Wissen Sie, wie schwer es die Frauen in den Vereinigten Staaten im 19. Jahrhundert hatten?
Vor kurzem hörten zwei junge Männer aus einem anderen Land einem Sprecher zu, der beschrieb, wie das Leben amerikanischer Frauen vor 1850 aussah. Verheiratete Frauen hatten fast keine Rechte: sie hatten kein legales Sorgerecht für ihre Kinder, fast keine Möglichkeit sich gegen einen gewalttätigen Ehemann zu wehren, sie besaßen häufig noch nicht einmal ihre eigenen Kleider. In gewissen sozialen Schichten konnten sie kaum ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen und waren finanziell auf ihre Familie angewiesen. Sie konnten nur eine Hand voll Berufe wählen, nur wenige Universitäten nahmen Studentinnen an und sie wurden generell als nicht so intelligent wie Männer angesehen. Und man glaubte, sie könnten nichts anderes als Romane schreiben.
In den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts befand sich die Gründerin dieses Magazins, Mary Baker Eddy, in den Fünfzigern, ein Alter, das in dem Jahrhundert der normalen weiblichen Lebenserwartung entsprach. Aber in ihrem Fall lag ihre Lebensaufgabe noch vor ihr. Davor hatte sie chronische Gesundheitsprobleme gehabt, sie war Witwe gewesen, hatte das Sorgerecht für ihr Kind verloren und hatte unter Armut und der Untreue ihres zweiten Mannes gelitten. Aber dann entdeckte sie göttliche Gesetze, die sich für zahllose Männer und Frauen überall als Segen erweisen würden. Und trotz der Ansicht der Gesellschaft über die angemessene Stellung der Frau schrieb sie ein revolutionäres Lehrbuch über das Heilen durch Gebet in der Art, wie Jesus es tat, was einen Sturm von Kontroversen erzeugte. Sie erduldete Vorurteile gegenüber ihren Ideen und ihrem Geschlecht. Aber ihr Sehnen, der Menschheit zu helfen führte sie dazu eine Kirche zu gründen, religiöse Magazine, ein Verlagshaus und eine Tageszeitung ins Leben zu rufen, die das Ziel haben sollte, „die ganze Menschheit zu segnen". Schließlich gingen die Verkaufszahlen ihrer Bücher nach oben, ihre Kirche wuchs. Als sie im Jahr 1910 verstarb, wurden ihre Ansichten in vielen Bereichen national und international respektiert.
Die jungen Männer, die dieser Beschreibung zuhörten, waren tief beeindruckt von dieser Darstellung früherer Zeiten und der Hindernisse, die sich Mrs. Eddy entgegengestellt hatten. Und sie riefen aus: „Aber so geht es den Frauen in unserem Land heute!" Dann fügten sie dazu: „Das muss sich ändern!"
Es berührte mich, als ich von dieser Unterhaltung erfuhr. Ich bewunderte das selbstlose Eintreten dieser jungen Männer für die Frauen, die in ihrer Kultur in jeder Weise unterbewertet wurden. Ich sah sie vor mir, wie sie in ihr weit entferntes Land zurückkehren und mithelfen würden, für die weibliche Hälfte der Bevölkerung bessere Verhältnisse zu schaffen.
Wie viele Menschen würden sich um die Rechte einer Gruppe kümmern, auf die sie vielleicht gelernt haben herabzuschauen? Wie viel hatte ich mich früher darum gekümmert? Ich war in einer Kultur erzogen worden, meine Freunde und ich — männlich und weiblich — es als selbstverständlich ansahen, jeden Lebensweg einzuschlagen den wir wollten, unabhängig von unserem Geschlecht. Niemand erwartete je von mir, dass ich gewisse Tätigkeiten tun oder nicht tun könnte, nur weil ich eine Frau bin. Das Thema Emanzipation rief in mir ein Bild von modernen westlichen Frauen hervor, die schrill nach Rechten riefen, die sie bereits hatten. Jetzt weiss ich, dass ich Unrecht hatte.
Frauenrechte könnte man vielleicht als Rechte sowohl von Frauen als auch von Männern definieren, z. B. das Recht, auf Gott zu lauschen und Seiner Führung zu folgen, ihren gewählten Lebensweg zu verfolgen, gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bekommen, mit Respekt behandelt zu werden. An einigen Orten, wo Frauen diese Rechte bereits haben, mag es einigen Leuten überflüssig vorkommen, darüber überhaupt zu reden. Tatsächlich sind aber gleiche Rechte für Frauen und Männer etwas, was wir alle brauchen, Frauen und Männer. Wenn wir glauben, dass es egal ist, wenn einige Frauen auf der Welt noch nicht grundlegende Rechte haben, wir unsere wahre Beziehung zum Rest der Menschheit nicht verstanden. Paulus schreibt im Epheserbrief, dass „wir untereinander Glieder sind" Eph 4:25.. Woanders schreibt er: „In ihm leben, weben und sind wir." Apg 17:28. Also sind wir untereinander Glieder, weil wir mit Ihm eins sind. Unser Gutes ist mit dem Guten von allen anderen verbunden. Daher bringt uns das Nachdenken und Beten über die Rechte der Menschheit konkret Gutes, auch wenn unser Leben mit völlig anderen Themen beschäftig ist.
