Wir lebten im Norden von Brasilien und mein Mann befand sich oft auf Geschäftsreisen. So war ich viel mit unseren zwei Kindern allein. Unserem jüngsten, dem zwei Jahre alten Virgilius, ging es gesundheitlich nicht gut. Da ich selber entscheiden musste, welche Pflege wir ihm zukommen lassen sollten, brachte ich ihn zum Arzt, und er wurde in drei verschiedenen Städten einer Reihe von Untersuchungen unterzogen.
Leider lautete die Diagnose jedesmal gleich: Leukämie. Mir wurde gesagt, dass Virgilius mit den zur Verfügung stehenden Behandlungen höchstens bis zum Alter von sechs Jahren überleben würde.
Obwohl ich damals noch nicht viel Vertrauen in Christian Science hatte, stimmte ich meinem Mann zu, unseren Sohn ausschließlich durch Gebet zu behandeln, wie es in Christian Science gelehrt wird. Das war unsere einzige Hoffnung. Und da es unsere einzige Hoffnung war, fasste ich den Entschluss, mich mit der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy zu befassen. Wir baten einen Christian Science Praktiker in einer anderen Stadt um Hilfe und blieben mit ihm telefonisch in Verbindung.
In jeder freien Minute vertiefte ich mich in die Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit. Da ich arbeiten musste, brachte ich die Kinder zu einem Kindergarten. Wegen Virgilius' Krankheit war es jedoch nicht einfach, einen für ihn zu finden. Alle scheuten sich vor der Verantwortung. Eine Leiterin nahm ihn schließlich unter der Bedingung an, dass bei ihm jeden Monat eine Blutprobe genommen wurde.
Es war eine äußerst schwere Zeit für mich. Oft verschlimmerte sich Virgilius' Zustand und ich musste schnell das Büro verlassen, um ihn abzuholen und nach Hause zu bringen. Wenn das geschah, las ich ihm laut aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit vor, und dann wurde er wieder ruhig. Manchen Monat wiesen die Blutproben eine Verbesserung auf, doch andere Male war das Ergebnis nicht gut.
Unterdessen gewann ich jedoch durch mein Studium von Christian Science Zuversicht. Mein Verständnis von Gott nahm zu und ich lernte verstehen, dass Er allein für Seine Kinder sorgt und ihnen nur Gutes zukommen lässt. Ich erzählte meinen Kindern auch, was ich über Gott lernte. Dabei war interessant, dass ich selbst Heilungen erlebte und meine Tochter auch. Das zeigte mir, dass ich mich auf dem richtigen Weg befand, wenn auch Virgilius noch nicht geheilt war. Meine Freunde und Arbeitskollegen fanden, dass ich in meinem Handeln und Denken mehr Inspiration an den Tag legte. Sie baten mich oftmals, für sie zu beten, und sie und ihre Kinder wurden geheilt. Dadurch gewann ich an Zuversicht.
Das Essen war mit Virgilius jeden Tag ein Problem. Er aß nicht von sich aus und musste sich oft übergeben. Es kostete viel Mühe, ihn dazu zu bringen, wenigstens ein Mindestmaß an Nahrung zu sich zu nehmen.
Eines Tages dann — Virgilius war damals sechs Jahre alt — hatte ich auf einmal das Gefühl, dass wir alles Nötige getan hatten. Ich sagte mir: „Genug. Meine Arbeit ist getan und Gottes Arbeit ist schon von Anfang an getan. Sie war immer vollendet."
Ich fühlte einen tiefen Frieden und war absolut überzeugt, dass sich Virgilius in Gottes Fürsorge befand und ich nichts zu fürchten hatte. An dem Tag drängte ich ihn nicht zu essen und ließ ihn in Ruhe.
Am nächsten Tag ging er zum ersten Mal zum Kühlschrank und nahm sich selbst etwas zum Essen. Von da an wurden die Blutproben immer besser und als Virgilius neun Jahre alt war, zeigte sich keine Spur mehr von Leukämie. Die Ärzte konnten es nicht glauben und führten eine Menge Tests durch, bis sie sicher waren, dass er geheilt war.
Virgilius ist jetzt siebzehn Jahre alt und führt ein normales, sehr aktives Leben ohne irgendwelche gesundheitlichen Probleme.
Alles, was ich in diesen Jahren gelernt habe, hilft meinem Fortschritt.
Sāo Paulo, Brasilien
Ich kann mich nur an das Gute in meiner Kindheit erinnern, doch meine Eltern erzählen mir immer von dieser Heilung. Ich erinnere mich noch sehr gut an das, was ich im Sonntagsschulunterricht zu Hause gelernt habe, denn in der Stadt, wo wir damals lebten, gab es keine Christian Science Kirche.
