Frau Hebenstreit, Sie haben mir einmal gesagt, wenn wir uns attackiert oder von den Gedanken eines anderen beeinflusst fühlen, dass wir es in Wahrheit mit unserem eigenen Denken zu tun haben.
Ja, genau dort setzen wir uns mit jedem negativen mentalen Einfluss auseinander. Mary Baker Eddy fasst das alles in einem kurzen Satz im Christian Science Lehrbuch zusammen: »In Wirklichkeit gibt es kein sterbliches Gemüt und folglich keine Übertragung sterblicher Gedanken und Willenskraft« (Wissenschaft und Gesundheit, S. 103). Was ein anderer denkt, bestimmt seine Erfahrung. Was ich denke, bestimmt meine. Wenn ich denke, dass sich sein Gedanke auf mich auswirkt, dann ist da mein eigenes Denken am Wirken. Alles, was auf einen einwirkt, ist das eigene Denken. Und dafür ist jeder selbst verantwortlich.
Welche Arten von mentaler Aggression gibt es?
Die hauptsächlich vorkommende Art von aggressiver Suggestion ist der Glaube, dass der Mensch in der Materie geboren wäre und dass es eine Ursache neben Gott gäbe, was gegen das Erste Gebot verstoßen würde. Wie man jeglichen Irrtum handhaben kann, steht im Lehrbuch: »Irrtum nicht zu glauben zerstört den Irrtum und führt zur Erkenntnis der Wahrheit« (S. 346). Ich liebe den Gebrauch des Wortes zerstört. Es ist so endgültig. Jede Arbeit in Christian Science – jedes Gebet, jede Behandlung – sollte immer mit einem Gefühl von Endgültigkeit getätigt werden. Nicht: »Das ist ja ziemlich gut und ich werde noch mehr darüber arbeiten.« Sondern: »Das ist die Wahrheit und die Wahrheit zerstört den Irrtum.« Mrs. Eddy beschreibt das so: »Die Christliche Wissenschaft löscht aus den Gemütern der Kranken die irrige Vorstellung aus, dass sie in der Materie oder kraft derselben leben oder dass ein sogenannter materieller Organismus die Gesundheit und das Dasein der Menschen beherrsche; und sie führt uns dazu, Ruhe zu finden in Gott, der göttlichen Liebe, die den Menschen mit allen Dingen versorgt, die für sein Wohlergehen erforderlich sind.« (Grundzüge der göttlichen Wissenschaft, S. 12) Somit ist die hauptsächliche irrige aggressive Suggestion die, dass man in Materie geboren wurde, dass man in oder aufgrund von Materie lebt und dass Materie die Bedingungen für einen stellen kann.
Alles, was auf einen einwirkt, ist das eigene Denken. Und dafür ist jeder selbst verantwortlich.
Wie steht's mit dem Handhaben spezifischer Formen mentaler Aggression wie Neid? Neid klingt unschuldig, aber ist er das wirklich?
Es ist so interessant, dass, wenn man Christian Science einmal versteht, es nie wieder eine Gelegenheit für Neid oder Eifersucht gibt, denn wenn ich das in jemand anderem sehe, schließe ich das auch in mein eigenes Bewusstsein ein – was auch eine Warnung ist, das Böse besser nicht in jemandem anderen zu sehen, oder ich schließe es für mich mit ein. Neid setzt die Unendlichkeit Gottes und Seines Ausdrucks herab, wo doch der Mensch zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffen, alles, was Gott ist, widerspiegelt und sonst nichts. Was ich also glaube, wird meine Erfahrung bestimmen. Wenn ich Gutes oder Böses in jemand anderem sehe, beanspruche ich es für mich selbst.
Der Mensch hat alles, was der göttliche Vater hat, und das ist die geistige Gegentatsache zu dem gefälschten Konzept, dass mir etwas fehlt, was ein anderer hat. Und genauso, dass es in jemandes Erfahrung Zufall geben könne. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: »Unfälle sind Gott oder dem unsterblichen Gemüt unbekannt, und wir müssen die sterbliche Grundlage des Glaubens verlassen und uns mit dem einen Gemüt vereinen, um die Vorstellung von Zufall in die richtige Auffassung von Gottes unfehlbarer Führung umzuwandeln und dadurch Harmonie hervorzubringen.« (S. 424) Ich kann nicht an Zufall glauben – dass du eine Chance hattest und ich nicht. Ich denke, dass Sie völlig recht damit haben, Neid im eigenen Denken nicht als einen unschuldigen kleinen Passanten zu sehen, denn er ist schädlich für die Akzeptanz der Unendlichkeit des Guten, die in jeder individuellen Idee Gottes ausgedrückt wird, der es an nichts fehlt.
