Nachdem wir einige Jahre verheiratet waren, wollten mein Mann und ich eine Familie gründen. Ich dachte, dass das ein natürlicher und einfacher Schritt für uns wäre. Wir hatten ein sehr liebevolles Zuhause und ich spürte, dass wir gute, gefestigte Eltern ein würden. Aber als nach ein paar Jahren nichts geschah, war ich sehr entmutigt.
Im Dezember 1999 konsultierte ich einen Facharzt für Sterilitätsbehandlungen. Nach der Untersuchung teilte er mir mit, dass ich seiner Meinung nach ohne umfassenden medizinischen Eingriff kein Kind bekommen könnte, da ein kompletter Eileiterverschluss vorlag. Er sagte außerdem, dass ich, selbst wenn ich mich diesen Behandlungen unterziehen würde, nur eine gewisse Erfolgschance hatte schwanger zu werden.
Ich bekam diese Informationen zwei Tage vor Weihnachten. Ich war am Boden zerstört. Mein Mann und ich wollten über die Feiertage zu seinen Eltern fahren. Und ich musste unaufhörlich beten um überhaupt ein Gefühl des Friedens und der Liebe zur Weihnachtszeit zu finden und um in der Familie meines Mannes fröhlich sein zu können. Meine Schwägerin würde in ein paar Wochen entbinden. Ich konnte mich schließlich ehrlich für sie freuen und die wundervolle Tatsache genießen, dass ich zum ersten Mal Tante wurde. Das war für mich ein großer Schritt, denn ich war vorher extrem eifersüchtig gewesen.
Ich verbrachte während der Weihnachtszeit jede freie Minute damit, M. B. Eddys Buch Vermischte Schriften zu studieren. Die Unterstützung der Familie und das, was ich über Christian Science lernte, brachten mir Frieden und Ruhe. Und wir konnten die Sorgen ablegen und die Feiertage mit den anderen genießen. Dafür bin ich besonders dankbar, weil mein Schwiegervater nur ein paar Wochen später verstarb, und ich war froh die Feiertage mit ihm genossen und keine Zeit mit Selbstmitleid verschwendet zu haben.
Nach Weihnachten rief ich eine Christian Science Praktikerin an, damit sie mir half wegen der Unfruchtbarkeit zu beten. Sie war damit einverstanden. Und ich war einverstanden während meines täglichen Studiums der Bibellektion aus dem Christian Science Vierteljahresheft gründlich über alle Stellen nachzudenken, die mit Schöpfung zu tun hatten. Ich fand es höchst erstaunlich, dass in jeder Lektion so viel von Gottes geistiger Schöpfung die Rede war, die die vollständige Widerspiegelung des weisen, allwissenden Schöpfers ist.
Mir wurde bewusst, dass ich befürchtete etwas in der Vergangenheit getan zu haben, was diesen Zustand erzeugt hätte. Ich besprach das mit der Praktikerin und sie versicherte mir, dass meine Reinheit gottgegeben und meine geistige Natur vollkommen ist. Ich konnte die Furcht fallen lassen und Gottes Liebe für mich spüren.
Eine fundamentale Wahrheit, die die Praktikerin mit mir besprach, war, dass ich selber überhaupt nichts erschaffen konnte. Gott war der einzige Schöpfer, der einzige Gesetzgeber. Und er hat kein materielles Gesetz geschaffen, das mein Dasein blockieren oder den Fluss des Guten stoppen konnte. Einer der wundervollen Verse aus der King James Bibel, der mir nicht aus dem Kopf ging, war folgender: „Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten” (Jes 46:4). [Diese Worte können im Englischen auch folgendermaßen verstanden werden: „Ich habe es getan; ich will schwanger sein, es austragen und dich gebären.”]
Und ein anderer: „Der ist wie Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl” (Ps 1:3).
Ich dachte an den Abschnitt aus Wissenschaft und Gesundheit von M. B. Eddy über, wissenschaftliche Geburtshilfe'. Er beginnt so: „Um der Geburt eines neuen Kindes oder einer göttlichen Idee richtig beizustehen, solltest du das sterbliche Denken so von seinen materiellen Vorstellungen lösen, dass die Geburt natürlich und sicher verläuft” (S. 463). Was mir auch sehr half, war der Artikel „Die Wiedergeburt” aus den Vermischten Schriften. Ich begann jeden Tag über all die Wesensmerkmale nachzudenken, die ich mir für mein mein Kind wünschte, wie Anmut, Freundlichkeit, Gehorsam, Liebenswürdigkeit, Freude, Intelligenz, Schönheit und Gesundheit. Ich verstand, dass Gottes vollkommene geistige Idee Gottes ganze Vollkommenheit und Seine ganze Herrlichkeit einschloss. Ich betete jeden Tag in dieser Weise und gewann täglich neue Einsichten. Ich wurde ganz ruhig und erwartungs voll. Ein medizinischer Eingriff stand nicht länger zur Debatte. Für mich war das keine Alternative mehr.
