Ein gutes neues Jahr für Sie. Haben Sie sich etwas vorgenommen, was Sie dieses Jahr erreichen möchten? In der Zeitung stand, die drei am häufigsten genannten Vorhaben sind: mit dem Rauchen aufhören, weniger Alkohol trinken und abnehmen. Und ganz Pfiffige sagen, sie haben sich vorgenommen, sich nichts vorzunehmen, denn dann könne auch nichts schief gehen.
Nun gut, diese Haltung irgendwo zwischen Bequemlichkeit und Zynismus angesiedelt — das ist nicht mein Ding. Mit Rauchen und Trinken aufhören — bei mir Fehlanzeige, da ich beides nicht tue. Und abnehmen, das ging auch ohne Jahreswechsel und gute Vorsätze. Hier meine Überlegungen beim letzten Jahreswechsel.
Meinem Land zu dienen, Gerechtigkeit gegenüber jedermann zu üben — das kommt aus dem Amtseid des Bundeskanzlers. Anderen zu tun, was wir wollen, dass sie uns tun sollen — die goldene Regel. Nicht schlecht. Heraus kam für mich: Ich wollte fünf Leuten meine ganz besondere Aufmerksamkeit schenken. Und einmal beobachten, was sich daraus entwickelt. Hier einige Eindrücke:
Januar: Bin gespannt, wer die fünf sein werden. Beim Tanken, mein erstes. .. fast hätte ich gesagt, Opfer. Nein, mein erstes Ziel. Die Kassiererin. Wie immer ist es an der Kasse voll, ich wünsche ihr einen guten Tag. Sie dankt, freundlich und routiniert. Ein paar Tage später beim Friseur. Für mich Nummer Zwei. Ich bin echt gespannt. Aus ihr sprudelt es heraus: Probleme in der Familie, Ärger mit der Mutter, die schlechte wirtschaftliche Lage. Zum Schluss sagt sie: „Ich wollte das alles gar nicht erzählen, aber Sie haben so lieb zugehört. Das hat mir gut getan.”
März: Habe ein paar Mal länger mit dem Nachbarn gesprochen. Seinen Hund mag ich eigentlich nicht, aber beide, Herrchen und Hund freuen sich, wenn Sie mich wittern. Die Kassiererin an der Tankstelle: freundlich und routiniert, wie immer. Nummer Vier auf meiner Liste: Die Bedienung in unserem Lieblingsrestaurant. Es entwickeln sich zunächst nette, dann tiefer gehende Gespräche. Zuerst übers Wetter, dann über Heilung, Vertrauen, Respekt.
Mai: Mal wieder beim Friseur. Die Gespräche haben sich gewandelt. Ich habe meine Arbeit als Christian Science Praktiker beschrieben, also Hilfe zu geben durch Gebet, was zu Heilung und Befreiung führen kann. Und es haben sich in den letzten Wochen einige schöne Veränderungen durch diese Gebete gezeigt. Hund und Nachbar haben wie immer etwas zum Bellen und Erzählen. An der Tankstelle alles freundlich und routiniert.
Machen wir einen Sprung in den Dezember. Wann immer die Friseurin ein Problem hat, genügt ein Anruf und es werden Lösungen durch Gebet erkannt. Kommentar: „Sagenhaft, wie Gebet funktioniert.” Der Nachbar ist an vielem interessiert, wir haben oft gute Gespräche. Und der Hund ist auch okay. An der Tankstelle: alles freundlich und routiniert. Und die Bedienung im Restaurant hält unseren Lieblingstisch frei und sagt, dass ihr solche Gäste wie wir viel zu selten begegnen.
Warum ich nur von vier Leuten schreibe? Weil es nicht fünf geworden sind. Sondern 10 oder 14 oder 18. Ich weiß es nicht mehr. Manche haben mich nur einmal kurz erlebt, andere treffe ich fast täglich. Aber es gibt etwas Wichtigeres, als dass sie mich erleben: Wir erleben etwas, was man die Allgegenwart Gottes nennen könnte. Da ist oft ein Lächeln, ein stiller Friede, etwas Harmonisches inmitten einer tosenden Welt. Das tut jedem gut. Manche sagen Dank dafür, andere sind weiter freundlich und routiniert. Auch das ist gut so.
Nochmal zurück zum März: Schon da habe ich gemerkt, wie andere Menschen mir ihre Aufmerksamkeit schenken. Wie ich mich verstanden gefühlt habe, Anregungen und Hinweise bekommen habe. Wie ich gespürt habe, wie man mir Interesse entgegen bringt. Tolle Sache. Hat auch mir gut getan.
Wie wäre es, wenn Sie sich etwas Ähnliches für dieses Jahr vornehmen? Alles Gute im neuen Jahr.
Ihr