Die Redaktion des Christian Science Herold freut sich, den wegweisenden Leitartikel ihres ehemaligen Redaktionschefs und jetzigen Chefredakteurs des Christian Science Monitor, Richard Bergenheim, allen unseren Lesern zugänglich machen zu können. Wie immer begleiten wir die weiteren Schritte des Monitor mit wohlwollender Unterstützung und dem Dank für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.
1908 hatten nur wenige Frauen die Möglichkeit oder Mittel, eine Tageszeitung zu gründen. Doch im Spätsommer jenes Jahres schrieb Mary Baker Eddy einen kurzen Brief an die Direktoren ihrer Kirche und an den Verwaltungsrat der Christian Science Verlagsgesellschaft und teilte ihnen mit, dass es an der Zeit sei, eine Tageszeitung zu gründen. Sie erklärte: »Die Sache [von Christian Science] verlangt, dass sie jetzt herauskommt.« (Lo7268, Mary Baker Eddy an den Christian Science Verwaltungsrat, 8. August 1908. Sammlung der Mary Baker Eddy Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit).
Fraglos fühlte sie eine göttliche Veranlassung, einen solchen Schritt zu tun. Es war kein politischer Schritt oder ein wirtschaftliches Vorhaben noch war es bloß eine journalistische Unternehmung — es war für sie das Ergebnis einer kontinuierlichen Entfaltung dessen, was für die Erlösung der Menschheit notwendig war. In einem Briefentwurf an ihren Herausgeber und Verleger schrieb sie: »Als ich den wöchentlichen Sentinel vorschlug, reagierten die Schüler zuerst zurückhaltend; sie werden sich möglicherweise dieses Mal zurückhalten, aber ich weise Sie im Namen Gottes an, dies zu tun.« (Lo7146, Mary Baker Eddy an Archibald McLellan und Allison V. Stewart, 3. Mai 1908, Sammlung der Mary Baker Eddy Bibliothek).
Die Beamten ihrer Kirche und Fachleute aus dem ganzen Land fühlten deutlich diese starke geistige Notwendigkeit und den starken Bedarf, und innerhalb von drei Monaten verließ die erste Ausgabe des The Christian Science Monitor die Druckerpresse. Am 25. November 1908, einem Mittwochvormittag, war es bewölkt und neblig. Als die erste Ausgabe an Mrs. Eddy zugestellt wurde, bemerkten ihre Angestellten, wie dunkel der Tag sei. Sie antwortete: »Ja, aber nur den Sinnen gemäß. Wir wissen, dass die Umkehrung des lrrtums wahr ist. Dies ist in Wahrheit von allen Tagen der hellste Tag. Dies ist der Tag, an dem unsere Tageszeitung hinausgeht, um die Menschheit zu erleuchten ...!« (Irving C. Tomlinson, Zwölf Jahre mit Mary Baker Eddy, The Christian Science Publishing Society, 1972, S. 114).
Eine Zeitung, die solch einen geistig definierten Ursprung und Zweck hat, gibt es selten. Mrs. Eddy schrieb in Wissenschaft und Gesundheit: » >Es werde Licht< ist die beständige Forderung von Wahrheit und Liebe, die das Chaos in Ordnung und den Missklang in Sphärenmusik verwandelt.« (S. 255). Der Bedarf nach Licht verschwindet nie und das Erscheinen des Lichts hört in dieser geistigen Gleichung nie auf. Der Bedarf, dass Licht in die Welt komme und dass die Menschheit erleuchtet werde, dauert ebenfalls an, und die Arbeit des Christian Science Monitor ist eine fortdauernde Antwort auf diesen Bedarf.
