Hat sich nicht jeder von uns schon mal schuldig gefühlt oder anderen die Schuld für seine Missgeschicke gegeben? Anlässe gibt es ja genug.
Irgendjemand findet sich immer, dem wir die Schuld zuschieben können.
■ Denken wir nur an das Miteinander im täglichen Leben oder im Beruf, wo es bisweilen heißt: ich könnte ja glücklich sein, wenn ich nur nicht so einen Chef hätte! Immer hat er was zu meckern.
■ Wenn mein Mann nur etwas mehr Verständnis für mich aufgebracht hätte, wären wir jetzt nicht geschieden.
■ Die Schule hat mir halt keinen Spaß gemacht, weil ich so blöde Lehrer hatte. Wären die nicht gewesen, hätte ich bestimmt bessere Noten und einen besseren Schulabschluss geschafft.
■ Die kinder streiten sich die ganze Zeit, das macht mich ganz fertig ...
■ Wenn nur das Wetter im Urlaub besser gewesen wäre, dann hätten wir mehr unternehmen können und wären nicht so eng aufeinander gesessen – und hätten uns nicht so oft gestritten, ...
Sie sehen, irgendjemanden oder irgendetwas kann man immer für sein eigenes Unglück verantwortlich machen! Und irgendjemand findet sich immer, dem wir die Schuld zuschieben können. Ob es uns dadurch aber wieder besser geht, bleibt dahingestellt! Und wenn wir uns selbst die Schuld geben? Auch das fühlt sich nicht gerade berauschend an!
Wie soll und wie kann ich dann aber mit Schuldgefühlen umgehen? Woher kommen sie? Worauf basieren sie?
Schon als Kinder lernten die meisten von uns, dass Fehler bestraft wurden. Wir hatten nicht unbedingt Angst Fehler zu machen, aber Angst bestraft zu werden. Ich kann mich daran erinnern, dass einige meiner Freundinnen des Öfteren nachmittags »Stubenarrest« gehabt hatten. Das fanden sie natürlich schlimm und lernten so schon frühzeitig, Fehler gar nicht erst zuzugeben, sondern sie anderen in die Schuhe zu schieben. Sicher weder eine elegante Lösung noch der gewünschte Effekt! Und ihre Schuld, ihre Fehler sind sie auf diese Weise auch nicht losgeworden, ganz im Gegenteil.
Wir sind oft schon darauf programmiert, uns ganz automatisch schuldig, von Menschen und Gott nicht mehr geliebt zu fühlen.
So gesehen basieren Schuldgefühle nicht nur auf dem Bewusstsein, etwas falsch gemacht zu haben, sondern auch auf der Angst vor Bestrafung und damit auf der Angst, nicht mehr geliebt zu werden. Wenn es später nicht mehr die Eltern sind, die die Liebe entziehen, findet sich vielleicht ein Ehepartner, der diese Aufgabe »übernimmt«. Und ist er es nicht, wird dann nicht oft Gott als derjenige angesehen, der dafür sorgt, dass wir unsere »gerechte Strafe« bekommen.
Wir sind leider schon darauf programmiert, uns ganz automatisch schuldig zu fühlen, uns zu rechtfertigen, zu verteidigen und uns dann von Menschen und natürlich auch von Gott nicht mehr geliebt zu fühlen. Ganz zu schweigen davon, wie wir bisweilen selbst mit uns umgehen – bestimmt nicht liebevoll. Oft sind wir uns gegenüber besonders hart und ungeduldig.
Nicht selten leiden dann auch unsere Gesundheit, ja all unsere Beziehungen unter diesem Konzept, unter diesem schon von unseren Eltern oft unbewusst übernommenen Gedankenkonzept.
Wie kann nun diese Angst, bestraft zu werden und dann auch nicht mehr geliebt zu werden, aufgelöst und auch geheilt werden?
Schauen wir uns nun mal zusammen an, als was und wie Gott in einem umfassenderen Sinn verstanden werden könnte. Diese Sichtweisen hat Mary Baker Eddy bereits vor knapp 130 Jahren entwickelt. Sie hatte schon von Kindesbeinen an die Bibel, mit der sie praktisch aufgewachsen war, gelesen und später studiert. Sie hatte schon als Kind geheilt und später als erwachsene Frau selbst eine Heilung von den als tödlich diagnostizierten Folgen eines Sturzes erlebt. Nun wollte sie das Prinzip und die Regeln, die sie geheilt hatten, gründlicher verstehen. Und sie entdeckte geistige Gesetze, formulierte sie in einem kompakten Lehrwerk (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift) und konnte ihre Entdeckungen beweisen, indem sie viele Heilungen vollbrachte und dadurch bewies, dass das, was sie entdeckte, folgerichtig und heilend war.
Gott ist für sie das Gute, das absolut Gute, auf das man sich unbedingt verlassen kann. Sie beschreibt die göttliche Natur in sieben Synonymen, die sie aus ihrem Bibelstudium gewann:
Gott ist Liebe, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Gemüt. Diese Liebe oder dieser Gott ist Geist, daher unkörperlich, allerhaben, allmächtig und unendlich. Dieses Prinzip ist nicht kalt und starr, sondern es ist Liebe, ein völlig liebevolles und gutes Prinzip! Und der Mensch ist von diesem absolut guten Gott geschaffen – zu »Seinem Bild und Gleichnis«, wie es in der Bibel heißt. Er ist die Schöpfung Gottes! Vollkommen! Gesund! Frei!