Ich denke, dass alle Schwierigkeiten daher kommen, dass man den Anspruch akzeptiert, dass es eine Ursache neben Gott gibt.
Irrtum beansprucht zuerst zu sein, und dann beansprucht er, etwas zu tun.
Können wir vielleicht unwissend »gegen unsere eigene Sache arbeiten« – Dinge denken, die unser eigenes Wohlergehen beeinträchtigen?
Ich denke, dass alle Schwierigkeiten daher kommen, dass man den Anspruch akzeptiert, dass es eine Ursache neben Gott gibt. Das Erste Gebot sagt alles: »Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.« (2. Mose 20:3) Es steht uns nicht zu, einen anderen Gott zu haben. Was in Christian Science »tierischer Magnetismus« genannt wird, ist entweder ein Glaube an das Böse als Wirklichkeit oder es ist ein Mangel an Akzeptanz von Gottes Allheit. Irrtum beansprucht zuerst zu sein, und dann beansprucht er, etwas zu tun.
Mesmerismus ist falsches Denken – Gedanken, die zugeben, dass das Böse wirklich sei, Ansichten, dass Gott weniger als allmächtig sei. Es ist ein irriges Konzept, das versucht, das menschliche Bewusstsein zu befallen. Und was immer im Denken gehegt wird, ist nicht weit von der Erfahrung entfernt. »Steh Wache an der Tür des Denkens«, rät Mary Baker Eddy. »Wenn du nur solche Schlüsse zulässt, die du in körperlichen Resultaten verwirklicht sehen möchtest, wirst du dich harmonisch regieren.« (Wissenschaft und Gesundheit, S. 392) Somit ist die beste Verteidigung gegen falsche Konzepte eine mentale Haltung – dass es ein Gemüt gibt, einen Gott, eine Ursache, einen Schöpfer und dass die Manifestation all dessen gut ist.
Die Passagiere erwarteten, dass ich krank werden würde – ein falsches Konzept über mich in ihrem Bewusstsein.
Bekannte Autoren über Spiritualität wie Larry Dossey haben über etwas geschrieben, das sie »Negatives Gebet« nennen, was von dem Gedanken »Ich hoffe, er tritt zurück, damit ich im Betrieb aufsteigen kann ...« bis zu dem Gebet reicht, dass jemand krank werden soll.
Oh, ich glaube, es ist keine Frage, dass solch negatives Denken noch besteht. Es gibt irregeleitetes Gebet. Jesus gab uns das Gebet des Herrn und sagte: »Darum sollt ihr so beten ...« (Matth. 6:9) und dieses Gebet bejaht Gottes Allheit. Und ich liebe folgenden Vers aus Nahum (1:9): »Was wollt ihr ersinnen wider den Herrn? Er führt doch das Ende herbei. Es wird das Unglück nicht zweimal kommen.« Was verrichtet die Arbeit? Wahrheit. »Er führt doch das Ende herbei« – und das ist dann das Ende. Es kann nicht ein zweites Mal wiederkommen. Somit wird so genanntes negatives Gebet in das Reich der Suggestion, Vorstellung, Illusion, Mutmaßung gestellt – es ist nicht tatsächlich etwas.
Ein anderer Begriff für negatives Gebet ist mentale Malpraxis. Generell wird angenommen, das ist, wenn jemand schlecht über einen denkt, aber man kann die Malpraxis auch gegen sich selbst richten. Mal bedeutet »schlecht«. Es ist all das, was Praxis entgegengesetzt ist.
Ich war einmal mit einigen Leuten aus Kansas City auf einer Yacht. Unter ihnen waren keine Christlichen Wissenschaftler. Einer der Männer an Bord war Arzt, der Angeln mehr liebte, als ich nachvollziehen konnte, denn er angelte 15 Minuten, wurde 15 Minuten lang seekrank und angelte dann weiter. Die anderen Passagiere wussten, dass ich Christliche Wissenschaftlerin war. Sie erwarteten alle, dass ich krank werden und einen ziemlichen Ärger verursachen würde, weil ich keine vorbeugenden Medikamente nahm. Es war sicher keine absichtlich ausgerichtete Malpraxis, aber es war Malpraxis – ein falsches Konzept über mich in ihrem Bewusstsein.
Als ich hochging und um etwas zu essen bat, waren sie doch ziemlich sprachlos.