Während dieser Zeit wurde uns ein junger Hund gebracht, der bei uns bleiben sollte. Ich bemutterte diesen Hund mit so viel Zärtlichkeit, dass ich annehme, einige Leute haben mich deshalb ausgelacht. Und mein Mann, der nie ein Haustier aufwachsen sah und der den Hund am Anfang nicht haben wollte, lernte Geduld, Verständnis und Zuneigung, während wir uns um den Hund kümmerten. Ich erzählte ihm dann, dass ich diese Fürsorge als Vorbereitung auf unsere Elternschaft empfand und er akzeptierte das auf eine sehr liebevolle Art.
Nach einiger Zeit fragte ich Gott, ob dieser Hund die letzte Antwort auf meinen Wunsch nach Mutterschaft sein sollte. Die Antwort, die ich bekam, war ein wundervolles Gefühl der Ruhe und der Vollständigkeit. Dann, eines Tages im April, fragte mich mein Mann, ob ich einverstanden wäre, eine zweite Meinung von einem anderen Arzt einzuholen. Ich vereinbarte einen Termin. Doch kurz vorher stellte ich fest, dass ich schwanger war! Ich kann die Dankbarkeit nicht beschreiben, die ich in diesem Moment fühlte. Der zweite Arzt bestätigte mir die Schwangerschaft. Auch er war ein Facharzt für Sterilitätsbehandlung und er sagte, dass er nicht wüsste, warum ich zu ihm gekommen sei und dass ich seine Dienste nicht in Anspruch nehmen bräuchte. Mit Tränen unbändiger Freude erzählte ich ihm, warum ich gekommen war und dass Christian Science mich geheilt hatte.
Interessant an dieser Heilung war, dass der Arzt bestätigen konnte, dass die Schwangerschaft genau in dem Teil des Organismus begonnen hatte, von dem gesagt worden war, dass er völlig blockiert und nicht funktionstüchtig sei. Es konnte keinerlei Blockade gefunden werden. Als ich mich verabschiedete, sagte der Arzt, er würde sich mehr solcher Fälle wünschen, die so glücklich endeten. Alle in der Arztpraxis freuten sich mit mir.
Wir behielten die Schwangerschaft weitgehend für uns und erzählten nach ein paar Monaten nur direkten Familienangehörigen etwas davon. Die anderen ließen wir es mit der Zeit selber herausfinden und es war dann natürlich auch nicht mehr zu übersehen. Das war eine vertrauliche Zeit für meinen Mann und mich und das Kind — eine Zeit mit Gott.
Während des letzten Drittels der Schwangerschaft sah es so aus, als ob die Geburt acht Wochen früher stattfinden würde und der verantwortliche Arzt verschrieb mir Bettruhe und spezielle Medikamente. Mein Mann wollte, dass ich diesen Empfehlungen folgte. Ich kämpfte heftig mit mir, ob ich die Medikamente nehmen sollte oder nicht. Aber ich kam in meinen Gebeten zu dem Schluss, dass mich, da ich mich als vollkommene geistige Idee verstand, nichts Materielles berühren konnte. Es konnte mir weder helfen noch schaden und Gott war der Einzige, der letztendlich bestimmte, wann das Kind kommen würde, Medizin hin oder her. Ich rief die Praktikerin an und beschrieb ihr die Situation. Ich war sicher, dass sie den Fall aufgeben würde, weil sich die Dinge so entwickelt hatten. Aber sie sagte, da es mein Wunsch war mich auf Gott zu verlassen, würde sie weiter mit mir beten. Ich war so dankbar. Und ich betete weiter mir ihr, einfach um mir im Klaren zu sein, dass alles gut war, mit mir und mit dem Kind, und dass ausschließlich Gott die Kontrolle über die Situation hatte. Immer wenn verfrühte Wehen einsetzten, rief ich die Praktikerin an und sie stärkte und beruhigte mich mit geistigen Wahrheiten aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit und danach hörten die Wehen auf.
In der 37. Woche setzte der Arzt die Medikamente ab, hob die Bettruhe auf und ich konnte wieder einige Dinge tun. Das Kind kam, als es kommen sollte, vier Tage vor dem errechneten Termin und inmitten eines Schneesturms! Unser wunderbarer Sohn wurde in vier Stunden ohne Komplikationen geboren. Er schenkt uns viel Freude und Glück und mein Mann und ich sind sehr dankbar für all die wunderbaren Lektionen, die wir während dieser Zeit lernten.
Ich verstand, dass Gottes vollkommene geistige Idee Gottes ganze Vollkommenheit und seine ganze Herrlichkeit einschloss. Ich betete jeden Tag in dieser Weise und gewann täglich neue Einsichten. Ich wurde ganz ruhig und erwartungsvoll.
An Weihnachten 1999 kämpften wir mit falschen Gedanken über uns selbst als Schöpfer. An Weihnachten 2000 hatten wir unseren Sohn bei uns. Ich weiß, dass dies das Ergebnis davon war, dass wir alle unsere Wünsche Gott überließen. Wir vertrauten Seinem Willen und erwarteten nichts als das Gute, weil es das ist, was Gott für uns alle beabsichtigt. Und interessanterweise finden wir an unserem Sohn jede Eigenschaft, an die ich vor der Schwangerschaft besonders gedacht und die ich mir für meinen Sohn gewünscht hatte.
Unfruchtbarkeit muss niemand akzeptieren. Gott ist der einzige Schöpfer und wir spiegeln Gott wider.