Aufgrund der großen Herausforderungen, denen die Zeitung zeitweise gegenübersteht, sind die Leute versucht, um ihr Überleben zu bangen. Die Versicherung und Überzeugung, dass sie ein Leben und eine Zukunft hat, gehen mit dem Erkennen des geistigen Bedarfs einher, der sie ins Leben rief und sie weiterhin erscheinen lassen wird. Was könnte jemanden veranlassen zu denken, dass eine Publikation nicht gebraucht würde, deren Mission es ist, die heutigen Ängste, Schmerzen und Verzweiflung der vielen Menschen auf der Welt zu lindern? Der Monitor berichtet von den Leiden der Welt, ohne von ihnen mesmerisiert zu werden. Wie der Polarstern ist er ein beständiges Leuchtfeuer der Hoffnung — er gibt jenen Beruhigung und Richtung, die in Not sind. Auch hebt diese Zeitung Errungenschaften hervor, die das Leben verbessert haben, betont die Bemühungen, die Probleme gelöst haben, sowie Dinge, die Freude ins Leben der Menschen bringen.
Jene, die persönlich gegen Unterdrückung und Verfolgung kämpfen und aufgrund dessen schikaniert werden, verdienen den Beweis, dass ihre Arbeit wahrgenommen und unterstützt wird. Wenn der Großteil der Medien Männer und Frauen von der schlechtesten Seite zeigen, ist es notwendig, den Anstand, den Mut und die Selbstlosigkeit zu honorieren, die uns umgeben. Es ist wichtig, ein Licht auf die Arbeit jener leuchten zu lassen, die sich der Rettung von Menschen aus Unheil, Hungersnot oder vor Ausrottung verschrieben haben. Oftmals sind es gläubige Menschen, die sich veranlasst sehen, den Bedauernswertesten der Welt zu helfen, und ihre Geschichte sollte berichtet werden. Und wenn so viele mit Ungleichheit in Bildung und Möglichkeit konfrontiert sind, ist es wesentlich, dass dies aufgedeckt wird — und was oder wer auch immer daran wirkt, dem abzuhelfen, verdient es, gewürdigt und bekannt gemacht zu werden.
Es ist kaum sinnvoll, den Menschen Moral zu predigen. Doch die geistigen Wurzeln des Monitors veranlassten ihn, seine Rolle als moralische Kraft in der Welt anzunehmen. Übertragen heißt das nicht, heiliger als sie zu sein, sondern die geistige Direktive »Liebe deinen Nächsten wie dich selbst« ernsthaft zu beachten. Das bewahrt uns davor, blind für die Nöte unseres Nachbarn zu sein.
Diese Einstellung hilft uns, den Geist dieser Zeitung zu erklären. Jene, die um die Welt und jeden, der in ihr lebt, besorgt sind, müssen nicht die Nachrichten ignorieren, die das Leben aller betreffen. Die ersten Herausgeber der Zeitung erklärten die Rolle des Monitors. In seinem Buch Commitment to Freedom (Der Freiheit verpflichtet) schrieb Erwin Canham darüber, dass zwei Wochen vor Herausgabe der ersten Ausgabe »etwa ein Dutzend Mitarbeiter unter dem Vorsitz von Mr. Dodds [dem ersten geschäftsführenden Herausgeber] um einen großen Bibliothekstisch saßen ... Mr. Dodds teilte ihnen mit, dass sie die traditionelle Berichterstattung auf den Kopf stellen werden würden. Also statt Sensation, Leidenschaft, Konflikt und Aufruhr zu betonen, hätten sie die wichtigen und konstruktiven Entwicklungen in den Nachrichten — lokal, national oder weltweit — festzuhalten« (S. 51-52). Archibald McLellan, der erste Herausgeber, schrieb, dass The Christian Science Monitor eine »ausschließlich aktuelle Zeitung sein werde, in der alle Neuigkeiten des Tages, die gedruckt werden sollten, einen Platz finden werden.« (Christian Science Sentinel, 17. Oktober 1908) Eine Seite mit aktuellen Ereignissen, ähnlich der »News in Brief« (Nachrichten in Kürze) im Monitor war von der ersten Ausgabe der zuvor ins Leben gerufenen Veröffentlichung der Kirche, des Christian Science Sentinel, bis 1917 erschienen. Es ist offensichtlich, dass Mrs. Eddy wusste, dass jene, die ihr Leben dem Gebet für die Welt widmenten, über die jüngsten Entwicklungen Bescheid wissen mussten.
