Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Sich selbst das Leben nehmen?

Aus der November 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


»Wir müssen tief in die Wirklichkeit hineinschauen statt nur den äußeren Eindruck der Dinge zu akzeptieren«, schreibt Mary Baker Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit. (S. 129:25)

Dazu wurde ich intensiv aufgefordert, als mein Bruder sich nach menschlichem Ermessen das Leben nahm und nach einigen Tagen im Koma weiterging auf seinem geistigen Weg.

Ein Mensch versuchte, sich vom Leben zu trennen und viele Menschen um ihn herum fragten erschüttert, verzweifelt, ratlos »Warum?«

Was war der äußere Eindruck der Dinge und was war die Wirklichkeit? Ein Mensch versuchte, sich vom Leben zu trennen und viele Menschen um ihn herum fragten erschüttert, verzweifelt, ratlos »Warum?« Darüber nachzudenken, zu spekulieren brachte mich nicht näher an die Wirklichkeit.

Ein anderer Eindruck war der Gedanke: »Du darfst ihn nicht gehen lassen. Du musst dafür sorgen, dass er wieder aufwacht und gesund wird.« Musste ich das? War das wirklich meine Aufgabe? Und wo war die Wirklichkeit?

Um das herauszufinden tat ich das, was ich durch mein Studium des oben genannten Buches und durch einen Kurs zum Erlernen des geistigen Heilsystems, das in diesem Buch beschrieben ist, gelernt habe: Ich begann zu beten. Ich begann auf die Worte der Wahrheit zu lauschen, um den Begriff »Leben« besser zu verstehen. In Christian Science ist Leben ein Synonym für Gott.

In der Schöpfungsgeschichte lesen wir: »... und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde ...« (1. Mose 1:27), also lebt der Mensch durch die Kraft Gottes, als sein Bild. Er lebt durch die Liebe Gottes. Diese Liebe ist unendlich und immer gegenwärtig. Der Mensch kann sich nicht selbst von dieser Liebe trennen. Gott braucht jeden einzelnen Menschen, um durch die besonderen Fähigkeiten des Einzelnen in seiner Gesamtheit ausgedrückt zu sein.

Keine Fähigkeit, keine Eigenschaft des Menschen geht verloren, denn die Attribute Gottes, die durch menschliche Eigenschaften gelebt werden, sind immer heil und vollkommen vorhanden.

Ich dachte an den Besuch bei meinem Bruder vor wenigen Wochen. Welche Eigenschaften hatte er ausgedrückt? Er war gastfreundlich, als er mir ein Zimmer zum Übernachten anbot. Er war fürsorglich, als er mir die Busverbindung zu meinem Tagungsort heraussuchte. Er war hilfsbereit, als er mir anbot, für meine Heimfahrt Essen und Trinken zu besorgen. Er kochte für mich, holte frische Semmeln für das Frühstück. Er war interessiert und aufmerksam und wir verbrachten eine schöne und friedliche Zeit zusammen. Diese Eigenschaften konnten nicht verlorengehen.

Ich begann zu beten. Ich begann auf die Worte der Wahrheit zu lauschen, um den Begriff »Leben« besser zu verstehen.

Was also bedeutete mir Leben, sein Leben? Ihn sehen, hören und anfassen zu können? Ich habe ihn oft lange Zeit nicht gesehen und nur selten von ihm gehört, aber immer gewusst, dass er da ist. Auch jetzt konnte ich wissen, dass er da ist. Ich erkannte, Leben bedeutet Sein, geistiges Bewusstsein. Ich begann, Leben als geistig zu sehen, frei von einem materiellen Äußeren, Leben als grenzenlosen, vollkommenen Gedanken Gottes.

Weil Geist sich auch in klugem Denken kundtut, entscheidet der Mensch weise. Mein Bruder konnte also keine falsche Entscheidung getroffen haben. Weil Geist den Menschen denkt und lenkt, ist der Mensch immer denkfähig, wissbegierig und neugierig auf den neuen Tag, auf die Entwicklung, die er heute macht, die neuen Erkenntnisse, die ihm heute begegnen. Und in vollem Bewusstsein spiegelt sich das Leben heute in voller Klarheit und in unbegrenztem Sein wider.

