung der Allgegenwart der göttlichen Liebe läßt uns wachsam bleiben, so dass nichts Ermüdendes in unsere Gedanken eindringen kann.

Wachsamkeit ist seitdem zu einem ganz wichtigen Bestandteil meines Lebens geworden. Es ist eine Bereitschaft, Gutes zu erfahren und weiterzugeben. Ein waches Bewusstsein ist die Voraussetzung dafür, den Christus zu erkennen, d. h. sich nicht von den Einflüssen des persönlichen Sinnes beeindrucken zu lassen, sondern mit einem festen Glauben den Verheißungen zu folgen, die Jesus uns gab. Dies öffnet den Blick für die heilende Mission, die wir zu erfüllen haben, in allem, was wir tun.

Wenn wir tagsüber wachsam sind, kann uns auch nachts nichts schrecken. Wir können beanspruchen, nachts zur rechten Zeit einen tiefen und erholsamen Schlaf zu haben, bei dem wir uns geborgen und beschützt fühlen und wissen, dass auch dann nichts Falsches in die Gedanken eindringen kann. Wenn es aber erforderlich ist, sollte es uns klar sein, dass uns niemand unsere Wachsamkeit nehmen kann.

Schon seit dem Besuch der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft hat mich die Bibelgeschichte immer wieder beschäftigt, in der Jesus sich im Garten Gethsemane auf seine Auferstehung vorbereitete, nämlich die Unverletzlichkeit des vollkommenen Menschen unter Beweis zu stellen, und er seine Jünger schlafend fand und sagte: „Könnt ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? Wachet und betet, daß ihr nicht in Anfechtung fallet!" Mt 26:40, 41. Diese Aufforderung zur Wachsamkeit hat mich seit dem Erlebnis auf der Straße ständig begleitet und war Grundlage für ein ernsthaftes Studium der Bibel mit ihrer geistigen Bedeutung geworden.

In einer Zeit der Überflutung von Informationen rund um den Erdball ist es besonders wichtig geworden, alle Eindrücke, die auf uns einströmen, zu bewerten und zu ordnen. Nichts darf unkontrolliert in unser Denken eindringen oder unberichtigt stehen bleiben. Wir dürfen nicht glauben, irgendetwas fesselt uns oder nimmt uns so in Gedanken gefangen, dass wir den Unterschied zwischen dem wahren Sein des Menschen und dem falschen Bild nicht mehr erkennen können. Diese Suggestionen haben keine Macht.

Wachsamkeit ist eine Bereitschaft, Gutes zu erfahren und weiterzugeben.

Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Wir sollten uns mehr mit dem Guten als mit dem Bösen vertraut machen und sollten uns ebenso wachsam vor falschen Annahmen hüten, wie wir unsere Türen gegen das Eindringen von Dieben und Mördern verriegeln." Wissenschaft und Gesundheit, S. 234. Bei diesem Satz steht die Randüberschrift „Gastfreundschaft für Gesundheit und das Gute". Wer möchte nicht Gesundheit und das Gute beherbergen? Im Grunde genommen doch jeder! Sind wir eine gute Adresse für Vergebung, Wertschätzung und liebevolle Einstellung dem Menschen gegenüber oder halten sich bei uns Gedanken der Furcht, des Unfriedens oder der Überheblichkeit auf? Dann ist unsere Wachsamkeit besonders gefordert, um unser Haus, unsere Gedanken rein zu halten.

Einmal gab ein sehr aktiives Kirchenmitglied in einer Mittwoch-abendversammlung ein Zeugnis über die Heilung eines Zustands, der sie sehr bekümmert hatte. Jeden Sonntag schlief sie während des Gottesdienstes ein. Obwohl sie sich ernsthaft vornahm, wach zu bleiben, weil sie sich auf die Lesung aus der Bibel und dem Lehrbuch freute, verpasste sie regelmäßig die Lektionspredigt. Kaum war der Gottesdienst zu Ende, war sie wieder munter.

Es bedurfte einer gründlichen Klärung, weshalb der Schlaf so übermächtig zur falschen Zeit kommen konnte. Es war ein Anspruch, sie von den wahren, heilenden Gedanken unseres Pastors abzuhalten und anstelle dessen für alle unliebsamen Ereignisse des Tages so aufnahmebereit zu machen, dass sie sich ständig herausgefordert fühlte, ohne zur Ruhe zu kommen. Die Ruhe kam dann in der Kirche während des Gottesdienstes. Sie erkannte, dass sie sich von dem tierischen Magnetismus befreien musste, nicht mehr von Gott regiert zu werden, sondern Gefangene des Weltdenkens zu sein. Als sie das erkannte und die Fesseln einer falschen Abhängigkeit des Menschen ablegen konnte, war sie befreit und schlief nie wieder bei einer unpassenden Gelegenheit ein. Es ist die Anerkennung der Allgegenwart der göttlichen Liebe, die uns wachsam bleiben lässt, so dass nichts Ermüdendes in unsere Gedanken eindringen kann.

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