Anfangs ging es mir gut, aber schließlich wurde ich krank, wurde hellgrün im Gesicht und alle begannen sich zu sorgen. Ich bat darum, mich zu entschuldigen und ging unter Deck. Ich sah auf die Wellen und das Wasser und dachte: »Ich bin so weit von zu Hause und allen weg, die Christian Science kennen.« Und dann erinnerte ich mich aber an den Bericht in der Bibel, wo Jesus auf dem Wasser ging. Ich dachte: »Aber er bewies doch für alle Ewigkeit die Machtlosigkeit und Unwirklichkeit von Materie aufgrund der Allheit des Geistes.« Mit diesem geistigen Verständnis war ich augenblicklich frei. Ich blieb noch ein bisschen unten, einfach um Gott für die Heilung zu danken und um sicher zu wissen, dass Gott alles, was er tut, für immer tut. Als ich hochging und um etwas zu essen bat, waren sie doch ziemlich sprachlos. Mein Gastgeber sagte: »Ich weiß nicht, was du gemacht hast, aber ich weiß, dass es Christian Science war. Ich weiß, es gibt Mittwoch-Zeugnisversammlungen und wenn du möchtest, gehe ich mal mit und du erzählst ihnen davon, und ich stehe auf und erzähle, dass ich es gesehen habe.«
Egal in welcher Form boshafte Gedanken auftreten, ihr großes Synonym am Ende ist immer das Nichts.
Sie entledigen sich der Krankheit, indem Sie wissen, wie unwirklich sie aufgrund der Allheit Gottes ist.
In jedem Augenblick einer Christian Science Behandlung stellen wir Malpraxis immer in den Bereich des mental Falschen und deshalb Machtlosen. Durch Gebet sehen wir hindurch in die Wirklichkeit des Seins.
Hatten Sie es bei dem Ereignis auf dem Boot mit unwissender Malpraxis zu tun?
Ja, und natürlich ist jegliche Krankheit unwissend. Wenn man es besser wüsste, wäre man nicht krank. Aber nein, es war nicht gemein gesinnt, absichtlich gerichtet. Es war einfach die Vorstellung, die meine Freunde vom Leben in der Materie hatten.
Ist es noch schwieriger, mit boshaften Gedanken umzugehen?
Nein. Es ist kein bisschen anders, es mit boshafter, absichtlich gerichteter Malpraxis zu tun zu haben, denn egal in welcher Form solche Gedanken auftreten, ihr großes Synonym am Ende ist immer das Nichts. Mentale Malpraxis hat nichts zu sein aufgrund der Allheit des göttlichen Gemüts ... weil Gott alle Macht hat, die es gibt. Unwissende Malpraxis ist gänzlich ungeistiges denken – alles, was zu praktizieren nicht richtig ist. Boshafte Malpraxis ist bewusst falsches Denken von jemandem, der es besser weiß. Und »absichtlich gerichtet« sagt einfach alles. Aber wir sind ebenso dem einen wie dem anderen gewachsen, weil sie alle auf einer Unwirklichkeit basieren. Sie entledigen sich der Gespenster, indem Sie wissen, wie unwirklich sie sind. Sie entledigen sich der Krankheit, indem Sie wissen, wie unwirklich sie aufgrund der Allheit Gottes ist. Und so beweisen Sie die Allheit von Gesundheit.
Unaufrichtiges Gebet bringt keine Resultate hervor. Aber wir müssen den Glauben handhaben, dass es eine Gott entgegengestellte Macht geben könne – »Handhaben« bedeutet nicht, ihn zu hätscheln, sondern ihm nicht zu glauben. Das zerstört den Irrtum. Tierischen Magnetismus aufzudecken heißt einfach, Christian Science zu leben, nichts aus dem Bösen zu machen und ihn durch geistige Bereitschaft zu handhaben.
Unaufrichtiges Gebet bringt keine Resultate hervor.
Die Antwort auf Malpraxis ist gewissenhafte Praxis?
Exakt. Gewissenhafte Praxis – das ist unsere Bereitschaft, Christian Science jeden Tag zu praktizieren, zu leben. Ich denke jedoch, dass wir konkret sein müssen. Wir schauen vom Irrtum nicht einfach weg. Wir bedauern Irrtum nicht. Wir zerstören Irrtum, indem wir ihn verneinen, ihm nicht glauben. Und wir verneinen ihn auf der Basis der Allheit Gottes. Die Allheit des Geistes muss das Nichts der Materie bedeuten. Wir müssen das Nichts der Materie verstehen, weil es so viel beansprucht.
Es besteht ein scharfer Unterschied zwischen empfindsam sein und auf etwas eingehen. Jesus reagierte immer empfindlich auf Irrtum, ob nun in Form von Krankheit oder irgendetwas anderem. Er ignorierte ihn nicht, noch bedauerte er ihn. Er entledigte sich seiner. Er war nie empfänglich für ihn, stimmte ihm nicht zu. Jesus reagierte empfindlich auf Irrtum, indem er sich um jene kümmerte, die litten. Aber er stimmte dem Leiden nie zu ... Tierischer Magnetismus ist nie ein wirklicher Zustand, sondern schlichtweg ein Missverständnis über das Sein.
