Nach Beendigung der 2. Klasse Gymnasium fuhr ich in den Ferien drei Wochen zu meiner Brieffreundin nach England. Es war die erste Flugreise, die ich allein unternahm. Ohne Begleitung in ein fremdes Land zu fliegen war sehr aufregend. Gleich nach den ersten zwei Tagen überfiel mich heftiges Heimweh. In den Ferien, und noch dazu in einem supertollen Land, Heimweh zu haben war wohl sehr fehl am Platz.
Ich telephonierte daher mit meiner Mutter. Sie erzählte mir über Gott, der uns immer beschützt und in dem wir immer geborgen sind. Ich sei von meinen Eltern nie getrennt, auch wenn ich sie nicht sehen kann. Und dann sagte sie noch, ich sollte irgendeine Seite in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift aufschlagen und lesen. Das tat ich dann auch und fand sofort eine wunderschöne Stelle: „Die ruhigen, starken Ströme wahrer Geistigkeit, die sich in Gesundheit, Reinheit und Selbstaufopferung offenbaren, müssen die menschliche Erfahrung vertiefen, bis die Annahmen des materiellen Daseins als eine armselige Täuschung erkannt werden und Sünde, Krankheit und Tod der wissenschaftlichen Demonstration des göttlichen Geistes und dem geistigen, vollkommenen Menschen Gottes auf ewig Raum geben." Wissenschaft und Gesundheit, S. 99:27-34. Das erinnerte mich daran, dass diese Erfahrung nur „eine armselige Täuschung" sein konnte, und ich fühlte mich danach gleich besser.
Die Mutter der englischen Gastfamilie ist Ausüberin (das sind Leute, die andere Menschen durch Gebet unterstützen) und half mir auch durch christlich-wissenschaftliche Wahrheiten. Sie sagte mir: „Sei jetzt glücklich, denke nicht daran, was kommen wird, sondern freue dich über die guten Dinge, die jetzt da sind." Trotz der guten Gedanken der anderen überfiel mich das Heimweh noch öfters. Doch nun hatte ich den Mut, gegen diese störenden Gedanken anzutreten, und bevor die Tränen flossen, rief ich: „Nein, das ist kein guter Gedanke. Er ist nicht von Gott und daher nicht wirklich. Und wenn er nicht wirklich ist, kann er mir nichts schaden. Hau ab, Irrtum, ich glaube nicht an dich!"
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