Eines Nachts erwachte ich gegen zwei Uhr morgens völlig niedergeschlagen und mit einem Gefühl, als müsste ich ersticken, aus einem tiefem Schlaf. Ein grauenhaftes Bild von unserem Planeten lastete auf mir, der unter der Bürde unzähliger menschlicher Körper stöhnte, die alle auf einer immer kleiner werdenden Landmasse zu überleben versuchten.
Der Alptraum war so lebensecht, dass ich mich im Gebet an Gott wandte, einfach um mein inneres Gleichgewicht wiederzuerlangen. Was würde die Erde mit all diesen Menschen anfangen? Ein Gedanke aus der Bibel half mir in Verbindung mit einem anderen. Der eine war die Verheißung, die Gott Abraham im ersten Buch Mose macht: „Ich [will] dein Geschlecht segnen und mehren wie die Sterne am Himmel. 1. Mose 22:17. Und der andere war aus einem Psalm, in dem es über Gott heißt: „Er zählt die Sterne und nennt sie alle mit Namen." Ps 147:4.
Gott hat gehalten, was Er Abraham versprach. In dem Psalm heißt es aber nicht, dass Gott nur einige Sterne mit Namen kennt. Er kennt sie alle. Das ist etwas ganz anderes als die Vorstellung, es gebe eine materielle Masse von gesichtslosen und stimmlosen Wesen, deren einziges Vermächtnis die Sterblichkeit ist. Worin liegt der Unterschied?
Kurz gesagt: in der Spiritualität. Das heißt, dass Gott uns nicht aus der Perspektive der Begrenzung kennt. Er kennt uns nicht als materielle Wesen in einer endlichen und zugrunde gehenden Welt. Er kennt uns als Seine geistigen Ideen, die im unendlichen und all-liebenden Gemüt leben. In dieser Umgebung hat jeder eine besondere Aufgabe zu erfüllen. Und da Gottes Schöpfung völlig geistig ist, gibt es niemals „zu viele", für die Er zu sorgen hat.
Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin von Christian Science, schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift sehr viel über die geistige Natur des Menschen. Sie erklärt: „Der Mensch ist Idee, das Bild der Liebe; er ist kein Körper."Wissenschaft und Gesundheit, S. 475.
Mehr als einmal schenkte Christus Jesus trotz des Gedränges der Menschenmenge um sich herum seine ganze Aufmerksamkeit einem Einzelnen, der wirklich nach einer geistigen Antwort suchte. Jesus konnte dieses Streben nach Spiritualität wahrnehmen und reagierte mit Heilung darauf.
Wenn wir heute die Probleme betrachten, mit denen Menschen konfrontiert werden, die in Enge und Armut leben, in Ländern, die sie nicht ausreichend versorgen können, haben wir die Möglichkeit, auf die gleiche Methode zurückzugreifen, die Jesus so erfolgreich anwandte. Wir können uns in unseren Gebeten an Gott, die göttliche Liebe, wenden, um Lösungen zu finden, die das Leid lindern werden. Diese Gebete können mit dem Verständnis beginnen, dass der Mensch tatsächlich geistig ist und Gott ihn kennt. In Gottes Universum leben keine gesichtslosen Massen. Gott kennt jeden von uns — aber nicht als Sterblichen, sondern als geistige Idee.
So können wir in unseren Gebeten daran festhalten, dass unsere wirkliche geistige Identität durch die Materialität und ihre vielen Begrenzungen nicht verunreinigt wird. Das bedeutet nicht, dass wir die Erde gedankenlos übervölkern können, ohne Rücksicht auf eine mögliche Zerstörung unserer Umwelt. Es bedeutet vielmehr, dass wir durch die Hinwendung zu Gott sowohl uns als auch unsere Welt erneuern können.
Die Erkenntnis, dass die Schöpfung geistig und unbegrenzt ist, verändert nämlich unser Verhalten der Welt gegenüber. Und in dem Maße, wie unsere Liebe über die unmittelbaren Grenzen unseres Heims hinauswächst, werden wir neue Möglichkeiten finden, anderen zu helfen. Wenn das geschieht, werden die Menschen für uns nicht mehr gesichtslose Massen sein, sondern Individuen, deren Namen nicht nur uns, sondern auch Gott bekannt sind.
