Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Mary Baker Eddy Bibliothek

Mary Baker Eddy, Mary A. Livermore und die Frauenwahlrechtsbewegung Teil 2

Aus der November 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eddy und Livermore — in voller Übereinstimmung

Anfang November 1871 schickte Mary Baker Eddy ihrer Freundin Mary Ellis eine Einladung, um von Sampscott nach Lynn, Massachusetts, zu kommen, und Livermore mit General James A. Hall aus Portland, Maine, über die Rechte der Frauen debattieren zu hören:

»Nun ist [Livermore] talentiert und ich dachte, du magst sie vielleicht gern hören, ungeachtet dessen, dass das Thema nicht das ist, was dir oder mir sehr wichtig ist, aber ich habe ein Abonnement, um dieser Sache zu helfen, s'ist für den >Frauen Verband< in dieser Stadt, um die Armen zu unterstützen und jenen, die Hilfe brauchen, zu helfen.« M.B. Eddy an M. Ellis, November 1871, Ausgehende Korrespondenz (Outgoing Correspondence, nachfolgend als OC gekennzeichnet) von Mary Baker Eddy, L05668.

Es ist interessant, dass Eddy in ihrem Einladungsschreiben an Ellis ihren Enthusiasmus für Livermores Sache bewertet. Wie auch immer ihre eigene Einstellung zum Frauenwahlrecht vor der Debatte war, so hatte Eddy innerhalb weniger Wochen, nachdem sie Livermore über das Thema hatte sprechen hören, den Woman Suffrage Bazaar (Frauenwahlrechts-Wohltätig-keitsbasar) besucht, war der MWSA (Frauenwahlrechts-Vereinigung, Massachusetts) beigetreten und zahlte ihre Aufnahmegebühr an Livermore persönlich. Der erste Frauenwahlrechts-Wohltätigkeitsbasar in Massachusetts fand vom 11.-22. Dezember 1871 statt. M.A. Livermore an E.J. Foster Eddy, 2. Dezember 1889, Eingehende Korrespondenz von Mary Baker Eddy (Incoming Correspondence, nachfolgend als IC gekennzeichnet), 593. Wenn wir auch nicht sagen können, ob Eddy nach 1871 jährlich Mitgliedsbeiträge zahlte, bestätigen Dokumente der Bibliothek jedoch, dass ihr Sekretär Calvin A. Frye am 27. März 1888, aufgrund einer Erneuerungs-Aufforderung, die sie von der MWSA erhalten hatte, $1 als Wahlrechts-Beitrag für Eddy zahlte. C.A. Frye, Account Book 1 (Geschäftsbuch Nr. 1), Mai 1887 — Mai 1891, SF; MWSA Notiz über Zahlungserneuerung, datiert mit 15. März 1888, IC 726(a).

Etwas in Livermores Darstellung des Frauenwahlrechts verknüpfte sich mit Eddys Ansichten, so dass sie zum Frauenwahlrechts-Wohltätig-Keitsbasar ging und ein Mitglied dieser Organisation wurde. Man kann sich leicht vorstellen, wie Livermores eindringliche Argumente für die Bildung für Frauen und für das Sorgerecht von Frauen mit Eddys eigenen Erfahrungen in Einklang gerieten — als Witwe, die nicht darauf vorbereitet war, ihren Unterhalt zu verdienen, und als Mutter, die nicht in der Lage war, das Sorgerecht für ihr Kind zu behalten oder zu bekommen. In ihren Vorträgen gab Livermore zum Beispiel kund:

»Wenn ich könnte, würde ich die öffentliche Meinung so radikal ändern, dass kein Mädchen als gut gebildet angesehen werden sollte, ungeachtet ihres Könnens, bis sie nicht ein Handwerk gelernt hätte, eine Arbeit, eine Beschäftigung oder einen Beruf. Dann wäre es ihr möglich, unabhängig zu sein und sie müsste nicht auf dem Storm des Lebens als ein Teil dessen nutzlosen Treibens schwimmen, hierhin und dorthin getragen von dessen bewegtem Wasser.« M.A. Livermore, What shall we do with our Daughters?, 1883, S. 61.

