Als unsere beiden Kinder kurz vor ihrem Abitur standen und die Frage nach der Berufswahl und Ausbildungsart immer drängender wurde, war nur bei einem von ihnen klar, welche Richtung in Frage kam. Ein Musikstudium war die logische Folge der langjährigen musikalischen Ausbildung unseres Sohnes Stephan. Bei unserer Tochter war die Entscheidung schwieriger. Sie hat zwar mehrere Interessengebiete, aber es fehlte noch die eindeutige Neigung zu einer besonderen beruflichen Richtung.
Selbstzweifel, mangelndes Selbstvertrauen, fehlende Orientierung oder auch unharmonische Lebensumstände können Unsicherheiten auslösen.
Manche Jugendliche wissen schon frühzeitig genau, was sie wollen, und gehen spontan darauf zu, wie ein Planet, der seiner vorgezeichneten Bahn folgt. Andere tun sich schwerer mit ihren Entscheidungen. Es ist nicht immer leicht zu wissen, was man mit seinem Leben anfangen soll. Entscheidungszwänge verlangen jungen Menschen heutzutage oft sehr früh etwas ab, wozu sie innerlich manchmal noch nicht fähig oder bereit sind. Zudem können unreflektiertes Konkurrenzdenken und auf einzelne Ziele ausgerichtetes Lernen einer umfassenden Persönlichkeitsentwicklung im Weg stehen. Aber auch Selbstzweifel, mangelndes Selbstvertrauen, fehlende Orientierung oder auch unharmonische Lebensumstände können Unsicherheiten auslösen. Es sieht außerdem so aus, als wäre das Leben für junge Menschen heutzutage komplizierter als früher, als seien Herausforderungen und damit der seelische Druck gewachsen. Besonders deutlich wird das an Zugangsvoraussetzungen wie Aufnahmeprüfungen, Klausuren, Leistungsnachweisen angesichts des großen Bewerberandrangs für manche Universitätszweige, Fachschulen oder Ausbildungsstätten allgemein.
Aber es gibt verschiedene Möglichkeiten herauszufinden, wer wir sind und welche Aufgaben und Befriedigungen auf uns warten. Wir können uns an Gott, das Gute, wenden, Ihn begreifen als die Quelle des Lebens, als die Quelle der Intelligenz und aller Versorgung und Führung. Denn die Liebe Gottes zu jedem Seiner Kinder gründet sich darin, dass Gott sich selbst im Menschen, in der geistigen Idee Mensch, zum Ausdruck bringt.
Das Lehrbuch von Christian Science, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, zeigt uns, wie wir Gott verstehen lernen können als Geist, Seele, Prinzip, als unendliches Gemüt und allumfassende Liebe mit seinen Attributen wie Intelligenz, Freude, Weisheit, Gerechtigkeit, Erfolg, Barmherzigkeit, Güte usw. (Es sind die Begriffe, wie die Bibel sie für Gott einsetzt, und die die Verfasserin dieses Lehrbuchs in ihrem Lehrwerk übernommen hat.) Die Bibel bezeichnet den Menschen als das Bild und Gleichnis Gottes. Wir können den Menschen daher als widergespiegelte Eigenschaft oder als individuellen Ausdruck Gottes erkennen. D.h. unabhängig davon, in welcher Situation wir uns auch befinden, können wir immer Beweise von Gottes Hilfe und Fürsorge erfahren, wenn wir bewusst Gottes Eigenschaften ausdrücken.
Auf gedanklichem Wege – nämlich durch Gebet – kann die unzerstörbare Verbindung zu dem göttlichen Gemüt, zu Gott, immer wieder in Erfahrungen gebracht werden. Das Alte Testament der Bibel hält dafür ein schönes Beispiel bereit. Es berichtet von einem Zwiegespräch zwischen Moses und dem Herrn, »der mit ihm wie mit einem Freund redete«. Moses sagt dort: »Lass mich deinen Weg wissen«, und Gott antwortet: »Mein Angesicht soll vorangehen. Ich will dich zur Ruhe geleiten.« Wiederum spricht Moses: »Lass mich deine Herrlichkeit sehen!«, und Gott antwortet: »Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen lassen.« (2. Mose 33:11,13,18,19)
Es sieht so aus, als wäre das Leben für junge Menschen heutzutage komplizierter als früher.
Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass Kommunikation mit Gott möglich ist durch Gebet, durch innere Öffnung, durch Bewusstwerdung. Viele namhafte Persönlichkeiten, von denen die Bibel berichtet, haben Wirkungen des Guten, das von Gott ausgeht, durch ihre Verbindung mit Ihm erlebt. Diese geistige Verbindung ist nicht erloschen. Sie wurde wieder entdeckt und kann als Heilung, Führung und beständige Versorgung, ja, als Segen erlebt werden. Sie sind die Auswirkung des geistigen Gesetzes Gottes in Tätigkeit.
Unsere Tochter Christina hatte so eine von Gott geführte Entwicklung erlebt. Nachdem sie ihr Studium in Volkswirtschaft und Japanologie abgeschlossen hatte, war es schwierig gewesen, eine Arbeitsstelle zu finden, und zwar für ziemlich lange Zeit. Der Bewerberandrang schien unermesslich. Es galt nun, Klarheit über geistige Tatsachen in diesem Punkt zu erlangen. Vor allem der Konkurrenzgedanke musste ausgeschaltet werden, die Furcht, dass Gott nur einen Teil seiner Kinder versorgt, den anderen Teil aber unversorgt ließe. Die Hoffnung und das Vertrauen in das Gute sprechen dagegen. Auch Christian Science, die Lehre, die Gott als die einzige und unerschöpfliche Quelle des Guten lehrt, vermittelt wunderbare menschliche Erfahrungen.
In Übereinstimmung mit dem Wort des Paulus »Jetzt ist der Tag des Heils« zeigt o.g. Lehrbuch, »dass jetzt die Zeit ist, dieses Heil im Geist und im Leben zu erfahren« (S. 39:19-23). Das heißt also, weiter hoffen und auch lieben, nämlich zu wissen, dass Gott alle seine Kinder versorgt mit dem, was unbedingt gebraucht wird. Es ist göttlich natürlich, eine Vorbereitung – in diesem Fall eine Ausbildung für eine Berufstätigkeit – zu absolvieren, und zwar für jeden. Jeder kann dies als Gesetz beanspruchen und für sich und andere anwenden.
Wir können uns an Gott, das Gute, wenden, Ihn begreifen als die Quelle des Lebens, als die Quelle der Intelligenz und aller Versorgung und Führung.
Durch solche Überlegungen konnten wir als Familienmitglieder uns vor Furcht und Resignation schützen und gleichzeitig aktiv sein. Unsere Tochter hatte inzwischen angefangen, eine selbstständige Tätigkeit aufzubauen, die Ideenreichtum, Intelligenz und Ausdauer voraussetzte, die aber nicht zu ihrer eigentlichen Berufsabsicht gehörte. Die Kenntnisse auf diesem Gebiet stellten sich aber einige Zeit später als entscheidender Vorteil heraus, als sie zusammen mit sehr vielen Bewerbern bei einer großen Organisation vorstellig wurde, die die Art Arbeit anbot, wie sie ihrem Studium und ihrer Neigung entsprach.
An dem Gedanken festzuhalten, dass es einen individuellen Plan gibt, ein Gesetz des Guten für jeden Menschen, vermittelte unserer Tochter letztlich den Erfolg und volle Befriedigung in ihrem Beruf.
Es ist eine Tatsache, dass in Gottes Wirkungsbereich für jeden Menschen ein Aufgabenfeld zur Verfügung steht, und zwar ein spezifisches, individuelles, das kein anderer einnehmen kann und will. An dem Gedanken festzuhalten, dass es einen individuellen Plan gibt, ein Gesetz des Guten für jeden Menschen, vermittelte unserer Tochter letztlich den Erfolg und volle Befriedigung in ihrem Beruf. Es hat sich nun nach längerer beruflicher Arbeitserfahrung gezeigt, dass Lösungen, die mit geistigen Mitteln, auf einer geistigen Basis erreicht werden, Stabilität und allseitige Zufriedenheit einerseits, aber auch Entwicklungsmöglichkeiten andererseits einschließen.