Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, um die vielseitigen Möglichkeiten um die Bibel zu erforschen aufzuzeigen. Die Zitate sind der Lutherbibel (revidierte Ausgabe 1984) entnommen.
Die Gnade sei mit allen, die liebhaben unsern Herrn Jesus Christus, in Unvergänglichkeit. (Eph 6:24)
Es handelt „sich bei dem Brief an die Epheser um einen Rundbrief. Tychikus trug ihn von Gemeinde zu Gemeinde. Anders als die meisten Paulusbriefe vermittelt uns der Epheserbrief keine persönlichen Auskünfte über den Apostel. Doch Tychikus sollte auf seinem Weg von Gemeinde zu Gemeinde berichten, wie es Paulus ging, und ihnen den persönlichen Zuspruch des Paulus übermitteln.
Paulus beschließt seinen Brief wie stets mit Segenswünschen in den bekannten Ausdrücken. ... Gnade als das freiwillige Geschenk Gottes, das sind die Dinge, die Paulus für seine Freunde von Gott erbittet.
... Wie fast alle seine Zeitgenossen schrieb Paulus seine Briefe gewöhnlich nicht selbst, sondern diktierte sie einem Schreiber. Erst im Anschluss an das, was er diktiert hatte, setzte er zur Beglaubigung eigenhändig seine Unterschrift unter den Brief. ...
Briefe wurden zu jener Zeit auf Papyrusrollen geschrieben, mit einem Faden verschnürt und, sofern es sich um vertrauliche Mitteilungen handelte, die Verknotung sogar versiegelt. Nur sehr selten wurden die Rollen außen mit einer Anschrift versehen, und zwar aus dem einfachen Grund, weil es in der Antike noch kein Postwesen gab ... Briefe ... wurden damals durch Boten befördert; man übergab sie jemandem, der sie persönlich ablieferte; Anschriften waren daher nicht erforderlich. Infolgedessen sind auch die Überschriften der neutestamentlichen Briefe erst nachträglich eingesetzt worden.” (Barclay)
Wohl dem, der barmherzig ist und gerne leiht und das Seine tut, wie es recht ist! (Ps 112:5)
„In Form eines Segensspruches werden das Verhalten des Gerechten und sein Lohn gekennzeichnet. Gottesfurcht, Barmherzigkeit und Wohltätigkeit gegenüber den Armen zeichnen den Gerechten aus. Der dafür verheißene Lohn besteht durchweg in innerweltlichen Gütern: Reichtum, Wohlstand und Unangreifbarkeit.” (BE)
„Ohne verwirklichte Gerechtigkeit gibt es auch keine geschenkte Gerechtigkeit (und umgekehrt). ... Die Praxis der Frömmigkeit oder Gerechtigkeit trägt in diesem Psalm einen besonderen Akzent: Es ist die schenkende Barmherzigkeit, die hier herausgestellt wird.” (WstB)
Der Engel des Herrn erschien ihm (Mose) in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch ... Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! ( 2. Mose 3:2, 5 )
„Der Dienst der Engel war bis zur Mosezeit das charakteristische Mittel göttlicher Offenbarung gegenüber seinen Auserwählten. Nach der mosaischen Offenbarung hörte dieser Dienst auf, die geoffenbarten Wahrheiten und Gesetze machten ihn überflüssig.” (BKB)
„Horeb bezeichnet gewöhnlich den Höhenzug, Sinai den daraus aufsteigenden Berggipfel.” (BKB)
„Sinai erinnert dem Klang nach an das hebräische Wort für Dornbusch (senaeh).” Obwohl „sprachgeschichtlich nicht verwandt”, gehören sie für das Ohr und damit „für hebräisches Denken zusammen”. Feuer symbolisiert die Gegenwart Gottes. „Dass Dornbüsche im heißen Wüstenklima zu brennen beginnen, ist keine Seltenheit. Dass der Busch dabei jedoch nicht verbrennt”, erregt die Neugier Moses.
„Das Einzigartige war jedoch nicht das, was Mose mit seinen Augen wahrnahm, sondern dass ... Gott aus den Flammen sprach. Gott ist in seinem Engel gegenwärtig. ...
...In den alten hebräischen Handschriften heißt es nicht: ‚Zieh deine Schuhe aus.´ ... Der ursprüngliche Text lautet: ‚Zieh deinen Schuh aus.´ Schuhe dienten in alttestamentlicher Zeit nicht nur als Fußkleidung, sie spielten bei symbolischen Handlungen eine entscheidende Rolle. Seinen Schuh auf etwas werfen ist Zeichen der Besitznahme. Das Ausziehen des Schuhes ist die symbolische Handlung für Besitzabtretung bzw. Besitzverzicht.
