Als mein Mann nach Los Angeles versetzt wurde, fanden wir ein geeignetes Zuhause für uns und unsere vier Kinder. Drei unserer Kinder gingen in die Grundschule. Da sich die Schule an einer stark befahrenen Schnellstraße befand, war es schwierig, sie wie bisher mit dem Auto abzuholen. Wir verabredeten deshalb, dass sie sich nach der Schule am dortigen Fahnenmast treffen und gemeinsam nach Hause gehen sollten.
Nachdem wir einige Zeit nach diesem Plan verfahren waren, kamen zwei unserer Kinder eines Tages nach Hause gerannt und sagten, sie hätten gesehen, wie ihre kleine Schwester (sie ging in die erste Klasse) von einem Fremden in seinem Auto entführt worden war.
Zuerst geriet ich in Panik. Ich fuhr zur Schule, um zu sehen, ob ich sie finden könnte, drehte aber bald um und fuhr wieder nach Hause. Ich wusste, dass ich mich und die Kinder beruhigen musste, indem ich um Gottes machtvolle Hilfe betete. Und so besprachen wir alles, was sie gesehen hatten, und ersetzten jeden negativen Gedanken mit Gedanken darüber, was geistig wahr ist und was aus Gottes Sicht wirklich vor sich ging.
Dies war zunächst schwierig. Natürlich hatten wir unserer Tochter beigebracht, mit niemandem mitzufahren. Wir riefen uns ins Bewusstsein, dass, wo immer sie jetzt auch war, Gott bei ihr war und sie behüten würde. Und auch, dass dieser Mann niemandem schaden wollte, weil Gott niemanden dazu fähig gemacht hat. Er konnte nur Gottes unwiderstehliche Güte und Liebe für sich fühlen.
Mir fiel der folgende tröstliche Satz aus Wissenschaft und Gesundheit von M. B. Eddy ein: „Eine geistige Idee enthält kein einziges Element des Irrtums und diese Wahrheit entfernt alles Schädliche in der richtigen Weise" (S. 463). Dies fasste genau das zusammen, worüber die Kinder und ich gesprochen hatten. Nämlich, dass dieser Mann als ein Kind Gottes kein Element des Bösen besitzt und dass Gottes Wahrheit so machtvoll ist, dass sie dieses Ereignis zu einem richtigen und friedlichen Ende bringen würde. Wir fühlten Gottes Gegenwart bei uns und waren überzeugt, dass alles gut ist.
Während wir gemeinsam das Gebet des Herrn sprachen, hielt ein Auto vor unserem Haus. Und wer saß drin? Unsere Tochter! Als wir zum Auto liefen, stieg ein Mann aus und sagte: „Sie sollten ihrem Kind wirklich beibringen, nicht mit Fremden mitzufahren." Ich war völlig sprachlos, nickte aber und er verschwand rasch.
Und da stand unsere Tochter, den Arm voller Getränke, Pommes und Süßigkeiten. Wir brannten darauf zu hören, was passiert war. Sie war überhaupt nicht beunruhigt und sagte, dass er sie mitgenommen hatte, um im Laden Süßigkeiten zu kaufen. Als er dann in die entgegengesetzte Richtung von unserem Haus mit ihr davonfuhr, sagte sie ihm, dass dies nicht die richtige Richtung sei. Sie sagte, dass er daraufhin auf den Parkplatz eines Einkaufszentrums fuhr und ganz still dasaß, so als ob er über etwas nachdächte. Kurz danach forderte er sie auf, ihm den Weg zu ihr nach Hause zu zeigen.
Natürlich waren wir alle ungeheuer dankbar und voller Freude, und wir spürten, dass eine wunderbare Heilung stattgefunden hatte.
Ich hatte gar nicht daran gedacht, die Polizei zu rufen, sondern mich stattdessen in dieser Zeit der Not intuitiv an Gott gewandt. Gott hatte unsere Gebete erhört und unser kleines Mädchen heil und sicher zu uns nach Hause gebracht.
War das das Ende der Geschichte? Nicht ganz. Einige Zeit später erkannte ich, dass dies ebenso eine Heilung für den Mann gewesen war, nicht nur für meine Tochter. Das stand mir plötzlich glasklar vor Augen und ich schätze dieses Wissen wie ein Geschenk, das Gott mir offenbart hat. Ich weiß nicht, was eindrucksvoller war: Der Schutz und die sichere Heimkehr unserer Tochter oder das, was für diesen Mann die reinigende Erlösung von einem Fehler war, die ihn davor bewahrte, etwas zu tun, was er gar nicht tun wollte.
Magalia, Kalifornien, USA
