Christian Science gibt uns ein neues Verständnis von dem wahren Menschen. Diese Wissenschaft öffnet uns die Augen dafür, dass er der vollkommene Ausdruck des vollkommenen Gottes ist. Mary Baker Eddy definiert den Menschen in Wissenschaft und Gesundheit unter anderem so: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich; ... das, was keine einzige Eigenschaft hat, die nicht der Gottheit entlehnt ist; was weder Leben, Intelligenz noch schöpferische Kraft aus sich selbst besitzt, sondern alles seinem Schöpfer Zugehörige geistig widerspiegelt." Wissenschaft und Gesundheit, S. 475.
Dieses Wissen um unsere widergespiegelte Vollkommenheit kann uns eine Hilfe sein, wenn wir uns — wie es mitunter geschieht — mit Einseitigkeiten im menschlichen Charakter konfrontiert sehen. Da scheint vielleicht in uns oder anderen das Denken, die Theorie ein Übergewicht gegenüber dem praktischen Tun zu haben; oder jemand ist äußerst rührig und aktiv, doch die innere Ruhe, das Stillewerden scheint zu fehlen. Ein anderer drückt viel Fürsorge aus und scheint doch das Loslassen und Freigeben noch sehr lernen zu müssen. Diese Aufzählung ließe sich beliebig verlängern.
Wenn sich uns eine solche Beobachtung aufdrängt, können wir unsere Gedanken zur geistigen Wirklichkeit erheben. Gott ist der Ursprung von allem, was wirklich existiert. Er ist das eine und einzige Gemüt. Deshalb hat alles an Seinem vollkommenen Wesen teil. Mrs. Eddy schreibt: „Die Wissenschaft enthüllt, dass es nur ein Gemüt gibt, und dieses eine leuchtet durch sein eigenes Licht und regiert das Universum, einschließlich des Menschen, in vollkommener Harmonie." Ebd., S.510. So sind auch Prinzip und Liebe, Denken und Fühlen, Selbstlosigkeit und Selbstbejahung, Großzügigkeit und Genauigkeit, alle polaren Eigenschaften Äußerungen des einen göttlichen Gemüts. Sie können keine feindlichen Gegensätze darstellen, sondern befinden sich in einem harmonischen Gleichgewicht. Wie alle Ausdrucksformen Gottes sind sie durch Liebe miteinander verbunden. Sie fördern, erhalten und bedingen einander. Ihre Verbundenheit ist unlöslich, sie können nicht voneinander getrennt werden oder sich gegeneinander wenden. Sie existieren nur in diesem harmonischen Zusammenspiel, in immer neuen, individuellen Variationen, die Bestandteil von Lebendigkeit und Frische sind.
Diese harmonische Ausgeglichenheit der Eigenschaften ist unser göttliches Erbe. Im Gleichnis vom verlorenen Sohn sagt der Vater zu dem daheim gebliebenen Bruder: „Mein Sohn, du bist allezeit bei mir und alles, was mein ist, das ist dein." Lk 15:31. So haben wir als Kinder Gottes also ebenfalls eine reiche Fülle an Eigenschaften und Fähigkeiten zur Verfügung und brauchen uns mit einseitigen Wesenszügen nicht abzufinden. In dem unendlichen Gemüt, das alles in sich schließt, kann es keinen Mangel geben. Der liebevolle Vater gewährt uns Anteil an jeder seiner Ideen. Wenn ein zu ausgeprägter Wesenszug die ausgleichende Gegenkraft zu verdrängen scheint, können wir den Eindruck eines gestörten Gleichgewichts als Trugbild erkennen und ihm mit Autorität entgegentreten. Es ist nur der sterbliche Mensch, der diesen Eindruck hat. Er glaubt ein eigenes Gemüt zu haben, das gut und böse ist. Er kennt keine wahre Harmonie und kann Vollkommenheit weder wahrnehmen noch an sie glauben. Aber dieser Mensch hat kein wahres Leben. Gott hat ihn nie geschaffen.
„Der unsterbliche, geistige Mensch allein stellt die Wahrheit der Schöpfung dar", lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit. S. 263. Dieser Mensch, der einzig wahre Mensch, spiegelt alle richtigen Eigenschaften in harmonischer Weise wider. Sie sind sein unverlierbarer Besitz. Es ist der Wille Gottes, dass sie alle in ihm zum Ausdruck kommen. Wir sollten daher aufhören, uns und andere wegen eines „zu sehr" oder „zu viel" wie beispielsweise zu intellektuell, zu expressiv usw. zu verurteilen. Das Zergliedern und Beurteilen menschlicher Charaktere erschließt uns die ersehnte Wahrheit über Gottes ausgewogene Schöpfung nicht. Statt dessen können wir unsere Gedanken auf diese harmonische, vollständige Schöpfung richten und diese als Tatsache und einzige Wesensquelle des Menschen vor Augen haben.
Wenden wir uns an Gott und bitten Ihn im vertrauensvollen Gebet um Seine Hilfe. Soweit es uns selbst betrifft, können wir dann mutig beginnen, unter Gottes Führung bewusst gerade die Eigenschaft auszudrücken, die uns zu fehlen scheint, und nichts kann uns diese Eigenschaft vorenthalten. Ihr Besitz ist unser göttliches Recht; sie auszudrücken geschieht zur Ehre Gottes. Wir werden entdecken, dass wir es können. Wir werden einen neuen erweiterten Begriff von unserer Individualität bekommen. Wir werden zu größerer Harmonie mit uns selbst finden, unser Leben wird reicher, glücklicher und ausgewogener werden und unser heilender Einfluss auf unsere Umgebung wird wachsen.
