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Bibelnotizen

Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, die in der jeweiligen Wochenlektion vorkommen. Sie finden hier einige wenige der vielseitigen Möglichkeiten, die Bibel zu erforschen Die Zitate sind der Lutherbibel entnommen (revidierte Ausgabe 1984).

Aus der November 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der Herr gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? (1. Mose 3:1)

»Die Deutungen der Schlange in der Geschichte der Auslegung sind vielfältig und widersprüchlich. Die einen sehen in ihr eine Verwirklichung Satans, andere — vor allem die jüdische Auslegung — eine reine Symbolgestalt, wieder andere ein mythologisches Wesen, ... und einige ein bloßes Geschöpf wie alle anderen Tiere.

Im Text selbst trägt die Schlange nicht den Namen der <alten Schlange<, Rahab oder Leviatan, sondern die Gattungsbezeichnung eines von Gott geschaffenen Tieres. Dazu kommt, dass sie ausdrücklich als Gottes Kreatur bezeichnet wird. Gott hat dieses Tier, die Schlange, geschaffen. Man darf deshalb die Schlange nicht von vornherein gleichsetzen mit dem Teufel, dem Feind Gottes, der das ganze Unheil anrichtete. Wäre allein der Teufel der Handelnde, dann wäre der Mensch von vornherein entlastet, denn er wäre dann nur das arme Opfer eines gegen Gott auftretenden Feindes, der stärker ist als der Mensch. Deshalb betont der Text: die Schlange ist eine Kreatur Gottes. Zwei Dinge aber unterscheiden die hier erwähnte Schlange von der übrigen Kreatur: ihre größere Klugheit und die Fähigkeit, sprechen zu können. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, dass alle Tiere im Garten Eden sprachfähige Wesen waren. Das artikulierte Sprechen-Können, also die Sprache im Vollsinn des Wortes, gehört zu den Besonderheiten des Menschen, dem Gott seinen Lebensatem einhauchte.

Wenn von einem Tier in der Bibel gesagt wird, dass es spricht, steht dahinter eine geheimnisvolle, rätselhafte Ursächlichkeit. Das Sprechen der Eselin Bileams ist zweifellos von Gott selbst veranlasst. Hinter dem Sprechen der Schlange aber kann nicht Gott stehen. Gott versucht seinen Menschen nicht. So kann der, der die Schlange zum Reden bringt, nur der Böse, nur Satan, der Teufel sein. ... Es werden von ihr zwei sich widersprechende Aussagen gemacht. Sie ist Gottes Geschöpf und Werkzeug des Satans. Diese Zweideutigkeit der Schlange wird auch nicht aufgelöst. Der Ursprung des Bösen, der Ursprung von Schuld und Sünde, bleibt als unerklärliches Geheimnis bestehen. ...

Die Schlange beginnt das Gespräch mit einer Erkundigung, der eine Anteilnahme am Geschick des Menschen nicht abzusprechen ist. Zu der Zweideutigkeit des Schlangenwortes gehört der Unterton. Die Schlangenfrage beginnt mit den beiden hebräischen Worten >aph ki<. Sie sollten Zweifel hervorrufen und können deshalb am ehesten übersetzt werden mit: >Ist es denn wirklich so?< Luther lässt die Frage beginnen mit: >Ja sollte?< und sagt zu seiner Übersetzung: >Ich kann das Ebräische nicht wohl geben, widder deutsch noch lateinisch, es laut eben das Wort >aph ki<, als wenn einer die Nase rümpft und einen verlacht und verspottet.< ... Das Ziel, das die Schlange mit ihren Worten verfolgt, ist eindeutig: Sie will das Gebot Gottes in Frage stellen.< (WStB)

Und es schrie eine Frau unter den Frauen der Prophetenjünger zu Elisa und sprach: Dein Knecht, mein Mann, ist gestorben; und du weißt ja, dass dein Knecht den Herrn fürchtete. Und nun kommt der Schuldherr und will meine beiden Kinder nehmen zu leibeigenen Knechten. Elisa sprach zu ihr: Was soll ich dir tun? Sag mir, was hast du im Hause? Sie sprach: Deine Magd hat nichts im Hause als einen Ölkrug. (2. Kön 4:1,2)

