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Militärdienst — nein oder ja?

Eine Gewissensentscheidung

Aus der Mai 2003-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Entscheidung, den Dienst an der Waffe zu verweigern, kam nicht auf einmal, sondern sie wuchs allmählich in mir heran. Die interessanten Beschreibungen von Freunden über Reisen und Unternehmungen mit der Bundeswehr klangen oftmals interessant. Aber ich wusste aus Erfahrung, dass ich für mich die richtige Entscheidungen dadurch treffe, dass ich ganz nach innen gehe.

Schon im Kindergarten und in der Schule war ich der friedliche Typ, der Meinungsverschiedenheiten nicht mit Rauferei ausgetragen, sondern eher die diplomatische Vermittlerrolle gespielt hat. Den anderen machte es ganz einfach keinen Spaß, sich mit mir anzulegen, weil ich auf ihre Handgreiflichkeiten nicht eingegangen bin.

In der Sonntagsschule hatte ich viele Bibelgeschichten kennen gelernt, die von Problemlösungen auf gewaltlose Weise handeln. Durch Jesus Christus lernte ich die Möglichkeit kennen, Gegnern ohne Aggression gegenüberzutreten.

So kam es auch, dass ich den Wunsch verspürte etwas zu tun, was meiner inneren Neigung am besten entsprach. Wie als Bestätigung für die Richtigkeit meiner Entscheidung Zivildienst zu machen, erhielt ich dann die Zusage bei meiner Traum-Zivildienststelle — als letzter Bewerber! In dieser Zeit konnte ich viel Freude bei der Zusammenarbeit mit Kindern und Erwachsenen geben und entgegennehmen.

Wenn ich davon ausgehe, dass Gott nur gut ist und alle Seine Kinder in einer großen Gemeinschaft zusammenleben können, dann bedeutet das für mich, dass es Wege geben muss, um diese Harmonie im Zusammenleben auch zu erreichen.

Das Vertrauen auf Gott und seine Liebe ist dann besonders gefragt, wenn in meinem Umfeld etwas nicht nach Plan oder nicht harmonisch läuft. Gerade wenn es um mich herum Anzeichen von Disharmonie gibt, ist es notwendig, um Ordnung und Frieden wieder zu erlangen. Wie mache ich das?

Mich widerstandslos ergeben ist meiner Meinung nach nicht der richtige Schritt. Ein Land braucht Verteidigung, das steht für mich außer Frage. Wie diese Verteidigung allerdings aussieht, das gilt es zu entscheiden. Welche wirkungsvollen Möglichkeiten gibt es denn, sich und seine Mitmenschen zu verteidigen ?

Mit Waffengewalt mag es zuweilen möglich sein, einen Aggressor zurückzudrängen. Aber die aggressiven Gedanken sind damit nicht aus der Welt geräumt. Irgendwann kocht das gleiche Problem wieder hoch.

Also muss an der Wurzel angepackt werden: Echter Friede hat seinen Ursprung in den Gedanken. Das bedeutet für mich, dass ich zum Frieden beitragen kann, indem ich Hass in meinem Denken mit konstruktiven und friedevollen Gedanken auflöse. Damit trage ich zum Frieden in meiner Umgebung bei.

Dann fällt es mir leichter zu sehen, dass Gott wirklich jeden Menschen liebt. Und Er hat die Menschen liebevoll, rein und friedliebend geschaffen.

Ich konnte selbst immer wieder die Wirksamkeit dieser Methode erfahren: Schon oft hat sich eine gespannte Situation durch diese Art des Betens in Harmonie und konstruktive Zusammenarbeit umgewandelt.

In der Schule hatte mich das Fach Sozialkunde immer sehr interessiert. Dort haben wir auch über internationale Politik gesprochen, etwa über die NATO und ihre Geschichte.

Dieser Unterricht fiel in die Zeit, zu der ich überlegen musste, ob ich den Wehrdienst ableisten oder verweigern sollte. Es kamen auch die ersten Wahlen auf mich zu. Also musste ich mich ziemlich intensiv mit politischen Fragen beschäftigen.

Ich stand schließlich vor folgender Frage an mich selbst:

„Wenn du morgen darüber abstimmen darfst, ob die Bundeswehr abgeschafft werden soll, wofür würdest du stimmen?”

Und die Antwort, die ich mir geben musste war: „Für die Beibehaltung der Bundeswehr.” Und aus Konsequenz wollte ich dann auch meinen eigenen Teil beitragen.

Diese Antwort war für mich nicht einfach, aber sie entsprach meiner echten Überzeugung.

Damals war das allerdings mehr eine Sache des Kopfes, die ganze Dimension hatte ich noch nicht mit dem Herzen erfasst. Erst in der Grundausbildung wurde mir bei Manövern in Grashalmhöhe und voller Montur richtig bewusst, wie unbarmherzig Krieg ist (sowohl gegen den Feind als auch gegen die eigenen Leute). Und ich war froh, dass unsere Übungen eben nur Übungen waren und ich nicht in die echte Situation kam, in Sekundenschnelle die tödliche „Freund oder Feind"-Frage klären zu müssen.

Allerdings spürte ich aber auch in mir die tiefe Überzeugung, dass ich zur Verteidigung des zivilen Lebens tatsächlich zum militärischen Einsatz bereit wäre, um Sicherheit für andere Menschen zu gewährleisten. Und das wurde für mich sehr lebensnah, als ich während des Golfkrieges am Haupttor eines Militärflugplatzes Wache schieben musste.

Meine innere Einstellung darüber, wie ich auf Bedrohung reagiere, hat sich seitdem verändert. Ich habe kein schlechtes Gewissen über meine Entscheidung für das Militär. Aber ich habe inzwischen so viele Beweise von der Wirksamkeit von Gebet gesehen, dass ich mich fast „intuitiv” zu dieser Waffe wende, wenn ich mit Bedrohungen konfrontiert werde.

Und eine Waffe ist das Gebet sehr wohl. Paulus ermahnt die Christen, das „Schwert des Geistes” auch wirklich zu benutzen (und nicht nur über den Kamin zu hängen). Um die Angriffe gegen Leben und Freiheit zu überwinden, reicht kein weicher Staubwedel. Es muss ein „Schwert” sein.

Ich denke, um eine gewisse kämpferische, blitzwache und kompromisslose innere Haltung kommt man als aktiver Christ nicht herum, ob man nun äußerlich für oder gegen das Militär ist. Verteidigen oder Kämpfen muss man, so oder so.

Aufgrund meiner Erfahrung mit der Anwendung geistiger, göttlicher Gesetze bin ich mittlerweile überzeugt, dass aufrichtiges wissenschaftliches Gebet mindestens so effektiv ist wie eine Präzisionswaffe, um eine Bedrohung abzuwenden und Sicherheit zu gewährleisten.

Das heißt nicht, dass ich gleichzeitig militärische Gewalt vollständig ablehne. Ich habe großen Respekt vor all jenen Menschen, die mit der ehrlichen Bereitschaft, für Freiheit und Frieden einzustehen, als Soldat/Soldatin lebensgefährliche Arbeit tun und bereit sind, die „Kohlen aus dem Feuer zu holen”. Allerdings habe ich vor all jenen, die täglich innerlich Wache halten und als Christen das „Schwert des Geistes” gebrauchen, mindestens genauso große Achtung.

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