Der erste Schöpfungsbericht der Genesis sagt aus, dass Gott den Menschen zu Seinem Bild schuf, Er schuf sie als Mann und Frau. Hier stellt die Bibel klar fest, dass Gottes Bild männlich und weiblich ist. Weil Gott Geist ist, muss dieses Bild geistig sein, nicht materiell. Dieses „Mann und Frau" kann sich daher nicht auf materielle Körperteile beziehen, sondern nur auf mentale oder geistige Eigenschaften. Mary Baker Eddy schreibt darüber an mehreren Stellen in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Obwohl sie „Er" als Wort für Gott benutzt, erklärt sie, dass Gott nicht nur Vater sondern auch Mutter ist. „In der göttlichen Wissenschaft haben wir nicht so viel Recht, Gott als männlich zu betrachten wie als weiblich, denn der Begriff Liebe vermittelt die klarste Vorstellung von der Gottheit."Wissenschaft und Gesundheit, S. 517. Gottes Söhne und Töchter spiegeln als geistige Ideen die ganze Bandbreite von Gottes weiblichen und männlichen Eigenschaften wider und verkörpern sie alle in der besonderen Individualität jeder einzelnen Person.
Die endlose Vielfalt von Gottes Eigenschaften macht Seine Unendlichkeit und unsere Vollständigkeit aus. Wenn man einige göttliche Eigenschaften herabsetzt oder ihnen gegenüber bloß gleichgültig ist, dann weiß man nicht zu schätzen, was in Wirklichkeit ein Teil von einem selbst ist.
Jeder, ob Mann oder Frau, der glaubt, ein Opfer zu sein, oder der das Gefühl hat, dass seine geistigen Impulse ignoriert, belächelt oder niedergetreten werden, kann durch ein klareres Verständnis seiner göttlich verliehenen Weiblichkeit gestärkt werden. Das Recht, diese Weiblichkeit zum Ausdruck zu bringen, ist uns von Gott verliehen. Er erhält dieses Recht. Und wir können Ihm vertrauen, dass Er allen Seinen Ideen geben wird, was sie brauchen, und zwar in einer Weise, die andere Menschen nicht ihrer Rechte beraubt.
Manche Menschen befürchten, dass es ein Chaos geben wird, wenn ein Geschlecht nicht bei seiner zugewiesenen „Rolle" bleibt. Aber wenn man jedem, Mann und Frau, die Freiheit zugesteht seiner göttlichen Führung zu folgen, dann stellt man die Harmonie in der Familie auf eine festere Grundlage und bringt sie auf eine höhere Ebene. Ich kenne ein glückliches Ehepaar, dass glaubte, sie müssten sich bei ihren Meinungen und Hobbies wie ein Ei dem anderen gleichen, und besorgt war, wenn das bei seltenen Gelegenheiten einmal nicht der Fall war. Als sie jedoch anfingen, der Fähigkeit des Partners mehr zu vertrauen, auf Gottes Führung zu lauschen und ihr zu folgen — sogar in alltäglichen Angelegenheiten —, wurde ihre Ehe sogar noch stabiler. Beide erkannten noch umfassender, dass Gott regiert. Diese Erkenntnis bringt einen Frieden, den man niemals bekommen kann, wenn man jemand anderen kontrolliert oder jemandem seine Rechte versagt.
Die jungen Männer, die ich zu Beginn erwähnte, waren sehr dankbar für den Beitrag zum menschliche Wohlergehen, den eine Frau geleistet hatte: Mary Baker Eddy. Sie brachten jetzt selbst mehr Fürsorge für den Rest der Menschheit zum Ausdruck. Wir können das auch tun, auch wenn sich ein bestimmtes Thema nicht wie unser Problem anfühlt. Selbstlosigkeit macht sowohl die Person glücklich, die sie ausdrückt, als auch die Person, die sie empfängt. Selbstlosigkeit hilft uns, die Immer-gegenwart und Macht der göttlichen Liebe wahrzunehmen. Sie zeigt uns auch, wo noch mehr Arbeit und Fürsorge in der Welt nötig ist, um die Qualität des menschlichen Lebens zu verbessern.
Wenn man ein Leben verbessert, dann verbessert man das Leben für die ganze Menschheit. Man erweitert seinen Horizont. In einem gewissen Sinn bedeuten Frauenrechte, dass göttlich weibliche Eigenschaften in jedem von uns, Männern und Frauen, das Recht haben ausgedrückt und wertgeschätzt werden. Gott — Er/Sie — würdigt diese Eigenschaften. Sie sind Teil Seines Reichs, das auf Erden aufgerichtet wird.
Frauenrechte könnte man vielleicht als Rechte sowohl von Frauen als auch von Männern definieren, auf Gott zu lauschen und Seiner Führung zu folgen, ihren gewählten Lebensweg zu verfolgen, gleichen Lohn für gleiche Arbeit zu bekommen, mit Respekt behandelt zu werden.
