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Liebe Leserin, lieber Leser

Aus der Oktober 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Bei der Vorbereitung dieser Oktober-Ausgabe gingen mir ungewöhnlich viele Dinge durch den Kopf. Einerseits begleiteten mich noch viele schöne Eindrücke von einem eher überraschenden Urlaub, der allerdings auch ungeplante Ausgaben mit sich brachte. Und auch mein kürzlicher Umzug in ein neues Zuhause in Dresden hatte sowohl meine zeitlichen wie auch meine finanziellen Ressourcen durchaus deutlich beansprucht. Andererseits habe ich bei beiden Gelegenheiten so viel unerwartetes Entgegenkommen und Engagement und liebevolle Fürsorge erlebt, dass es mich noch heute ganz andächtig und still sein lässt. In beiden Fällen hatten Freunde und/oder Familie viel von ihrer Zeit und ihren Überlegungen, ihrem Können, ihren Möglichkeiten und ihren Fähigkeiten mit mir geteilt – und damit – mittelbar – eigentlich auch finanzielles Potenzial. Das Bewusstsein und die Dankbarkeit über diese großzügigen »Geschenke« könnten mir vielleicht auch das Gefühl vermitteln, in ihrer Schuld zu stehen. Und natürlich ist der Wunsch, meinen Lieben wiederum etwas Gutes zu tun, immer da und wächst sozusagen täglich. Aber zuallererst bin ich einfach riesig dankbar für das Gute, das ich erfahren habe.

Das erinnert mich an eine Passage aus einem Artikel, den ich vor einiger Zeit in einer Schwesterzeitschrift des Herold, dem Christian Science Journal, gelesen habe. Dort ging es, wie in einem Teil dieses Heftes, um die Bewältigung von finanziellen Hürden. Und die Autorin beschrieb, wie sie das anpackte: Sie begann damit, bei den Rechnungen, die sie zu begleichen hatte, immer als Erstes den Gegenwert für den zu bezahlenden Betrag, den sie nun nutzen oder verbrauchen konnte, gebührend zu würdigen. Ich fand das damals sehr bemerkenswert. Sicher fällt so manchem Leser an dieser Stelle Mary Baker Eddys Frage ein: »Sind wir wirklich dankbar für das schon empfangene Gute?« (Wissenschaft und Gesundheit S. 3), die mir natürlich auch vertraut ist und habe mich bemüht, ebendiese Dankbarkeit zu pflegen. Und doch hatte ich es in dieser konkreten Situation, der Bezahlung von Rechnungen, noch nie so genau bedacht, dass ich ja nun einen Gegenwert für das ausgegebene Geld nutzen kann, sei es in Form eines neuen Regals für meine Wohnung oder in Form des Stroms, der meinen Kühlschrank und das Telefon funktionieren lässt, oder auch in Form einer kompetenten Beratung bei einem Rechtsanwalt. Man ist so leicht geneigt, darüber zu seufzen, wie schnell einem das Geld durch die Finger rinnt. Aber unsere Hände sind ja dadurch nicht wirklich leer.

Diese Erkenntnis hat mich regelrecht froh gemacht. Könnte man nicht so weit gehen zu sagen, dass zu begleichende Rechnungen (oder vom Konto abgebuchte Bezahlungen) eine Erinnerung daran sein können (und sollten), den damit erworbenen Wert gebührend zu würdigen und ihn freudig und dankbar zu nutzen? Ich habe mehrfach beobachtet, dass diese Einstellung eine immens wachsende Zufriedenheit in sich birgt. Und ich gehe sogar noch weiter: Diese Zufriedenheit hilft, der Versuchung zu widerstehen, etwas zu kaufen oder zu bestellen, was zwar nett oder schön oder auch nützlich wäre, aber evtl den derzeitigen Gegebenheiten nicht angemessen ist. Sie hilft, auf oftmals kreative Weise, viel bessere, befriedigendere Wege zu finden, den echten Bedarf zu stillen und damit wirklich zufrieden zu sein. Ich glaube, wirklich und aufrichtig dankbare Menschen leiden keine Not, selbst wenn sie vielleicht äußerlich nicht viel haben. Sie wissen, was sie besitzen und was sie zu geben haben und was ihnen niemand nehmen kann – Freundschaft, Mitgefühl, Hingabe, Liebe, ein offenes Ohr selbst im größten Trubel. Sie sind reich an echten Schätzen und bereichern andere damit – und dieses Bewusstsein von Reichtum drückt sich nicht selten auch in Form von geordneten Finanzen aus.

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