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Gedichte für den Herold schreiben

Aus der April 1997-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Kürzlich hatte der Herold Gelegenheit, mit über Gedichte im Herold zu sprechen. Julie Pabst hat an der Universität Princeton englische Literatur und Poesie studiert und berät nebenberuflich professionelle Dichter und Schriftsteller.

Julie, was erwartest du von einem guten Gedicht im Herold?

Ein Gedicht ist in erster Linie ein Kunstwerk, es ist aber nicht allein Kunst, sondern es muss die Gegenwart und Wirksamkeit der Wahrheit verkünden. Die Wahrheit über Gott und Mensch muss im Bewusstein die Grundlage sein, auch wenn nicht alles so unmittelbar formuliert ist. Das Gedicht kann genauso gut davon handeln, wie eine absolute Wahrheit sich im menschlichen Bereich, in unserem täglichen Leben, auswirkt. Wie in der Prosa darf man den Unterschied zwischen absoluten und relativen Aussagen nicht vermischen. Es darf keine Verwechslung geben zwischen der Metaphysik und den gewählten Beispielen.

Wer sollte Gedichte schreiben und der Redaktion einreichen?

Es ist für jeden Leser völlig legitim, den Wunsch zu haben, sich in Form eines Gedichts zu äußern. Ich kenne dieses Gefühl, das sich unbedingt als Gedicht manifestieren möchte, so wie andere Menschen vielleicht ein Bild malen oder ein Lied singen möchten. Genau wie in der Malerei und Musik gibt es aber gedankliche und handwerkliche Grundsätze, die erlernt und betätigt werden müssen. Der an sich liebevolle Gedanke, ein Gedicht schreiben zu wollen, kann dabei nur der allererste Schritt sein.

Ein Gedicht kann sich reimen oder nicht. Regeln gibt es trotzdem. Auch wenn es sich reimt, sind es nicht einfach Prosasätze, die getrennt wurden, um wie ein Gedicht auszusehen. Ein gutes Beispiel über das Thema ist hilfreich. Es ist sehr empfehlenswert, Werke der angesehensten Dichter (gegenwärtige und vergangene) aufmerksam zu lesen oder ein gutes Buch über die Kunst, Gedichte zu schreiben, zu lesen. Und dann — die Grundsätze üben! So wie man Klavier oder Malen übt, um Fortschritt zu machen, damit man andere segnen kann. Die Technik ist nur ein Mittel, um die Botschaft klarer zu vermitteln. Wenn man kann, sollte man einen Kurs über Poesie belegen, um einen Ansprechpartner zu bekommen, der das eigene Schreiben begutachtet.

Wenn die Schönheit der Worte mit der Wahrheit und Reinheit Hand in Hand geht, haben sie eine heilende Wirkung.

Worauf kommt es beim Schreiben an?

Ein gutes Gedicht ist eine Einheit und es entfaltet eine Schönheit, in der alles für sich wirken kann. Schönheit ist eine Weise, wie die Wahrheit verkündet wird. Die Wahrheit kann direkt angesprochen werden, sie kann aber auch umschrieben sein. Poesie nutzt Bilder, Metaphern. Die Zusammenstellung von Worten erweckt ein Gefühl, eine Atmosphäre, die den Leser die Harmonie des Geistes empfinden lässt. Poesie ist oft viel kompakter und komprimierter als Prosa, weil man in drei oder vier Wörtern mehr Empfindung ausdrückt als in einem ganzen Absatz eines Artikels. Die Vielschichtigkeit der Bedeutungen einzelner Worte ist ein Element der Proesie, ein Reichtum, der kunstvoll arrangiert sein will.

Wenn das Gedicht mit einem Gefühl, einem Bild des Dichters, beginnt, muss man dennoch wissen, dass es Gesetzmäßigkeiten gibt, die beachtet sein wollen. Wichtig ist die Klarheit der metaphysischen Aussage. Gerade für die christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften darf die Botschaft des Geistes und der Wahrheit nicht obskur sein. Klarheit und Poesie schließen einander nicht aus, aber es stimmt schon, dass gute Gedichte manchmal mit viel intensiverer Aufmerksamkeit gelesen werden müssen als Prosa.

Wann ist ein Gedicht schön?

Wie bei aller Kunst ist das natürlich ein etwas subjektives Thema! Die Schönheit des Kunstwerks ist mit dem Verständnis der Wahrheit gekoppelt. Die verwendeten Metaphern bereichern die metaphysische Aussage und wenn die Schönheit der Worte mit der Wahrheit und Reinheit Hand in Hand geht, haben sie eine heilende Wirkung.

Schönheit besteht nicht aus der Beschreibung von etwas Schönem, es ist oft die Zusammenstellung der Worte, die sehr einfach sein können. Die Kunst und auch der gedankliche Aufwand liegt darin, wie die Worte zusammengestellt sind.

Wie kann die Herold-Redaktion dem Autor helfen?

Gedichte stammen wohl aus einem etwas anders gearteten Bereich des Empfindens als ein Artikel, wenn sie auch die gleiche Quelle, die Schönheit des Geistes und der Seele haben. Der Autor empfindet in besonderem Maße, dass das Schreiben von Gott zu kommen scheint, man fühlt sich wie ein Kanal dafür. Ich kenne dieses Gefühl genau. Da es entweder mit göttlicher Eingebung zu tun hat oder leicht damit verwechselt werden kann, führt es manchmal dazu, dass der Autor meint, sein Beitrag sei bereits vollkommen. Was mir im Hinblick auf nötige Revisionen hilft, ist das Wissen, dass Mary Baker Eddy jahrzehntelang nicht aufgehört hat, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zu überarbeiten, ehe es fertig war, obwohl es von vornherein durch göttliche Eingebung kam. Auch wenn es uns wie eine Eingebung erscheint, kann der Text überarbeitet und revidiert werden. Es bedarf großer Demut, um an diesem Kunstwerk zu arbeiten. Professionelle Dichter, die ich kenne, arbeiten manchmal stundenlang an zwei, drei Wörtern oder revidieren über Monate ein kurzes Gedicht immer wieder.

Danke, Julie, Die Redaktion ist gerne bereit, mit Autoren zu arbeiten, sie zu ermutigen und anzuregen. Weitere Hinweise enthält auch ein Informationsblatt der Redaktion für das Schreiben von Gedichten, das wir gerne jedem Interessierten schicken.

Mein Herz dichtet ein feines Lied,
einem König will ich es singen;
meine Zunge ist ein Griffel eines guten Schreibers.

Psalm 45:2

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