Erstaunt Sie das? Fragen Sie sich, wie das denn mit dem Bild zusammen passt, das man allgemein vom Menschen hat? Und stimmt das Bild von diesem geistigen Menschen überhaupt?
Wenn man sich auf die Bibel bezieht, ist Gott geistig, und wie sollte Gott, Geist, einen materiellen Menschen geschaffen haben? Oder gibt es etwa zwei Menschen? Einen geistigen und einen materiellen? Oder ist unsere Auffassung von einem materiellen Menschen zu begrenzt?
Mary Baker Eddy sah den vollkommenen Menschen, der total von Gott geliebt ist.
Mary Baker Eddy heilte von der Grundlage aus, dass der Mensch die Idee Gottes ist und nur dieses Gute ausdrücken kann. Sie sah diesen vollkommenen Menschen, der total von Gott geliebt ist. Sie erkannte klar die Ganzheit und Vollkommenheit Gottes und Seiner Schöpfung an. Körperliche Krankheiten führte sie auf Fehler und Unrichtigkeiten im Denken zurück und heilte sie, indem sie sie nicht mit dem Menschen identifizierte, sondern durch den jeweiligen Wahrheitsgedanken auflöste. Dadurch wurde der Mensch sowohl moralisch wie auch körperlich geheilt.
Durch diese Heilungen bewies sie die Folgerichtigkeit ihrer Entdeckung – und Heilungen, die auf diesem Verständnis gründen, geschehen auch heute noch.
Es findet in Christian Science also ein Wandel im Bewusstsein, im Denken statt. Gott wird nicht länger als ein strafender Gott angesehen, sondern als ein Gott der Liebe, der für Seine Kinder sorgt und sie liebt und sie keinesfalls für etwas straft.
Eddy beschreibt es in Wissenschaft und Gesundheit folgendermaßen: »Unsere Unwissenheit über Gott, das göttliche prinzip, bringt offensichtliche Disharmonie hervor und das richtige Verständnis von Ihm stellt die Harmonie wieder her.« (390:6-9)
Wow! Also keine Angst mehr, dass man von Gott gestraft werden könnte, keine Angst mehr vor einem Gott, der einen nicht mehr liebt! Denn die göttliche Liebe kann gar nicht anders, als ununterbrochen zu lieben – so wie ein Lichtstrahl auch nicht anders kann als zu leuchten. Oder nehmen Sie als Beispiel die Sonne: es ist einfach ihre Natur, zu strahlen, zu wärmen und alles zu trocknen. Sie kann gar nicht anders.
Oder auch das Licht! Wo ist die Dunkelheit, wenn das Licht an ist? Haben wir gegen die Dunkelheit gekämpft, damit sie verschwindet? Nein, nur das Licht angeschaltet!
Der Mensch, dieses geliebte Gotteskind, ist unsere wahre Natur, unsere wahre Identität, und sie ist geistig und auf jeden Fall unschuldig! Wenn wir uns darauf besinnen, werden wir lernen, uns selbst und andere in ihrem göttlichen Wesen. Ihrer wahren Natur zu sehen und ihnen nicht mehr die Schuld an unserem Missgeschick auf die Schultern laden. Wir lernen auch, uns selbst zu vergeben, uns selbst durch die Augen unseres himmlischen Vater-Mutter-Gottes als unschuldig zu erkennen und unsere wahre Natur immer besser und tiefer zu verstehen.
Fehler dienen ja auch dazu, dass wir uns intensiver mit einer Sache beschäftigen – so wie Rechenfehler es mit sich bringen, dass wir uns intensiver mit den Regeln der Mathematik auseinandersetzen und dadurch einiges lernen können.
Unsere wahre Natur, unsere natürliche Unschuld kann nicht durch unsere fehlerhaften Gedanken oder die Fehler anderer berührt oder verletzt werden. Weder durch den Chef noch den Mann (oder die Frau) oder den Lehrer kann unser Glück getrübt werden. Weder das Wetter noch das Geld bestimmen den Grad unserer Zufriedenheit, unseres inneren Friedens.
In dem Maße, wie wir unser Denken dem göttlichen Denken angleichen und unsere Betrachtungsweise über Gott und uns selbst geistig höher heben, verändert sich unsere Erfahrung. Wir spüren und erleben, dass Gott bei uns ist, und erkennen, dass nur unser anerzogenes Denkmuster Schuld war, das uns in dieses Gedankensystem der Schuld, Bestrafung und dem Liebesentzug hineinmanövriert hatte – in das Denkmuster, das den Menschen als materiell ansieht, als von Gott getrennt, und das Gott als einen strafenden Gott darstellt.
Schuld ist also weder Gott noch der Mensch – sondern nur ein anerzogenes Denkmuster! Und dieses Denkmuster wird durch die Wahrheit über Gott und den Menschen aufgelöst.
Der Mensch, dieses geliebte Gotteskind, ist unsere wahre Natur, unsere wahre Identität, und sie ist geistig und auf jeden Fall unschuldig!
Zu einfach? Probieren Sie es aus! Es ist wirklich ein wunderbares Abenteuer, sich von Schuld zu befreien!