... Mose soll auf alles eigene Über-sich-Verfügen-Wollen verzichten. Er soll das Recht, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, abtreten. Er soll sich ganz und gar in Gottes Hand geben und ihm die Führung seines Lebens und aller Geschicke überlassen. (WStB)
Jesus aber streckte sogleich die Hand aus und ergriff ihn (Petrus) und sprach zu ihm: Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt? (Mt 14:31)
Die Szene vom sinkenden Petrus innerhalb der Geschichte, in der Jesus in der vierten Nachtwache (vers 25), d. h. zwischen 3-6 Uhr morgens, auf dem See ging, wird nur bei Matthäus beschrieben. (StEB)
„Die Nacht (von 6 Uhr abends bis 6 Uhr morgens) wurde damals nach römischer Weise von den Juden in vier Teile oder Wachen eingeteilt, jede zu drei Stunden.” (Albrecht)
Keine andere Stelle des Neuen Testaments ist im Hinblick auf den Charkter des Petrus so aufschlussreich wie diese. ...
Petrus war impulsiv; er handelte, ohne über das, was er tat, nachzudenken. Petrus beging den Fehler, immer wieder etwas zu tun, ohne sich völlig im klaren zu sein, was er damit tat und welche Folgen es haben könnte. ...
Dennoch scheiterte Petrus nicht entgültig, weil er sich im Augenblick des Versagens stets an Christus klammerte.” (Barclay)
„Im ‚Kleinglauben´ [keinen Glauben haben] liegt für Matthäus die besondere Gefährdung derer, die Jesus in seine Nachfolge gerufen hat.
... An dieser [Szene vom sinkenden Petrus] wird deutlich, was Jüngerschaft bedeutet: vollen Anteil haben an Jesu Vollmacht, aber auch dauernde Anfechtung durch den ‚Zweifel´, das ‚zwiefältige´ Gespaltensein zwischen Vertrauen auf den Herrn und angstvollem Starren auf die Gefahr.” (StEB)
...da war ein Mann mit Namen Josef, ein Ratsherr, der war ein guter, frommer Mann ... Der ging zu Pilatus und bat um den Leib Jesu. (LK 23:50, 52)
„Um das Begräbnis Jesu soll sich allen vier Evangelien zufolge Josef gekümmert haben, ein wohlhabender Mann aus Arimathäa im Süden von Samaria. Man geht davon aus, dass Josef zur Zeit der Kreuzigung in Jerusalem gelebt hat. Er war offenbar ein Mitglied des Sanhedrins, des Hohen Rates, der für die Verurteilung Jesu verantwortlich war. Josef stimmte dem Urteilsspruch aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu. ...
Da Josef ein Mann war, der über großen Reichtum verfügte und hohes gesellschaftliches Ansehen besaß, konnte er sich an Pontius Pilatus wenden mit der Bitte, man möge den Leichnam Jesu vom Kreuz abnehmen und ihm überlassen. ... [Er hielt] die Bestimmungen des mosaischen Gesetzes ein, wonach man einen Verstorbenen noch am Tag seines Todes vor Sonnenuntergang beisetzen musste. Nach gängigem römischen Brauch ließ man den Körper eines hingerichteten Verbrechers einige Tage am Kreuz hängen, bis ihn die Geier fraßen.
Als Vorbereitung zum Begräbnis salbte Josef von Arimathäa den toten Jesus mit Myrrhenharz und Aloe und wickelte ihn in ein leinenes Leichentuch. ... Der Leichnam wurde in ein neues Felsengrab gelegt, das Josef möglicherweise erst kurz zuvor für die Familie erworben hatte. Dann wurde ein Stein vor den Eingang gerollt. All das musste rasch geschehen, denn es dunkelte schon, und mit Anbruch der Nacht würde der Sabbat beginnen.” (MdB)
„Vielleicht dürfen wir uns die ganze Situation so denken: Weil die Zeit wegen des nahen Sabbats drängte, konnte die Leichenbestattung und Leichenbereitung nur flüchtig geschehen. ... Die Frauen waren am Ostersonntag früh nicht deshalb zum Grabe geeilt, um den Auferstandenen zu begrüßen, sondern um den Toten fertig zu salben.” (WStB)
Abkürzungen:
Albrecht= Ludwig Albrecht, Das Neue Testament und Die Psalmen
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
BE = Die Bibel mit Erklärungen
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
MdB = Die Menschen der Bibel
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
WstB = Wuppertaler Studienbibel