Die Fähigkeit des Monitors, so aktuell wie die Konkurrenten zu sein, wurde einige Jahrzehnte lang durch Produktionsschwierigkeiten auf die Probe gestellt. Die Berichterstatter des Monitors kompensierten das, indem sie dem Blatt dadurch einen besonderen Wert verliehen, dass sie mit ihrem Fachwissen Ereignisse zueinander in Beziehung setzten und Analysen der Nachrichten anboten. Heute, mit der Entstehung des Internets, kann der Monitor sofort über aktuelle Ereignisse berichten, während er weiterhin den Hintergrund und den Zusammenhang den Lesern anbieten kann, die inzwischen damit rechnen.
Das Internet bietet sowohl Herausforderungen als auch Möglichkeiten. Während der Monitor heute weniger als 60.000 Abonnenten hat, besuchen mehr als 1,8 Mio. Leute seine Website. Das ist wahrscheinlich die bedeutsamste Entwicklung in der Geschichte des Monitors. Ein stets wachsender Prozentsatz der Bevölkerung sucht im Internet aktuellste Information über jedes erdenkliche Thema unter der Sonne. Das führt nicht, wie manche fürchten, dazu, dass unser Blatt weniger gedruckt wird, doch der gesunde Menschenverstand sagt, dass die stetig wachsende Leserschaft der Zeitung im Internet bestmöglich versorgt werden muss.
Das Internet kann man nicht mehr als Eintagsfliege betrachten. Verleger auf der ganzen Welt erkennen, dass es fortbestehen wird und dass es die leistungsfähigste Medienkraft der Welt ist. Jeder Verleger strebt danach zu verstehen, wie die Internet-Ressourcen effektiv und gewinnbringend zu nutzen sind.
Vieles im Internet wirkt wie im Wilden Westen, undiszipliniert und auf keiner Landkarte verzeichnet. Eine Internetsuche kann augenblicklich Information aus der ganzen Welt auf den Bildschirm bringen. Wenn man sich jedoch die Seite ansieht, fragt man sich: lst sie wahrheitsgetreu, verlässlich, genau, aktuell? Und dann — wie viele haben wohl Zeit, durch die unzähligen Seiten zu waten, um vertrauenswürdige Information zu finden? Der Monitor spielt dabei eine vielversprechende Rolle, seinen Lesern und Abonnenten auf diesem Weg zu helfen. Der natürliche Filter der Zeitung verweist die Leser auf vertrauenswürdige Seiten, die ihre Aufmerksamkeit verdienen, die familiengerecht sind und die ihr Verständnis der Welt erweitern. Und umgekehrt zeigen Studien, dass mehr und mehr Internetseiten ihre Leser auf die Seiten des Monitors verweisen.
Wir leben in einer Welt der Extreme, besonders in Religion und Politik. Diese Polarisierung des Denkens verhindert Konfliktlösung und bringt Fortschritt zum Erliegen. Es gibt immer weniger ausgewogene und aufmerksame Diskurse. Viele sind so sehr von ihren eigenen Ansichten geblendet, dass sie jedes Interesse am Guten in der Öffentlichkeit verloren haben. Und, wie Mrs. Eddy hervorhebt: »Wenn der Stolz, das Selbst und die menschliche Vernunft herrschen, nimmt die Ungerechtigkeit überhand.« (Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler und Verschiedenes, S. 283) Auf der ersten Seite in Wissenschaft und Gesundheit wendet sie sich an ein anderes Publikum: »Die Zeit für Denker ist gekommen.« Diese Denker kommen aus allen Schichten der Gesellschaft, aus allen Schichten der Bildung, aus jeder Ecke der Welt. The Christian Science Monitor bemüht sich, diesen Denkern die Fakten zu liefern, die sie benötigen, sowie ein Verständnis ihrer Bedeutung. Er macht sie mit Schlüsselpersonen bekannt, die die Fähigkeit haben, die nächsten Stufen für den Fortschritt der Menschheit zu formen. Mrs. Eddy wollte, dass ihre Zeitung nützlich und den Lesern willkommen ist. Frei von Sensationslust, Tratsch oder Ärger sollte sie inmitten von Extremismus eine Oase sein, der eine Familie vertrauen und die sie weitergeben kann.
