„Macht Liebe, nicht Krieg!” Dieser Spruch gelangte während der 68er Studentenunruhen zu großer Popularität. Mein Klassenkamerad hatte ihn mir in mein Poesiealbum geschrieben und ihn damals vielleicht eher salopp und spaßig gemeint. Jedenfalls wusste ich noch nicht, dass eigentlich mein ganzes Leben genau mit diesem Thema beschäftigt sein würde, als ich ihn damals als 12-Jährige las. Ich verstand nicht, was dieser Satz eigentlich wirklich bedeutete. Im Konfirmandenunterricht lernte ich dann dieselben Gedanken in der Bergpredigt und im Leben Jesu noch besser kennen.
In den folgenden Lebensjahren erlebte ich vieles, was eine bessere Gedankenhaltung einforderte. Und so wurden mir in Zeiten psychischer und physischer Bedrängnis die Worte Jesu „siebenmal siebzigmal vergeben” ein „Merksatz”, eine Leitlinie. Erst durch die Bereitschaft zu vergeben erfuhr ich, dass eine höhere Liebe in mir zu wirken begann. Eine Kraft, deren Gegenwart sich mir mit jedem Vergeben mehr erschloss und mich ergriff. Schon bald fühlte ich die Enge von Verletzungs-Empfindungen und Schmerz als Nicht-Vergebung. Und ich wurde Schritt für Schritt erlöst von falschen Feindesbildern wie auch von Erinnerungen an Misshandlung und Not.
Diese Gegenwart der Liebe befreite mich vom Richten und Urteilen. Und irgendwann verschwanden die „Untaten” hinter den Taten der Liebe. Irgendwann wurde aus dem Gefühl Opfer zu sein die Erfahrung von Schutz, Freiheit und Liebe, von Kraft und Stärke.
Das Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy lehrte mich eine neue, eine höhere Lektion der Liebe. Ich beginne zu verstehen, dass der geistige Mensch, der wir in Wahrheit alle sind, weder Täter noch Opfer von Gewalt und Bösem sein kann. Dass der geistige Mensch friedvoll und voller Barmherzigkeit ist. Und dass die Anwendung dieser Wahrheit im Denken und Empfinden eine beständige Macht ist, die Situationen und das Verhalten der Menschen zueinander verändert.
Eines Tages bekam ich eine Gelegenheit, die mir diese Wahrheit als Tatsache bewies. Es war Abend, als ich durch einen Berliner Kietz ging. Anhaltend lautes Schreien und hasserfüllte Worte machten mich aufmerksam. Ich sah eine junge Frau, festgehalten von zwei angetrunkenen Männern, bedroht, die Zigarettenglut nahe ihren Armen. Früher hätte ich selbst Angst und Unruhe empfunden. Doch jetzt konnte ich mich auf diese Tatsachen besinnen und mich mit dieser göttlichen Wahrheit verbinden, dass jeder Mensch in seinem Wesen gut ist und niemanden Schaden zufügen will. Noch während dieser inneren Klarstellung sah ich, dass sich die verzerrten Gesichter entspannten. Die junge Frau wurde losgelassen und wandte sich nach zwei kurzen Sätzen von den beiden ab. Die Männer gingen die Straße entlang, als hätte diese Szene nie stattgefunden. Ich war zutiefst dankbar, nicht Zeuge einer „Untat” sondern des friedlichen und friedenstiftenden Eingreifens Gottes gewesen zu sein.
„Make love, not war” beginnt in unserem Denken. Und es ist wunderbar diese Liebe mit Hilfe des Wissens in Christian Science zu leben. Eine praktizierbare und praktische Spiritualität, die sich sofort im Denken und Fühlen dem Allerhöchsten wachsam anvertraut und deren Ergebnisse uns umgehend hier und jetzt sichtbar werden. Eine Wissenschaft, die uns mit Gott und der Menschheit versöhnt und Krieg durch bessere Wege zum Frieden ersetzt.
