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Schönheit erleben und Stürme besiegen

Aus der November 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Im Spätsommer unternahm ich einen Ausflug in die »White Mountains« in New Hampshire, um dort zu wandern. Sobald man von Boston kommend von der Autobahn abbiegt, schlängelt sich die Straße durch Wälder und Orte und an Seen vorbei. Selbst an einem Sonntag hält sich der Verkehr in Grenzen, es macht Spaß, auf diesen Straßen zu fahren. Endlose Wälder erstrecken sich in alle Richtungen, sattes grünes Laub, wohin das Auge blickt, hier und da bereits bunte Blätter, eine Bergkette reiht sich an die andere. In diesen Wäldern kann man sich verlaufen und tagelang keinen Menschen treffen. Kleine Ortschaften bieten Abwechslung, man findet kleine Geschäfte, Pensionen, Restaurants. Ab und zu ein Campingplatz. Alles ist sehr gepflegt und adrett, man sieht nur wenig Abfall herumliegen. Bergseen, klar und kühl, laden zum spontanen Rasten und Baden ein. Nationalparks und ausgedehnte Wanderwege bieten unzählige Möglichkeiten, die Umgebung zu erforschen. Die Luft ist klar, rein und sauerstoffhaltig. Die Stille beim Wandern wird nur von den Geräuschen des Waldes unterbrochen: Vögel, ein Knacken und Knirschen, ein fallender Ast, das Rauschen eines Wasserfalls in der Ferne und ab und zu der freundliche Gruß eines entgegenkommenden Wanderers. Nach einem solchen Tag in den Bergen ist man von einer wohligen Müdigkeit und Ruhe erfüllt und die Beine prickeln angenehm. Das Beste ist: diese schöne Gegend ist nur etwa zwei Stunden von Boston entfernt.

Es gab (und gibt manchmal noch) Zeiten in meinem Leben, in denen ich diese Schönheit und Ruhe nicht wahrnehmen konnte. Es ging nur darum, von einem Ziel zum nächsten zu hetzen. Ein Häkchen zu setzen und weiter zum nächsten Thema, zur nächsten Aufgabe, niemals im Moment, niemals still, immer in innerer Aufruhr.

Von einem Ziel zum nächsten zu hetzen – ist das nicht eine Art von Sturm?

Ist das nicht eine Art von Sturm? Lebt nicht eine große Vielzahl von Menschen ihr Leben so? Hat das etwas mit den schweren Stürmen und Überschwemmungen zu tun, die vor einigen Monaten in Europa und in den USA wüteten?

Es ist nicht leicht, Momente der Ruhe und einen Blick für Schönheit zu finden, wenn in und um uns Chaos und Unfrieden scheinbar übermächtig herrschen. Durch diese dunklen Wolken hindurchzusehen ist ein täglicher Kampf. (Das Gute an Wolken ist allerdings, dass sie Sonne nur verdecken, niemals aber zerstören, auch wenn eine solche Wolkendecke manchmal undurchdringbar erscheint.Siehe auch Wissenschaft und Gesundheit, Mary Baker Eddy, Seite 295:19-27 »Kämpfe den guten Kampf des Glaubens« heißt es in der Bibel (1. Timotheus 6:12). lst damit ein Kampf mit (materiellen) Waffen gemeint? Für mich ist es kein materieller Kampf, sondern vor allem ein Kampf mit mir selbst, zum Beispiel, im Angesicht von schlechten Nachrichten und Katastrophen, das Gute nicht aus den Augen zu verlieren; im Angesicht von Versuchung – welcher Art auch immer – ehrlich, gerecht und Gottes Prinzipien treu zu bleiben; nicht aufzugeben, wenn aufgeben leichter als alles andere erscheint; Kontrolle abzugeben und auf Gott zu vertrauen, wenn wir die Dinge in die Hand nehmen wollen. Es ist ein Kampf gegen Eigenwillen, Selbstsucht, Negativität, Angst und Zweifel, gegen Eitelkeit, Ungeduld, Mutlosigkeit und Ärger – Kurz gegen innere Stürme und Fluten jeder Art!

Was für eine Art von Kampf ist es? Ein brutaler, »blutiger« und aggressiver Kampf? Zu einem solchen wird er nur, wenn wir aus menschlichem Selbstwillen heraus versuchen, ihn zu führen und mit aller Gewalt Gutes tun und perfekt sein wollen, uns hinter falschem Optimismus verstecken, oberflächliche Gesten mit wirklich guten Taten verwechseln und vieles mehr. Wenn wir aber auf Gott vertrauen und zu verstehen lernen, dass unsere Fähigkeit, etwas zu tun, von Gott kommt, nimmt der Kampf eine andere Natur an. So heißt es im Zweiten Brief des Paulus an die Korinther »... dass wir tüchtig sind, ist von Gott.« (2. Korinther 3:5) In der englischen King James Bibel steht »Our sufficiency is from God.« Sufficiency (im deutschen Hinlänglichkeit) bedeutet »allen Anforderungen gerecht zu sein.« Durch und von Gott. In Zeiten von Chaos und Schwierigkeiten gibt dieser Satz Trost – wir haben alle »Waffen«, die wir brauchen, um den Anforderungen gerecht zu werden und den guten Kampf zu kämpfen.

Wir müssen die inneren und äußeren Stürme ins Gute »zurückübersetzen« und somit erkennen, dass sie keine Macht und Realität haben.

In Die Einheit des Guten von Mary Baker Eddy heißt es »... eine Lüge nimmt sich insofern ein Vorbild an der Wahrheit, als sie Wahrheit umkehrt. Somit sind das Böse und alle seine Formen die Umkehrung des Guten. Gott hat sie niemals geschaffen ...« (Seite 53:1-3). Wir müssen die inneren und äußeren Stürme ins Gute »zurückübersetzen« und somit erkennen, dass sie keine Macht und Realität haben. Das ist eine tägliche Aufgabe und ein Prozess. Wir sind nicht allein in diesem Prozess, und jeder noch so kleine Sieg ist ein Triumph für uns alle, jeder gemilderte Sturm bringt mehr Ruhe in die Welt.

Um in die anfänglich beschriebene schöne Landschaft zurückzukehren – manchmal brauchen wir einen kleinen Ausflug, um uns an all die guten Dinge zu erinnern, die immer präsent sind und um Energie für unsere Aufgaben zu tanken, sei es, innere Stürme zu stillen oder zu helfen, die Auswirkungen von äußeren Katastrophen zu mindern.

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