Ein guter Freund von mir hatte mich am Sonntag angerufen und unsere Verabredung für Montag abgesagt mit der Begründung, er käme nicht aus Österreich heraus, wo er einen kurzen Skiurlaub verbracht hatte. Die Straße war gesperrt und es bestand Lawinengefahr. Als dann am Dienstag in den Medien die Schreckensmeldung kam, dass in Galtür, Tirol, eine Lawine heruntergegangen sei, war ich vollends aus dem Häuschen, obwohl ich nicht einmal wusste, wo sich mein Freund genau befand. Ich konnte ihn nicht erreichen und er meldete sich auch nicht mehr. Meine Angst und Sorge steigerte sich immer mehr. Nach einer unruhigen Nacht kam ich dann am Mittwochmorgen an den Punkt, wo ich mir sagte: Jetzt ist Schluss mit dem Terror!
Ich bin es gewohnt im Sinne von Christian Science zu beten, die das Wirken eines guten Gottes als Gesetz offen legt. Ich hatte mich aber bis zu dem Punkt nicht ganz dazu entschließen können. Im dem grundlegenden Werk über die Gesetze Gottes, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, schlug ich folgende Stelle auf: „Unfälle sind Gott oder dem unsterblichen Gemüt unbekannt, und wir müssen die sterbliche Grundlage des Glaubens verlassen und uns mit dem einen Gemüt vereinen, um die Vorstellung von Zufall in die richtige Auffassung von Gottes unfehlbarer Führung umzuwandeln und dadurch Harmonie hervorzubringen" (S. 424).
Ich wandte mich den beiden Verben „verlassen" und „vereinen" zu. Verlassen heißt weggehen, sich weigern zu bleiben — bei der sterblichen Grundlage nämlich, die den Menschen immer als Spielball böser Mächte betrachtet und so begrenzt. Und vereinen heißt eins werden, zusammenbringen, sich anschließen — dem einen Gemüt, Gott, dem grenzenlosen Guten.
Das waren also die Voraussetzungen, um die falsche Vorstellung von der gefährdeten Sicherheit meines Freundes umzuwandeln. Ich hatte mich dem allgemeinen Glauben angeschlossen, der durch eindrucksvolle Bilder und Berichte Gefahr und Schrecken vor Augen führte. Diese allgemein akzeptierte ohnmächtige Furcht musste „in die richtige Auffassung von Gottes unfehlbarer Führung [umgewandelt] und dadurch Harmonie [hervorgebracht] werden."
Ich bin bei diesem Gedanken, den ich schnell verstanden hatte, geblieben. Ich dachte darüber nach, dass, sobald man die falsche Grundlage verlassen hat, der Mensch sei ein zerstörbarer Sterblicher, — und sei es nur für eine Gebetslänge — ohne weiteres glauben kann, dass jeder auf Erden wie im Himmel im Schutzraum Gottes wohnt, glücklich und wohlbehalten, wie Küken unter den schützenden Flügeln der Glucke. Das führte mich zum 91. Psalm in der Bibel, der auch als der Schutzpsalm bezeichnet wird. Er spricht davon, dass der Mensch von Gott die Autorität hat, den Fuß auf die Ottern zu setzen — also giftige Schlangen, die das Gift von Angst, Entmutigung und Hoffnungslosigkeit verbreiten — und sie im Namen Gottes null und nichtig, unwirksam zu machen. Diese völlig andere Art mit meiner Angst umzugehen, hat mir sofort geholfen.
Doch Angst kann hartnäckig sein. Aber ich ließ mich nicht mehr gefangen gefangen nehmen, sondern betete weiter, indem ich die in meinem Gebet erkannte Wahrheit vom geistigen Dasein des Menschen immer wieder bestätigte. Ich hatte immer noch nichts von meinem Freund gehört. Der Tag verging. Abends, es war Mittwoch, begab ich mich wie üblich in meine Christian Science Gemeinde zur Zeugnisversammlung. Die Lesung aus der Bibel und aus dem oben genannten Buch Wissenschaft und Gesundheit handelte vom unendlichen Leben, wofür ich sehr dankbar war. Ich war mir jetzt sicher, dass er, egal ob ich Bescheid wusste oder nicht, in der Obhut der göttlichen Liebe und des unendlichen Lebens war.
Gegen 23 Uhr am gleichen Abend kam der ersehnte Anruf: „Ich bin gerade wohlbehalten zu Hause angekommen. Ich bin mit dem Hubschrauber ausgeflogen worden. Ja, ich war in Galtür, doch Gott sei Dank war mein Hotel in einem Ortsteil, der nicht von dem Unglück betroffen war."
Meine Erleichterung war natürlich groß und ich bin sehr dankbar, dass ich durch diesen Anlass eine wichtige Erkenntnis, neues Verständnis und eine weitere Lektion zum Thema Gottvertrauen gewonnen habe. Ich könnte mir ein Leben ohne die Lebenshilfe durch die Lehren von Christian Science nicht mehr vorstellen. Und ich wünsche jedem, dass er/sie diese Gesetze kennen und nutzen lernt, um dadurch verkehrte Vorstellungen von Gott wegzuräumen und Ihn so kennen zu lernen, wie Er wirklich ist.
