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Frieden auf jeder Straße

Aus der Juni 2005-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Cousine meines Mannes heißt Ayten und ist eine freundliche, kontaktfreudige Person — eine sehr liebevolle, selbstlose muslimische Frau. Sie hat viele Jahre mit ihrem Mann und ihren Kindern in Deutschland gelebt und gearbeitet, und nachdem sie nun pensioniert ist, verbringt sie jedes Jahr mehrere Monate in der Türkei. Vor kurzem gingen wir bei einem dieser Besuche völlig in dem Schatz von Familienneuigkeiten der letzten vier Jahre auf.

Das »Highlight« davon war ihr zweitägiger Besuch unlängst bei ihrer Tante (meiner Schwiegermutter). Ayten hob besonders einen Besuch von Nachbarn ihrer Tante hervor. Irgendwie kamen sie auf Religion und Gebet zu sprechen, wahrscheinlich in Bezug auf Aytens Erfahrungen, die sie in Deutschland machte. Sie sagte ihnen, dass sie ebenso in einer Kirche oder Synagoge beten könne, wie sie es in einer Moschee tat. Worauf es am meisten ankomme, sagte sie ihnen, sei, »dass unser Gott einer ist, und dass alle diese Gotteshäuser die Häuser Gottes sind.« Sie erklärte, wie sie zu Gott bete, egal wo sie sei, und versuchte ihnen zu helfen, Gebet in einem neuen Licht zu sehen.

Nachdem ich Aytens Bericht zugehört hatte, sagte ich ihr, dass Gebet auch ein wichtiger Teil meines Lebens als Christliche Wissenschaftlerin sei, und dass ich für den Frieden im Mittleren Osten betete. Wir sprachen über die zurückliegenden Terroranschläge und waren traurig darüber, dass solche Dinge in unserer Welt heute passieren. Sie erzählte von einem Sprichwort, das ihre Mutter ihr beigebracht hatte, an dem sie sich zu orientieren versucht: Sana tas atana sen ekmek at — Gib Brot denen, die Steine nach dir geworfen haben. Ich antwortete, dass Christus Jesus etwas Ähnliches gelehrt hatte, als er sagte: »Liebt eure Feinde ...« (Matth. 5:44). Wir waren uns einig, dass alle drei monotheistischen Religionen Gemeinsamkeiten hatten und dass wir beten könnten, um diese Gemeinsamkeit besser zu verstehen und dabei zu helfen, der Welt Frieden zu bringen.

Friede der Welt, der Nachbarschaft, unseren Gedanken — alles kommt aus der einen gemeinsamen Quelle, einem Vertrauen, dass Gottes Liebe alle regiert. Und »alle« bezieht auch meinen Mann und die Frau ein, die uns gegenüber wohnt. Sehen Sie, vor vielen Jahren, als diese Nachbarn einzogen, hatte mein Mann Yalcin bereits die Angewohnheit, sein Auto direkt auf der anderen Straßenseite zu parken — obwohl wir eine Einfahrt haben, die er nutzen könnte und es andere Parkplätze in unserer Sackgasse gibt. Aber unsere neuen Nachbarn (wir nennen sie hier Frau und Herr Love) dachten, dass die Parkplätze direkt vor ihrem Haus ihnen gehören würden.

Also fingen diese Nachbarn sofort an, unser geparktes Auto zu blockieren, indem sie ihr Auto so dicht dahinter parkten, so dass wir nicht raus konnten, es sei denn, wir baten sie wegzufahren. Sollte nur eines ihrer beiden Autos da sein, parkte das andere Auto auf zwei Plätzen, so dass anderen in unserer Straße (besonders meinem Mann!) der Platz genommen wurde. Und wenn ihre beiden Autos länger als eine Stunde weg waren, veranlassten sie, dass ihre Firmenwagen auf »ihren« beiden Plätzen standen. Der Gipfel der Beleidigung war, als wir eines morgens aufwachten und Frau Loves Auto in unserer Einfahrt geparkt war — die »Rache« dafür, dass Yalcin auf »ihrem« Platz geparkt hatte.