Noch grundlegender war vielleicht, dass Eddy den christlichen Rahmen von Livermores Ansichten über Frauenwahlrecht teilte. Beide predigten die Gleichheit von Gottes Söhnen und Töchtern von der Kanzel wie auch vom Vortragspodium aus. In Livermore fand Eddy eine Frauenrechtlerin, mit der sie sich identifizieren und die sie respektieren konnte, und durch sie fand sie eine Frauenwahlrechtsorganisation, die sie zu unterstützen wünschte.

Zwei Briefe von Livermore an Eddy aus den 188oern weisen darauf hin, dass sich ein gegenseitiger Respekt entwickelt hatte. In einem Brief vom 11. April 1887 schrieb Livermore, dass sie eine Freikarte für einen Vortrag von Eddy nicht nutzen könne, fügte aber hinzu: »Mit lhrer Erlaubnis werde ich die Freikarte behalten, so dass mein Mann oder mein Schwiegersohn sie nutzen können. Einer von ihnen wird den Vortrag gern hören, und durch einen von ihnen sollte ich einen besseren Bericht erhalten, als die Presse je liefert.« M.A. Livermore an M.B. Eddy, 11. April 1887, IC 593.

Zwei Jahre später, am 2. Dezember 1889, schrieb Livermore aus Pittsburgh, Pennsylvania, möglicherweise eine Station auf ihrer Vortragsreise. Sie teilte mit — offensichtlich Bezug nehmend auf einen Brief von Eddys adoptiertem Sohn Ebenezer J. Foster Eddy —, wohin Eddys Beiträge an die MWSA gezahlt werden sollten. Nachdem sie ihn an das Büro der Vereinigung in Boston verwiesen hatte, schrieb Livermore über Eddys Unterstützung der Frauenwahlrechts-Sache:

»Auch wenn wir wussten, dass sie mit unserer Arbeit voll und ganz übereinstimmt, haben wir ihre aktive Mitwirkung kaum erwartet, wo doch ihre eigene Arbeit so groß und absorbierend ist. Aber wir werden immer für jeden Dienst dankbar sein, den sie leisten kann.« M.A. Livermore an E.J. Foster Eddy, 2. Dezember 1889, IC 593.

Wir wissen von mindestens einem weiteren Vortrag Livermores, den Eddy in dieser Zeit besuchte, dieses Mal in Boston, 1888. Eddy Schreibt über Foster Eddy: »Nach der Adoption war mein erstes Ausgehen mit ihm zum Vergnügen in einen Saal, um Mrs. Livermore zu hören. Vor dem Abend beauftragte ich ihn, einen Platz vorn und nicht an der Seite zu besorgen — und nahe der Bühne.« A10580. Eddy adoptierte den Erwachsenen Dr. Ebenezer J. Foster im November 1888.

Wir können an mehreren Beispielen die große Achtung erkennen, die Eddy vor Livermore hatte. So schrieb Eddy am 5. Januar 1893 einen Brief an Foster Eddy, der sich in New York aufhielt, um die Vorbereitung eines biographischen Eintrags von Eddy in der National Cyclopedia of American Biography (Enzyklopädie Amerikanischer Biographien) zu beaufsichtigen. Nachdem sie Foster Eddy erklärt, warum sie die Vorlage bearbeitet, da sie sich als »Entdeckerin« und nicht als Geistliche von Christian Science bezeichnet, schreibt Eddy über einige Befürchtungen, die sie wegen des beabsichtigten Eintragshegt, und nimmt Livermores Erscheinen bzw. Nicht-Erscheinen für sich zum Maßstab der Rechtschaffenheit des Projekts: »Wird Mary Livermore in deren Cyclo. erwähnt? Und warum nicht? Du weißt, dass ich sehr dazu eingeladen wurde, meine Autobiographie in einer Veröffentlichung unlängst erscheinen zu lassen. Aber mit besonderer Sorgfalt fand ich alles heraus und dann lehnte ich es ab.« OC Vo1186. Tatsächlich erschien Mary Livermore in der Cyclopedia und Eddy beschloss nicht zurückzuziehen.

