Aber die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der Herr gemacht hatte, und sprach zu dem Weibe: Ja, sollte Gott gesagt haben: ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten? (1. Mose 3:1)
»Die Deutungen der Schlange in der Geschichte der Auslegung sind vielfältig und widersprüchlich. Die einen sehen in ihr eine Verwirklichung Satans, andere — vor allem die jüdische Auslegung — eine reine Symbolgestalt, wieder andere ein mythologisches Wesen, ... und einige ein bloßes Geschöpf wie alle anderen Tiere.
Im Text selbst trägt die Schlange nicht den Namen der <alten Schlange<, Rahab oder Leviatan, sondern die Gattungsbezeichnung eines von Gott geschaffenen Tieres. Dazu kommt, dass sie ausdrücklich als Gottes Kreatur bezeichnet wird. Gott hat dieses Tier, die Schlange, geschaffen. Man darf deshalb die Schlange nicht von vornherein gleichsetzen mit dem Teufel, dem Feind Gottes, der das ganze Unheil anrichtete. Wäre allein der Teufel der Handelnde, dann wäre der Mensch von vornherein entlastet, denn er wäre dann nur das arme Opfer eines gegen Gott auftretenden Feindes, der stärker ist als der Mensch. Deshalb betont der Text: die Schlange ist eine Kreatur Gottes. Zwei Dinge aber unterscheiden die hier erwähnte Schlange von der übrigen Kreatur: ihre größere Klugheit und die Fähigkeit, sprechen zu können. Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, dass alle Tiere im Garten Eden sprachfähige Wesen waren. Das artikulierte Sprechen-Können, also die Sprache im Vollsinn des Wortes, gehört zu den Besonderheiten des Menschen, dem Gott seinen Lebensatem einhauchte.
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