Kennen Sie diese Doppelbilder aus irgendwelchen Illustrierten, bei denen in einem Bild Fehler versteckt sind? Im Bild Gottes gibt es keine Fehler. Es ist makellos, fehlerfrei, vollkommen seinem Original gleich. Da Gott unendliches Leben, Quelle des immerwährenden Guten ist, muss das Leben des Menschen Ausdruck des immerwährenden Guten sein. Nichts, was in der geistigen Wirklichkeit das Leben prägt, kann verlorengehen. Der Mensch kann Leben nicht mutwillig zerstören. Auch ohne seine materielle Hülle arbeitet er weiter daran, die Einheit des Menschen mit göttlichem Leben in vollem Glanz zum Ausdruck zu bringen. Hier und hiernach muss der Mensch für sich und die ganze Menschheit die Einheit des Menschen mit Gott erkennen und ausdrücken, und die Herrlichkeit des vollkommenen Seins ruft unendlichen Frieden hervor.

Da mein Bruder im und vom göttlichen Leben genährt, getragen und geborgen ist, ist Falsches nie geschehen. Neuer Mut, neue Kraft und neue Freude öffnen sich für ihn und er fühlt sich wohl als Kind Gottes.

Mein Bruder als intelligenter, handlungsfähiger, wissbegieriger Mensch versinkt nicht in Bewusstlosigkeit. Sein Leben ist untrennbar mit Gott verbunden, und freudig schaut er auf seinen Ursprung. Licht, Wärme der Harmonie und Geborgenheiten erfüllen ihn. Jubelnd schaut er auf zu seinem Schöpfer, seinem Vater-Mutter-Sein, und er steht auf, um den vollen Glanz des wahren Seins dankbar zum Ausdruck zu bringen.

Es war nicht meine Aufgabe, an seinem materiellen Dasein festzuhalten, sondern es war meine Aufgabe, ihn liebevoll auf seinem Weg ins Leben zu begleiten, denn Leben ist die aktive Einheit zwischen Gott und dem Menschen: Bewegung – Entwicklung – Entfaltung!

Leben bedeutet Entfaltung – er wird sich weiter entfalten, um seine Einheit mit Gott zu finden. Er wird seinen Weg zu dieser Einheit nicht verlieren und durch seinen freiwilligen Abschied von der Materie nicht abkürzen. Der Christus spricht zu ihm und führt ihn genauso wie immer. Er wird die Gitterstäbe seiner Probleme, seiner Mutlosigkeit und Verzweiflung, die ihn zu diesem Schritt bewogen haben, beseitigen, sie werden in der Geborgenheit Gottes dahinschmelzen wie eine Schneeflocke in der Sonne.

Ich begann, Leben als geistig zu sehen, frei von einem materiellen Äußeren, Leben als grenzenlosen, vollkommenen Gedanken Gottes.

Er lebt im Licht, nicht im Schatten. Gott macht keine Fehler, Gott lässt seine Ideen nicht im Stich. Gott liebt den Menschen immer gleich, ganz egal in welchen Zustand er sich gerade befindet. Dadurch, dass er seine guten, göttlichen Eigenschaften lebt, erwartet er das Gute und das Gute erwartet ihn. Er wird sein neues Bewusstsein pflegen und auf die Wahrheit zugehen, auf die Wahrheit der Brüderlichkeit, Mitmenschlichkeit, Nächstenliebe, Freundlichkeit, Lebendigkeit, Lebenskraft, Gesundheit und der treusorgenden göttlichen Liebe!

Er ist nicht dem Tod hilflos ausgeliefert, er kann handeln und leben in der geistigen Wirklichkeit. Er wird das Gute in sich entdecken und stärken – er wird gut sein.

Es gibt keine unüberwindlichen Hürden, wenn Lösungen bereitstehen. Ich weiß, dass das Gute in seinem Leben wirkt – weil Gott ihn liebt.

Unendliches Leben ist die geistige Tatsache des Daseins. Die Struktur des Lebens und der Wahrheit umgibt den Menschen immer. Er kann sich hier und überall ungestört und inspiriert auf die göttliche Macht verlassen. Eingebettet in die unendliche Liebe wird er den unveränderlichen Wert seines unendlichen Lebens erkennen. Nicht Chancenlosigkeit, sondern Entfaltung und Führung begleiten ihn auf seinem Weg, und die Liebe Gottes, von der er sich nicht eigenmächtig trennen kann, gibt ihm Kraft, die richtigen Schritte zu gehen.

Auch ich empfand viel Kraft und innere Ruhe. Ich konnte liebevoll anderen Familienmitgliedern helfen und mein Bruder konnte friedlich weitergehen.

Hatte ich einen Bruder verloren? War sein freiwilliger Tod ein Ende?

Nein, es war die Fortsetzung des Lebens auf einer anderen Bewusstseinsebene.

Meine Liebe begleitet meinen Bruder auf seinem Weg. Durch Gebet war es mir gelungen, über die vergänglichen, endlichen Formen hinauszuschauen und den wahren Sinn der Dinge zu erfassen. (s.a. Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit, Seite 264:7)

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / November 2005

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.