Der Herold beginnt in diesem Monat eine Serie mit Artikeln von Dr. Darling, die sich mit christlichen Heilern der letzten 2000 Jahre befassen. Die Serie wird zu Beginn Menschen aus biblischer Zeit vorstellen, konzentriert sich aber schwerpunktmäßig auf den in Bezug auf christliches Heilen wenig dokumentierten Zeitraum zwischen dem 3. und 18. Jahrhundert.
Das Neue Testament und die Werke von Bibelforschern gewähren verhältnismäßig wenig Aufschluss über das Leben des frühen Christen Stephanus und sein Wirken in der Gemeinde. Fast alles, was wir über ihn wissen, erscheint im sechsten und siebten Kapitel der Apostelgeschichte.
Und doch sehen wir aus diesen bescheidenen Aufzeichnungen, dass die Pionierarbeit, die Stephanus für kurze Zeit tat, einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der Christenheit leistete. Seine Heilungswerke gaben den Menschen Vertrauen und Mut in einer entscheidenden Phase des frühen Christentums. Und seine unerschütterliche Überzeugung von der Universalität der Lehren Jesu kostete ihn das Leben und ließ ihn zum ersten christlichen Märtyrer werden.
Stephanus war unter den sieben Männern, die von den zwölf Aposteln ausgewählt wurden, um die Kirchengelder für die Witwen hellenistisch-jüdischer Christen (Juden, die Griechisch gelernt und einige griechische Bräuche übernommen hatten) zu verwalten. Er wird als ein Mann „voll Glaubens und heiligen Geistes" Apg 6:5. beschrieben. Man sagte auch über ihn, dass er „voll Gnade und Kraft. .. Wunder und große Zeichen unter dem Volk" Apg. 6:8. tat. Als hellenistischer Jude hatte Stephanus Kontakt zu verschiedenen nichtjüdischen Gemeinden, und so wurden seine „Wundertaten" im Heilen zweifellos unter Menschen der verschiedensten Völker und Kulturen vollbracht.
Durch seine Predigten und Heiltaten zog sich Stephanus die Feindschaft der hellenistischen Juden zu, die der Verbreitung des Christentums erbitterten Widerstand entgegensetzten. Sein Engagement für die Verkündigung der Lehren Jesu und dessen heilender Mission rief tiefe Verärgerung bei den traditionellen Juden hervor.
Für Stephanus reichte die Mission des Christentums weit über die jüdische Nation hinaus. Die Lehren und Heilungswerke Jesu, so erklärte er, seien für die ganze Welt gedacht.
Als Stephanus vor den Hohen Rat der Juden (den Sanhedrin) gerufen wurde, um seine „radikalen" christlichen Anschauungen zu verteidigen, hielt er eine Rede, in der er ausführlich die geschichtliche Entwicklung des hebräischen Bundes und Gesetzes darlegte. Er verfolgte den Kampf des israelitischen Volkes bis zur Zeit des Abraham, des frühen Patriarchen, der, Gottes Befehl gehorchend, das Land der Chaldäer verließ und ins Gelobte Land zog. Er erzählte dem Hohen Rat von Josefs inspirierten Visionen am königlichen Hof von Ägypten und von Gottes Offenbarungen, die Mose beim brennenden Busch am Berg Sinai empfing. Er wiederholte Moses Voraussage, dass ein anderer Prophet wie er selber kommen werde, den sein Volk aufnehmen sollte. Auch sprach er kurz über David und Salomo.
In seiner dramatischen und mutigen Ansprache wies Stephanus ferner darauf hin, wie oft das israelitische Volk Gott ungehorsam wurde und andere Götter anbetete. Gegen Ende seiner Rede erklärte er: „Ihr Halsstarrigen, mit verstockten Herzen und tauben Ohren, ihr widerstrebt alle Zeit dem heiligen Geist, wie eure Väter, so auch ihr." Apg 7:51. Daraufhin verdammte er die Mitglieder des jüdischen Rates, weil sie das Kommen Jesu ablehnten, den er als den „Gerechten" Apg 7:52. bezeichnete.2
Nachdem Stephanus gesprochen hatte, wurde er ergriffen und zur Stadt hinausgetrieben. Dort steinigte man ihn. Wie Jesus bei der Kreuzigung, so bittet er um Vergebung für die, die ihn umbringen. Auf die Knie fallend rief er: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an!" Apg 7:60.
Der Märtyertod des Stephanus inspirierte andere unter den ersten Christen ihre Mission auf die nichtjüdische Bevölkerung auszudehnen. Im ganzen Römischen Reich wurden neue Gemeinden gegründet in dem Bestreben Menschen aller Völker und Sprachen zu erreichen.
Nach dem Tod des Stephanus brachte Philippus das Christentum nach Samaria, wo Geisteskranke und „viele Gelähmte und Verkrüppelte" Apg 8:7. gesund gemacht wurden. Und der Apostel Petrus heilte in Lydda einen gelähmten Mann namens Äneas und erweckte in Joppe eine Frau namens Tabita wieder zum Leben.
Die umfasssendste Missionsarbeit unter den Urchristen wurde jedoch von Paulus ausgeführt, der die Rolle als „Apostel der Heiden" annahm. Nach seiner dramatischen Bekehrung zum Christentum auf dem Weg nach Damaskus begann er an vielen Orten im Römischen Reich zu den verschiedensten Menschen und Völkern von den Lehren Jesu zu predigen. Auch Paulus, der der Steinigung des Stephanus zugestimmt und beigewohnt hatte, vollbrachte viele Heiltaten. In Lystra zum Beispiel heilte er einen Gelähmten und er selbst wurde nach einer Steinigung durch die Gebete seiner Begleiter wiedererweckt. Und er konnte einen jungen Mann namens Eutychus wiederbeleben, der in Troas aus einem Fenster drei Stockwerke hinabgefallen war. Auf der Insel Malta heilte Paulus sich selbst von dem Biss einer Giftschlange. Er heilte den Vater des angesehensten Mannes und viele andere Leute auf der Insel, die an Krankheiten litten.
Der Mut, den Stephanus zeigte, als er die engstirnige Starrheit des traditionellen Judentums in Jerusalem herausforderte, hatte bleibende Auswirkungen auf das Wachstum der urchristlichen Gemeinden. Ein prominenter amerikanischer Historiker schrieb: „Die Verfolgung, die zum Märtyrertod des Stephanus führte, löste die Bewegung aus, die das Christentum in die Städte der jüdischen Diaspora brachte." Williston Walker et al., A History of the Christian Church, 4. Auflage (New York: Scribner, 1985). S. 25. Und geistiges Heilen spielte eine wichtige Rolle bei der enorm erfolgreichen Verbreitung dieser Religion. Die Zerstörung von Krankheit, wie Christus Jesus es gelehrt hatte, förderte auch weiterhin das Wachstum der Urchristen.