»Nach dem Tode ihres Mannes wird die Witwe nun von einem Gläubiger bedrängt, in dessen Schuld der Verstorbene stand — aus Gründen, die wir nicht kennen. ... Es gab im Altertum harte Gesetze, die das Schuldrecht regelten. Konnte das Geliehene nicht zurückerstattet werden, drohte unweigerlich die Schuldhaft. Der Schuldner bzw. seine Familienangehörigen waren dadurch wie leibeigene Sklaven bis zum nächsten >Jobeljahr< zur Dienstleistung verpflichtet. In diesem Fall waren es die beiden Söhne des Verstorbenen, deren sich der Gläubiger versichern wollte.

Wie Jesus den blinden Bartimäus, so fragt auch Elisa die Bittstellerin nach ihrem Begehr. Eigentlich eine überflüssige, eine unverständliche Frage. Ist ihm nicht klar, um was es hier geht? Die Frage hilft hier wie dort, dass sich die Bittenden über ihre Lage und ihre Wünsche im Klaren werden. Sie sollen aussprechen, was sie auf dem Herzen haben. Schon allein das hat manchmal eine hilfreiche Wirkung. ...

Elisa gibt der Frau aber einen Hinweis, auf welche Weise eine Lösung möglich ist, indem er nach dem fragt, was sie noch besitzt. Aber da hat der Gläubiger sich wohl schon bedient, um zu seinem Geld zu kommen. Es ist nichts mehr da, was man veräußern könnte, außer einem Ölkrug, einem (leeren?) Gefäß. Gott kann das Wenige, das wir haben, füllen, vermehren, sich dienstbar machen, wenn wir es ihm zur Verfügung stellen.

Zu dem, was ihr selbst noch geblieben ist, soll sich die Frau weitere Gefäße von den Nachbarinnen ausleihen. Hinter verschlossenen Türen, also vor der Neugier der Nachbarn und vor dem Zugriff des Gläubigers sicher, soll sich dann das wunderbare Geschehen vollziehen. Wenn der Auftrag lautet: »Gieß in all jene Gefäße!«, dann ist davon auszugehen, dass noch ein Rest vorhanden war. ...

Wie Elisa es ihr gesagt hatte, so führt es die Frau aus: Während die Söhne ihr die leeren Gefäße bringen, gießt sie das nicht enden wollende Öl hinein, bis es keine Gefäße mehr gibt und das Öl nun auch zum Stillstand kommt. Auf ihre Vollzugsmeldung hin sagt Elisa ihr, was sie mit dem so wunderbar gewonnenen Öl machen soll: Es ist (wohl auf dem örtlichen Markt) zu verkaufen und mit dem Erlös ist der Gläubiger auszuzahlen.

Das hebr. Wort für »zufriedenstellen« entspricht von seiner Wurzel her dem Wort für Frieden, »Schalom«. »Frieden« ist in der Bibel aber meist mehr als »Nicht-Krieg«. Das Wort meint einen ganz umfassenden Frieden, bei dem auch nicht mehr das Geringste zwischen den beteiligten Menschen steht, einen Zustand vollständiger Harmonie. Gewiss ist hier an etwas dergleichen gedacht: Der nervenzermürbende Kleinkrieg zwischen Gläubiger und Schuldnerin, das Ausweichen, Sich-Verleugnen und Sich-Verstecken hat nun ein Ende. Und auch für die Möglichkeit zu einem neuen Anfang ist gleich mit gesorgt: Von dem, was übrig bleibt, kann die Frau mit ihren Söhnen leben.« (WStB)

Und es war ein Mann in Lystra, der hatte schwache Füße und konnte nur sitzen; er war gelähmt von Mutterleib an und hatte noch nie gehen können. (Apg 14:8)

»Lystra liegt 30 km südwestlich von lkonien. ... Es ist offenbar eine rein heidnische Stadt; von Juden ist nicht die Rede, eine Synagoge wird nicht sichtbar. Die Bevölkerung — gefühlsmäßig leicht erregbar und bestimmbar — versteht soweit die Weltsprache des [hellenischen Griechisch], dass Paulus zu ihr zu reden vermag, spricht aber sonst ihr heimatliches »Lykaonisch«.

