„Macht Liebe, nicht Krieg!” Dieser Spruch gelangte während der 68er Studentenunruhen zu großer Popularität. Mein Klassenkamerad hatte ihn mir in mein Poesiealbum geschrieben und ihn damals vielleicht eher salopp und spaßig gemeint. Jedenfalls wusste ich noch nicht, dass eigentlich mein ganzes Leben genau mit diesem Thema beschäftigt sein würde, als ich ihn damals als 12-Jährige las. Ich verstand nicht, was dieser Satz eigentlich wirklich bedeutete. Im Konfirmandenunterricht lernte ich dann dieselben Gedanken in der Bergpredigt und im Leben Jesu noch besser kennen.
In den folgenden Lebensjahren erlebte ich vieles, was eine bessere Gedankenhaltung einforderte. Und so wurden mir in Zeiten psychischer und physischer Bedrängnis die Worte Jesu „siebenmal siebzigmal vergeben” ein „Merksatz”, eine Leitlinie. Erst durch die Bereitschaft zu vergeben erfuhr ich, dass eine höhere Liebe in mir zu wirken begann. Eine Kraft, deren Gegenwart sich mir mit jedem Vergeben mehr erschloss und mich ergriff. Schon bald fühlte ich die Enge von Verletzungs-Empfindungen und Schmerz als Nicht-Vergebung. Und ich wurde Schritt für Schritt erlöst von falschen Feindesbildern wie auch von Erinnerungen an Misshandlung und Not.
Diese Gegenwart der Liebe befreite mich vom Richten und Urteilen. Und irgendwann verschwanden die „Untaten” hinter den Taten der Liebe. Irgendwann wurde aus dem Gefühl Opfer zu sein die Erfahrung von Schutz, Freiheit und Liebe, von Kraft und Stärke.
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