Heisst das, dass geistige Intelligenz erkennt, dass hinter der Maske des Bösen eigentlich nichts ist?
Manchmal sagen Leute, dass sie Irrtum aufdecken werden. Was werden sie finden? Nichts. Weil es keine Wirklichkeit im Bösen oder hinter seiner Maske gibt. Was immer gegenwärtig ist, ist Gott und Sein Ausdruck. Wir sprechen also nicht über Leute, die schlecht sind; wir sprechen über einen Anspruch, dass Leben in der Materie sei, wo Leben nicht ist. Und das Nichts ist immer nichts, egal in welcher Gestalt es sich präsentiert.
Das Nichts ist immer nichts, egal in welcher Gestalt es sich präsentiert.
Und wenn Sie sich als das Objekt des Hasses eines anderen fühlen?
Wenn Sie glauben, dass jemand Sie hassen könnte, glauben Sie nicht, dass Gott gut und Alles-in-Allem ist. Eine Bekannte hatte mit einer anderen Frau in einer anderen Stadt sehr unerfreuliche Auseinandersetzungen gehabt. Sie hatte das Gefühl, einen Brief schreiben zu sollen, um das in Ordnung zu bringen und zögerte. Aber sie schickte den Brief ab. An dem Tag, an dem der Brief angekommen sein musste, begann sie sich krank zu fühlen und dachte: »Das ist nichts anderes als mentale Malpraxis.«
»Wenn du die Unwirklichkeit von Krankheit, Sünde und Tod erkennst, beweist du die Allheit Gottes.«
Tatsache war, dass die andere Frau nicht in der Stadt war und den Brief nicht bekommen hatte. Es war der Glaube der Briefschreiberin an Malpraxis, der sie krank machte. Sie haben es mit ihrem eigenen Denken zu tun. Die Suggestion sagt, dass Malpraxis von außerhalb oder von innen heraus kommen kann, aber wir müssen erkennen, dass, wenn der Gedanke in Übereinstimmung mit Gott ist, dann ist die Malpraxis außerstande, sich auf den Menschen auszuwirken. Es ist nicht schwer, sondern eine Freude, die Wahrheit zu kennen – zu wissen, dass »Gott mein Gemüt ist« und dass das, was nicht in Gott ist, nicht zu mir kommen kann. Dann ist es eine Freude, tierischen Magnetismus zu handhaben.
Wie wichtig ist es, regelmässig an mentaler Selbstverteidigung zu arbeiten?
Es ist absolut wichtig, vital zu sein – sich so sehr der Allheit Gottes bewusst zu sein, dass wir aggressive mentale Suggestion, tierischen Magnetismus, wie auch immer Sie es nennen wollen, augenblicklich aufdecken und verweigern und verstehen, dass sie keine Macht und keine Gegenwart haben können – aufgrund der Allheit Gottes.
Mary Baker Eddy fragte: »Worin liegt nun der wesentliche Unterschied in meinem metaphysischen System? In folgendem: Wenn du die Unwirklichkeit von Krankheit, Sünde und Tod erkennst, beweist du die Allheit Gottes.« Und sie fügt hinzu: »Dieser Unterschied trennt mein System gänzlich von allen anderen.« (Die Einheit des Guten, S. 9-10) Christian Science ist die Erlösung der Welt. Deshalb zieht das sterbliche Gemüt darüber her. Also müssen wir das nicht nur für uns, sondern für die Erlösung der Welt tun. Und wir können das. Die Praxis dieser Wissenschaft ist die Widerspiegelung der göttlichen Liebe, und diese Liebe ist unendlich und manifestiert sich unendlich.
»Seid guten Mutes;« sagt Mrs. Eddy, »der Kampf mit dem Selbst ist gewaltig; er gibt einem reichlich Beschäftigung, und das göttliche Prinzip wirkt mit euch – und Gehorsam krönt beharrliches Bemühen mit immerwährendem Sieg.« (Vermischte Schriften, S. 118) Nun, eines Tages wird dieser Kampf nicht mehr so groß erscheinen! Aber die ganze Aussage ist wundervoll, denn sie sagt einem, wie man mit allem umgehen kann, was sich einem in den Weg stellt. Diese Arbeit ist nicht eine schwierige Sache, kein Im-Schmutz-herumwühlen. Es ist das freudige Erkennen, dass genau dort, wo das sterbliche Gemüt behauptet, dass das Böse sei, genau dort »all die Herrlichkeiten der Erde und des Himmels und des Menschen« (Wissenschaft und Gesundheit, S. 264) sind.
Die Praxis dieser Wissenschaft ist die Widerspiegelung der göttlichen Liebe, und diese Liebe ist unendlich und manifestiert sich unendlich.