Unter der zuhörenden Menge sitzt ein Mann, »kraftlos an seinen Füßen, lahm von Mutterleib, der noch nie hatte gehen können«. Paulus blickt auf ihn und sieht in seinem Gesicht die erwartungsvolle Bereitschaft, von diesem Verkünder eines wunderbaren »Heiles« eine Hilfe in seinem Elend zu bekommen. Was kann alles in dem Herzen eines Menschen vorgehen, der zum ersten Mal das Evangelium hört! Da sagt ihm Paulus mit lauter Stimme: »Stelle dich auf deine Füße aufrecht!« ... Und er sprang auf und konnte gehen.

Die Wirkung des Wunders ist auf diesem heidnischen Boden ganz anders als an der Tür des Jerusalemer Tempels. Die leicht erregbare Bevölkerung versteht das Geschehen sofort »heidnisch«. ... Was für die Bibel mit ihrem Wissen um den lebendigen Gott das ungeheure Geschehen der Heilsgeschichte ist ... ist für Heiden eine einfache Sache. Warum sollen »Zeus« und »Hermes« nicht einmal nach Lystra kommen und dort ein schönes Wunder tun? ... Sie nannten Barnabas »Zeus«, den Paulus aber »Hermes«, weil er es war, der das Wort führte. Diese Verteilung der bekannten Götternamen auf die beiden Boten Jesu gibt uns ungewollt ein gutes Bild der beiden Männer: Barnabas ist sichtlich der ältere, ruhige und würdigere, eine »väterliche« Gestalt, darum mit dem Götternamen Zeus zu identifizieren; Paulus ist der lebhafte, beweglichere Wortführer, der »Götterbote« Hermes. Welch gute gegenseitige Ergänzung waren sie dadurch in ihrem Dienst.« (WStB)

Er aber sprach zu ihnen: Ich sah den Satan vom Himmel fallen wie einen Blitz. (Lk 10:18)

»Dieser Satz ist nicht ganz leicht zu verstehen. Er kann zweierlei bedeuten.

1. Er kann heißen: »lch sah, wie die Mächte der Finsternis besiegt wurden; die Zitadelle des Satans ist im Sturm genommen und das Reich Gottes im Kommen.« Vielleicht sollte damit zum Ausdruck gebracht werden, dass Jesus wusste, dass dem Satan und all seinen Mächten der Todesstoß versetzt worden war, wie lange es auch noch dauern mochte, bis er endgültig besiegt war. Oder wie ein bedeutender Theologe es formuliert hat: Dem Tag seiner Gefährdung folgt früher oder später unweigerlich der Tag der Vernichtung des Feindes.

2. Ebenso gut aber kann Jesus mit diesem Satz die Siebzig vor Stolz gewarnt haben. Der Legende zufolge wurde Satan, der sich in seinem Stolz gegen Gott aufgelehnt hatte, aus diesem Grunde aus dem Himmel verstoßen, wo er einst der oberste aller Engel gewesen war. Vielleicht wollte Jesus den Siebzig damit sagen: »lhr habt triumphiert; doch hütet euch vor dem Hochmut; auch der höchste Engel ist ihm einst verfallen und wurde deshalb aus dem Himmel verstoßen.«

Sicherlich hat Jesus seine Jünger ständig vor Hochmut und Überheblichkeit gewarnt. Es traf zwar zu, dass er ihnen alle Macht verliehen hatte, doch die höchste Ehre für sie bestand darin, dass ihre Namen ins Buch des Himmels geschrieben waren.« (Barclay)

»Dieser Abschnitt, der die Rückkehr der Siebzig berichtet, gehört zum Sondergut des Lukasevangeliums. Die zurückgekehrten Jünger berichten voller Freude, dass ihnen sogar die Dämonen gehorchen mussten, wenn sie ihnen in der Vollmacht Jesu entgegentraten. ... Die Freude der Siebzig ist gut verständlich, weil den neun Aposteln damals der Versuch misslang, den dämonischen Knaben zu heilen (Lk 9:37 ff).« (WStB)

Quellenangaben

Barclay = William Barclay.

Auslegung des Neuen Testaments

WStB = Wuppertaler Studienbibel

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