Als 1899 eine Verleumdungsklage gegen Eddy weithin publik gemacht wurde, Der Prozess, der von Josephine C. Woodbury angestrengt wurde, wurde im Juni 1901 zu Eddys Gunsten entschieden. ermutigte sie Irving C. Tomlinson, einen jungen universalistischen Pfarrer, der Christlicher Wissenschaftler geworden war, seine Kontakte zu Livermore aufrechtzuerhalten. Eddy schrieb am 26. Oktober 1899 an Tomlinson: »lhre gute Arbeit, mit Mrs. Livermore begonnen, mag gestärkt werden, indem Sie ihr »Vermischte Schriften« schicken und mir die Rechnung senden oder Bescheid geben und das Buch von [Pleasant View] holen.« 10

Tomlinson schreibt in seinen Reminiszenzen über Eddy: »Mrs. Eddy bemühte sich in ihren Beziehungen zu Nicht-Wissenschaftlern, jegliche falsche Auffassungen zu mindern, welche diese über sie oder ihre Sache haben könnten. Mrs. Mary A. Livermore, zu der Zeit eine der vordersten Frauenführerinnen Amerikas, war Mrs. Eddy als eine alte Freundin [Tomlinsons'] bekannt.« Nachdem Eddy erfuhr, dass Livermore eine Freundin von Tomlinsons Familie war, sandte sie ihn, die geachtete Frauenrechtsführerin für sie einzunehmen, um »ein Wohlwollen zu fördern« und »um jegliches Missverständnis auszuräumen, das möglicherweise besteht.« M.B. Eddy an I.C. Tomlinson, 26. Oktober 1899, OC L03693.

Eine Ausgabe von Vermischte Schriften 1883-1896, mit einer Widmung der Autorin, wurde Livermore von Tomlinson um Weihnachten 1899 überreicht. Livermore dankte Eddy umgehend und erwähnte ihre gemeinsamen ldeologien:

»Ich habe Ihre »Vermischten Schriften« erhalten, für die ich Ihnen sehr herzlich danke. Ich werde es auf meinem Schreibtisch haben, wo ich es jederzeit nehmen und einen Abschnitt lesen kann. Eine flüchtige Durchsicht, bei der ich Seiten gelesen habe, hat mir nur wichtige Wahrheiten vor Augen geführt, die ich mein ganzes Leben lang anerkannt habe.« Reminiszenzen von I.C. Tomlinson, S. 683.

Die Bibel erfüllen, Geschlechter gleichstellen

Mary Baker Eddys Ideen wurden zweifellos von Mary A. Livermore wertgeschätzt und beide hatten gegenseitige Hochachtung vor der Arbeit der anderen. In den folgenden Monaten und Jahren gab Eddy gelegentlich die Anweisung, Exemplare bedeutsamer Ausgaben ihrer Zeitschriften an »die Prominenten wie Hochwürden Talmadge, Edward Everett Hale, Mrs. Livermore etc.« zu schicken. M.A. Livermore an M.B. Eddy, 30. Dezember 1899, IC 593.

Ein abschließender Hinweis von Eddys Hochachtung für Livermore taucht in einem undatierten Abschnitt aus einem von Frye notierten Diktat Eddys auf: »Mrs. Livermore sagt in einem Vortrag, dass jede neue Idee drei Entwicklungsstufen hat, erst Spott, dann Erwägung, dann Aneignung.« OC L10224. Siehe auch OC L18670. DeWitt Talmadge war ein prominenter Geistlicher, dessen Predigten Eddy las und für ihre Einklebebücher ausgeschnitten hatte. Hale war ein einflussreicher Pfarrer der Unitarier.