Heute wie zu Mrs. Eddys Zeiten ist es schwierig, über dem Kampf des politischen Eifers zu stehen. Es ist eine besondere Wachsamkeit vonnöten, um nicht ein bestimmtes Vorurteil zu übernehmen. In einer kürzlich erstellten Meinungsumfrage von Monitor-Lesern beschwerten sich einige, dass die Zeitung entweder zu amerikanisch, zu liberal oder zu konservativ sei. Es ist natürlich, diese Bezeichnungen arglos zu äußern, aber die moralische Forderung bedingt Wachsamkeit. Sich selbst zu überprüfen ist wichtig, und Wachsamkeit an dieser Front ist eine Pflicht der Herausgeber. Der Monitor wächst mit seinen Abonnenten. Wie jeder von uns, lernt auch er, wenn nötig, durch Erfahrung.
Durch seine ganze Geschichte hindurch war der Monitor gesegnet mit Mitarbeitern, die seine Mission tief in ihrem Herzen hegten. Nur wenige Menschen würden jemals so hart, so lange, so mutig oder treu arbeiten wie sie. Wenn man nicht tatsächlich gerade in der Nachrichtenzentrale sitzt oder mit einem Korrespondenten spricht, ist es schwer sich vorzustellen, was die Mitarbeiter für jede Ausgabe leisten, noch könnte man eine Vorstellung der Tiefe der Erfahrung bekommen, die sie in die Tagesnachrichten einfließen lassen. Unsere Schuld ihnen gegenüber ist enorm, weil sie sich dem Ziel Mary Baker Eddys für die Zeitung verschrieben haben »... keinem Menschen zu schaden, sondern die ganze Menschheit zu segnen« (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter und Verschiedenes, S. 353). Diese Zeitung ist gleichermaßen durch seine Abonnenten gesegnet, die die gleiche Leidenschaft für seine Mission hegen. Sie durchlebten seine Höhen und Tiefen und blieben an der Zeitung kleben wie Kletten, nichts konnte sie abschütteln. Warum? Wegen des Einflusses, den der Monitor auf ihr Leben gehabt hat. Diese Gemeinschaft von Autoren, Herausgebern, Mitarbeitern und ihren Abonnenten trägt wesentlich zum Fortschritt der Zeitung bei.
Der Monitor kann es nicht allein schaffen. Er braucht seine Leser und er braucht die Gebete und die Unterstützung der Mitglieder der Kirche, die ihn produziert. Oftmals sind sich die Leute darüber nicht bewusst, wie wichtig ihre Unterstützung ist. Wir sind es gewohnt, dass die Zeitung »da ist«. Aber der Monitor braucht seine Leser, Abonnenten und Inserenten, und er braucht ihre Bemühungen, das Universum der Leser, Abonnenten und Inserenten zu erweitern. Jene, die für die Zeitung arbeiten, wissen aus eigener Erfahrung, wie kostbar jede Minute des Tages ist. Als Gegenleistung für ihre Leserschaft haben sie sich verpflichtet, die neuesten Nachrichten so effizient wie möglich zu präsentieren, ob als gedruckte Zeitung oder im Internet. Auch wenn folgende Bibelverse nicht auf den Monitor verweisen, so sind sie doch eine gute Unterweisung: »Schreib auf, was du geschaut hast, deutlich auf eine Tafel, dass es lesen könne, wer vorüberläuft!« (Habakuk 2:2) und »... die Blätter der Bäume dienen zur Heilung der Völker« (Offenbarung 22:2). Unsere Hoffnung ist die, dass der Monitor zu dieser Art Heilung beiträgt.
Als Mary Baker Eddy über Kirche schrieb, hob sie einige Hauptcharakteristika der Arbeit der Kirche hervor. Zwei davon sind, dass sie »ihre Nützlichkeit beweist« und »das Menschengeschlecht erhebt« (siehe Wissenschaft und Gesundheit, S. 583). Diese passen gut auf die Mission des Monitors und sind wichtige Führer für seine nächsten Schritte in dieses neue Jahrhundert. Sie werden seine Arbeit und deren Früchte formen. »Es werde Licht!« bleibt die Antwort des göttlichen Gemüts auf unsere Nöte und die der Welt.
