Als ich 1993 meine Lehrtätigkeit begann, kam ein neuer Junge in meine Vorschulklasse, der schwer verhaltensgestört war. Ja, als seine Mutter ihn mir vorstellte, ließ sie mich wissen, dass er mir nicht gehorchen würde und „genau wie sein älterer Bruder" sei, der mehrmals mit der Polizei in Konflikt geraten war. Während der ersten Wochen konnte ich sein Verhalten unter Kontrolle halten, doch er verstand noch nicht, dass er selbst die Entscheidung treffen konnte, liebevoll und folgsam zu sein.
An dem Tag, als der Elternabend stattfand, wurde ich nach der Schule ins Zimmer der Schulleiterin bestellt. Die Schulleiterin sagte, sie hätte gerade einen Anruf von der Mutter dieses Kindes bekommen, die den Verdacht geäußert hatte, dass ich ihren Sohn körperlich misshandelt hätte. Der Junge sei mit einer großen Verbrennungswunde auf der Brust nach Hause gekommen. Als er deswegen befragt wurde, habe er gesagt, dass seine Lehrerin es getan hätte. Die Schulleiterin hatte darum gebeten, dass die Eltern ihr am Abend die Wunde zeigten. Inzwischen forderte sie mich auf zu überlegen, was an dem Tag passiert sei, das eine Erklärung für die Worte des Kindes könnte. Ich hatte keine Ahnung. Ich konnte mich an nichts erinnern, was die Wunde verursacht haben könnte.
Es waren nur drei Stunden bis zum Elternabend. Vorher hatte ich noch eine zweistündige Spanischklasse, an der ich teilnehmen musste, und so rief ich meinen Mann an und bat ihn, mit einer Christian Science Praktikerin Verbindung aufzunehmen und sie zu bitten für mich zu beten. Ich war zu dem Zeitpunkt ziemlich mitgenommen. Meine ganze Lehrtätigkeit schien auf dem Spiel zu stehen.
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