Yalcin war sich ganz sicher, dass Parkplätze niemandem speziell gehörten, weil er zu unserer Nachbar-schafts-Vereinigung gegangen war und gefragt hatte, ob diese beiden von den Loves gekauft worden waren. Die Leute in der Vereinigung sagten ihm jedoch, dass diese Plätze tatsächlich der Öffentlichkeit zustanden. Aber sie warnten ihn auch, dass die Loves »schwierige Kunden« waren und dass er besser nicht in eine Konfrontation mit ihnen geraten solle, weil es ihm dann Leid täte, diese in Gang gesetzt zu haben.

Ich versuchte meinen Mann immer dann zu besänftigen, wenn er sich revanchieren wollte. Aber die Schlacht ging weiter! Jedes Mal, wenn er aus unserem Küchenfester schaute, um zu sehen, was auf der anderen Straßenseite passierte, biss er seine Zähne zusammen — ich sah, wie sich seine Schläfen dazu bewegten und konnte ihn fast knurren hören. Die Loves drehten sich wiederum weg, wenn sie uns sahen, und hielten sogar ihre kleine Tochter an, uns zu meiden. Unsere kleine Straße wurde zu einem »Klein-Mittleren-Osten« und es war kein Zeichen der Umkehr in Sicht.

Ich wusste, dass diese Situation nach Gebet schrie, und ich hatte auch gebetet, aber nicht sehr ausdauernd. Dann gab ich mir selbst ein Versprechen, dass, wann immer Spannungen aufkämen, ich lieben würde — meinen Mann lieben, die Familie gegenüber lieben, jeden in unserer Nachbarschaft lieben. Einfach lieben, lieben, lieben. Mary Baker Eddy, die christlich heilte und das Heilen lehrte, stellte einmal die Frage: »Wie heilt man am besten augenblicklich?« und beantwortete sie schließlich selbst: »Durch Lieben! Nur Liebe leben — sie sein — lieben, lieben, lieben.« (We knew Mary Baker Eddy, Boston, The Christian Science Publishing Society, 1979, S. 134).

Weil es fast unmöglich ist, re-agie-rende, kriegsführende Personen zu lieben, erkannte ich, dass ich jeden Beteiligten durch eine geistige Linse sehen musste, wie Gott, die göttliche Liebe, sie alle sieht und wie Er sie geschaffen hat — »zu seinem Bilde« (1. Mose 1:27). Dieses Gebet, jeden (mich eingeschlossen) als Gottes Kinder zu sehen, ermöglichte es mir, alle Beteiligten aufrichtig von Herzen zu lieben.

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass diese Sackgassen-Beziehung sich in ein offenes, ausbaufähiges Fest der Liebe gewandelt hätte — hat sie aber noch nicht. Aber ja, es hat zarte Verbesserungen gegeben — ein Guten-Morgen-Gruß von beiden Seiten der Straße, ein Lächeln ihres Teenagers, eine harmonische Einigung bei der Regelung der Müllabfuhr-Rechte.

Wie im größeren Konflikt zwischen Israelis und Palästinenser, so wird auch auf unserer Straße geduldiges, beständiges und liebevolles Gebet benötigt, um jedem als von Natur aus friedliebendes und friedenschaffendes Kind des einen Vater-Mutter-Gottes zu sehen. Durch meine Gebete komme ich zu dem Vertrauen, dass die göttliche Liebe jedes Motiv, jede Handlung einer jeden Person auf diesem Planeten regieren kann und es tut.

Meine Cousine Ayten und ich sind beide auf unsere eigene Weise Friedensstifter, weil wir zu dem einen Gott und Vater beten, ob in der Moschee, Kirche, Synagoge und egal auf welchem Kontinent auch immer wir uns befinden. Unsere geistige Reise bewegt sich auf zwei verschiedenen Straßen, aber keine von ihnen ist eine Sackgasse. Uns vereint die Hoffnung, unseren gemeinsamen Zielort zu erreichen: zu wissen, wie Gott selbst wirklich ist — all-liebend und überall gegenwärtig — und alle Menschen als zum göttlichen Gleichnis geschaffen und folglich friedevoll und friedenstiftend wertzuschätzen.

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