Das Titelbild der Oktober-Ausgabe (eine Sphinx), erinnert mich an eine Begebenheit in Kairo: Meine Frau und ich waren in einem Hotel am Roten Meer, als sich eine private Mitfahrgelegenheit nach Kairo ergab, um für einen Tag die Stadt, die Pyramiden und die Sphinx zu sehen. Das Gelände der Pyramiden und die unter dem Sand verborgenen Kammern mit den fast 4000 Jahre alten original erhaltenen farbenfrohen Wandgemälden waren tief beeindruckend, und eine längst vergangene Kulturepoche wurde für uns wieder lebendig.
Der Ägypter, der uns führte und auch deutsch sprach, setzte uns am Nachmittag am Eingang zum Basar ab, weil er noch etwas zu erledigen hatte, und wir vereinbarten einen Treffpunkt. Der Basar ist ein unbeschreibliches Gewirr von engen Gassen, Gerüchen, Farben, Menschen und Geschäften. Wir hatten Hunger und fanden den Schnellimbiss, den uns unser Begleiter empfohlen hatte und wo wir etwas Warmes zum Essen bekommen konnten. In dem düsteren Gewölbe saßen nur Einheimische an kleinen Tischen und wir waren die einzigen Fremden. Alle schauten auf uns. Wir waren so mit Freude erfüllt über den herrlichen Tag, dass wir jeden nur liebevoll ansehen konnten. Als wir das Essen bestellten, kam der Inhaber und sagte, es sei ihm eine große Ehre, dass wir sein Lokal besuchen und bot uns einen schönen Tisch an. In dieser finsteren Gegend fühlten wir uns im Moment so geborgen wie an keinem anderen Ort in der Welt.
Warum? Weil wir wussten, dass die Anerkennung und Wertschätzung eines jeden Menschen in seiner göttlichen Reinheit sich auf andere überträgt. Das spürt doch jeder, ganz gleich welcher Religion er angehört. Es begrenzt sich nicht nur auf diejenigen, die wir in unserem Umfeld kennen, sondern ist weltweit gültig.
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