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Jesus — ein Grüner?

Aus der Februar 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im September 1999 wurde in London eine Studie der Unep, der Umweltbehörde der Vereinten Nationen, vorgelegt. Der Titel der Studie, an der mehr als achthundert Wissenschaftler beteiligt waren, lautet „Globale Umwelt — Geo 2000", und der Bericht prognostiziert, dass die fortwährende Umweltzerstörung die Integrität unseres Planeten bedroht.

Zu denjenigen, die sich engagiert für den Erhalt der Natur einsetzen, gehört Franz Alt, der als Journalist beim Südwestfunk viele Jahre lang Sendungen zu brisanten politischen und ökologischen Themen moderierte, so zwanzig Jahre lang die Sendung „Report", von 1992 bis 1997 die Sendereihe „Zeitsprung" und seit 1997 das Magazin „Quer-Denker" in 3Sat. Der engagierte Christ und Ökologe ist kein Naturwissenschaftler (um so bemerkenswerter, dass er u. a. mit dem Umweltpreis „Goldene Schwalbe" (1992) und dem Europäischen Solarpreis (1997) ausgezeichnet wurde), was ihm in der Fachwelt für seine Texte oft heftige Kritik eingebracht hat. Aber der Mangel an naturwissenschaftlicher Expertise hat Alt, der studierter Politologe und Theologe ist, nie als solchen empfunden, im Gegenteil: Er hat sich angeregt gefühlt, den engen Zusammenhang von Natur und ökologischem Bewusstsein herauszuarbeiten und in seinem eigenen Leben zu verwirklichen, und er hat sich dabei eine, wie phantastisch auch immer anmutende Vision eines kommenden neuen Zeitalters bewahrt.

Das 1999 erschienene Buch Der ökologische Jesus. Vertrauen in die Schöpfung bringt die beiden zentralen Interessensgebiete von Franz Alt — Christus Jesus und die Ökologie — zusammen und beschreibt einen ökologischen Jesus. Die zehn Kapitel des Buches, die mit einem Vorwort von Klaus Töpfer, dem Direktor des Uno-Umweltprogrammes, eingeleitet werden, widmen sich Aspekten des Lebens und Wirkens Jesu, ökologischen Themen und der zentralen Relevanz, die Jesu Lehre heute für eine am Rande der Zerstörung stehende Welt haben könnte. Alt setzt bei dem an, was er als den Kern des Christentums empfindet: „Jesus wollte keine neue Religion, sondern neues Leben. Er lehrte, dass es auf dieser Erde für jedermanns Grundbedürfnisse reicht, aber nicht für jedermanns Habgier." Alt nimmt hierin den Bericht „Globale Umwelt — Geo 2000" vorweg, der unterstreicht, dass Fortschritte bei der Bekämpfung von Umweltschäden von dem raschen Tempo des Bevölkerungsund Wirtschaftswachstums zunichte gemacht werden und letztendlich „fortdauernde Armut der Weltbevölkerung und das exzessive Konsumverhalten einer Minderheit" die Hauptgründe für die Umweltzerstörung sind.

So sieht Alt, wie auch der Umweltbericht, einen engen Zusammenhang von Menschenbild und Naturzerstörung. Im Gegensatz jedoch zum Umweltbericht sieht Alt eine Lösung, die er im Menschenbild Jesu entdeckt, der den Menschen als gesegnetes und geliebtes Kind Gottes sieht, nicht als ein mit Erbsünde behaftetes Wesen. Hieraus entwickelt er die Perspektive des handelnden, denkenden Menschen, der von Jesus lernen kann. So wird Christus Jesus die Schlüsselfigur einer möglichen Zeitenwende: „Die Macht von Jesu Bildern und Geschichten ist grandios. ... Nicht zuletzt seine Sprache begründet, Erfolg' Jesu bis heute: gewöhnliche Worte über ungewöhnliche Dinge, schnörkellose Sätze, unvergessliche Geschichten, saft- und kraftvolle Vergleiche und humorvolle Übertreibungen."

„Jesus wollte keine neue Religion, sondern neues Leben. Er lehrte, dass es auf dieser Erde für jedermanns Grundbedürfnisse reicht, aber nicht für jedermanns Habgier."

Alt schreibt mit Emphase und Engagement, teilweise unerbittlich und kühn, Fakten dicht an Schlussfolgerungen setzend. Sein Buch gilt der Rettung der Erde, und es ist ein flammendes Plädoyer für eine „neue und ganz andere Energiepolitik", die er ethisch zu begründen sucht. Seine Faszination von Jesu Lehre und Leben tragen ihn dabei ebenso wie ein Gefühl der Verantwortung und eine tiefe Überzeugung, dass eine ökologische Wende einfach kommen muss. Diese ökologische Wende, so Alt, wird aber nur durch eine „radikale geistige und seelische Umkehr" des Menschen erfolgen. Dabei sind, besonders für Bibelleser und Bibelliebhaber, die Einblicke in die Evangelien überraschend, da der biblische Text hier einmal ausschließlich auf seine Naturbilder hin geprüft wird. In den Kapiteln „Jesus und die Tiere" und „Jesus und die Zukunft der Arbeit" trägt er hierbei ebenso verblüffende Interpretationen altvertrauter Bibelstellen zusammen, wie in dem Schlusskapitel „Jesus und die Wiedergeburt des Gewissens". Auf alle aktuellen Probleme findet Franz Alt eine Antwort in der Bibel, und so lautet sein Fazit: „Wenn wir heute im Zeitalter der ökologischen Krise und der seelischen Nöte fragen, wovon wir leben und wie wir überleben können, finden wir Antworten beim ökologischen Jesus. Kein Denker und keine Kultur, kein Dichter und kein Politiker hat je Besseres zur Lösung unserer Probleme vorgeschlagen. ..., Hunderfache Frucht' werden wir bringen, wenn wir lernen, dass das Erfüllen einer großen Aufgabe das Tun vieler kleiner Taten ist. Im Geiste des ökologischen Jesus müssen Umweltschützer gewiss keine Christen sein, aber ganz sicher alle Christen Umweltschützer. Der ökologische Jesus lehrt uns, dass Gott im Kommen ist und nicht im Gehen." Wer könnte ihm da widersprechen?


Buchbesprechung von Franz Alt, Der ökologische Jesus. Vertrauen in die Schöpfung. Mit einem Vorwort von Klaus Töpfer. Pößneck: Riemann Verlag 1999, 349 Seiten

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