Eines Tages empfand ich, ja, wusste ich, dass mein Vater bald weitergehen würde. Alles wies darauf hin, seine Äußerungen, die Gespräche, sein Verhalten. Also besuchte ich ihn, um ihn in seinem täglichen Tun zu unterstützen. Mir wurde sehr bewusst, wie gern ich ihn hatte. Zugleich fühlte ich große Dankbarkeit für die herrliche Kindheit, die ich in der harmonischen Gemeinschaft meiner Eltern und meiner Geschwister erlebt hatte. Mein Vater war kein Christlicher Wissenschaftler, aber man konnte stets ein Ringen um Erkenntnis des Guten, der Wahrheit und seine Liebe zum Leben erkennen.
Ich fühlte große Dankbarkeit für die herrliche Kindheit, die ich in der harmonischen Gemeinschaft meiner Eltern und meiner Geschwister erlebt hatte.
Jetzt unterhielten wir uns viel über das Leben, die Liebe, das Sterben und das Vergehen. Wir stellten fest, dass, wenn man wirklich Liebe fühlt, man sich sicher fühlt, man fühlt sich sozusagen zu Hause. Und wenn man sich zu Hause fühlt, kann und mag man alles loslassen, was einen beschwert. Man hat absolutes Vertrauen.
Als ich dann wieder zu meiner Familie zurückreisen musste, wollte ich mich so richtig von ihm verabschieden. Ich ahnte, dass wir uns nicht noch einmal wiedersehen würden. Aber irgendein interessanter Gedanke nahm ihn so in Anspruch, dass er meine Abreiseabsicht gar nicht zur Kenntnis nahm. Es nutzte nichts, ich hatte Termine einzuhalten und die Fähre war gebucht – ich fuhr also ohne diesen Abschied ab und war schrecklich traurig.
Während der Autofahrt dann nach Hause machte ich viele Pausen und betete um eine klare Sicht, die ich schon allein durch die Tränen nicht hatte. In einer dieser Pausen kam mir unser Gespräch – Liebe fühlen, loslassen – wieder in den Sinn. Ich dachte so: »Er liebt mich, ich liebe ihn, wir beide werden geliebt. Das ist sicher. Daran hat sich nichts geändert und daran ändert sich nichts. Wir lieben trotzdem – also kann ich auch loslassen.« Und weitere Gedanken kamen:
Während der Autofahrt nach Hause machte ich viele Pausen und betete um eine klare Sicht, die ich schon allein durch die Tränen nicht hatte.
■ sich zu Hause fühlen – loslassen;
■ vertrauen / Vertrauen fühlen – loslassen;
■ ich fühle mich sicher; ich werde getragen; die starke sanfte Liebe trägt mich.
Und dieses Getragenwerden konnte ich wirklich fühlen. Ich schrieb die folgenden Gedanken auf und setzte als Überschrift »Unseren Platz im Himmel einnehmen!« darüber:
■ Liebe fühlen: Gott fühlen, in jeder Seiner Ideen die Vollkommenheit der Allmacht fühlen;
■ sich zu Hause fühlen: Harmonie fühlen, alles ist in Ordnung fühlen, »im Hause des Herrn« sein;
■ Vertrauen / Vertrautheit fühlen: ich bin gut – du bist gut;
■ Sicherheit fühlen, Gelassenheit fühlen, sich tragen lassen; nicht ertragen, sondern sich tragen lassen. Die starke sanfte Liebe trägt mich;
■ Loslassen: verlassen – Freunde, Eltern, Kinder, Partner; Bilder, die mich nicht die göttliche Schöpfung sehen lassen;
■ Danke.
Ich fühle mich sicher; ich werde getragen; die starke sanfte Liebe trägt mich.
Nun fühlte ich mich stark, klar und getragen. Ich war so dankbar, diese Last los zu sein.
Zwei Wochen später war die Beerdigung. Aber für mich gab es kein bisschen Trauer. Ich hatte losgelassen. Ich habe meinen Vater gern gehen lassen und nichts verloren, nur gewonnen.