Dieser Verlauf scheint eine passende Beschreibung für die erfolgreiche Frauenwahlrechtsbewegungzu sein. Zuerst schien die Idee lächerlich zu sein, dass Frauen wählen, dann wurde sie als annehmbar betrachtet, nachdem sie von jemandem wie Mary A. Livermore präsentiert wurde, und 1920 schließlich trat sie im 19. Zusatzartikel der Amerikanischen Verfassung in Kraft.

Die Geschichtsschreibung ist oft selektiv beim Protokollieren der Menschen und Ereignisse, die dazu beigetragen haben, unsere Gesellschaft zu gestalten. Vom Ausgangespunkt des 21. Jahrhunderts zurückblickend konzentrieren wir uns auf Susan B. Anthony und Elizabeth Cady Stanton als die Führerinnen der Frauenwahlrechtsbewegung, während andere Hauptfiguren ihrer Zeit, die ein weitgefächertes Spektrum von Ansichten, Bündnissen und Vereinigungen repräsentieren, aus unserem Blickfeld verschwunden sind. Mary A. Livermore, eine wichtige Gestalt ihrer Epoche, muss in unserer Zeit wiederentdeckt werden, um den komplexen Kampf um das Frauenwahlrecht besser verstehen zu können. Dass sie aus unserem historischen Gedächtnis ausradiert wurde bedeutet auch den Verlust eines bedeutsamen Aspekts von Mary Baker Eddys Geschichte, weil Livermore die stärkste Verbindung zwischen Eddy und der Bewegung für Gleichberechtigung von Frauen liefert.

Diese Verbindung zu verstehen bereichert auch unser Verständnis von Eddys Theologie. Der Christian Science Sentinel druckte 1908 einen Artikel von Alice Hubbard nach, einer fortschrittlichen Journalistin, die ihrem Mann Elbert Hubbard half, »The Roycroft Press« zu führen. Alice Hubbard schrieb über Eddy in der Roycroft Veröffentlichung The Philistine: A Periodical of Protest (Der Philister – eine Zeitschrift des Protests):

»Ich glaube, dass der krönende Ruhm dieser Frau der ist, dass sie sich der Demonstration der Gleichheit der Geschlechter genähert hat wie kein anderes menschliches Wesen. Sie ist höchst wirksam gewesen, weil sie nicht direkt dafür gearbeitet hat ... Hätte Mrs. Eddy die Arbeit für gleiches Wahlrecht aufgenommen, wie es Mrs. Stanton, Miss Anthony und diese ausgezeichnete Schar von Arbeitern taten, hätte sie nicht das dafür tun können, was sie getan hat, indem sie leise gleiche Rechte für Frauen und Männern übernahm und still lebte und indem sie solche Vorkehrungen dafür traf, wie sie es in ihrer Religion tat.« A11555. Dieses Zitat wurde manchmal Arthur Schopenhauer zugeschrieben. 1903 schrieb Eddy eine ähnliche Aussage Louis Agassiz zu.

Eine solche »Vorkehrung« war Eddys Erklärung der universalen menschlichen Rechte:

»Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, schafft Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet Kriege, erfüllt die Bibelstelle >Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst<, vernichtet heidnische und christliche Abgötterei — alles, was in sozialen, bürgerlichen, strafrechtlichen, politischen und religiösen Gesetzen falsch ist, stellt die Geschlechter gleich, hebt den Fluch über den Menschen auf und lässt nichts übrig, was sündigen, leiden, was bestraft oder zerstört werden könnte.« A. Hubbard, Christian Science Sentinel, 8. Februar 1908, S. 446.

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 2005

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.