Es war dieser mitleidsvolle Unterton, der in mir jedes Mal Rechtfertigungsansätze wecken wollte. Dass sich mein Mann in Zeiten von Stellenab bau und Budgetkü zungen selbstständig machen und einen vermeintlich sicheren Job im künstlerischen Bereich an den Nagel hängen wollte — das konnten nur wenige verstehen und nachvollziehen. Der Apfel war aber nun mal reif geworden und die Umstände zeigten uns, dass er bereits am Fallen war.
Mut zu haben schien uns in diesem Moment gar nicht der wichtige Ansatzpunkt zu sein. Es war, als ob wir gar nicht anders konnten, als einer inneren Stimme zu gehorchen, die uns sagte: »Geht weiter! Es gibt hier einen Weg und der wird euch klar, indem ihr ihn geht.«
In unserer Entwicklung stehenzubleiben und sich mit beschränkten Entfaltungsmöglichkeiten einfach abzufinden hätte ich nun eher »mutig« gefunden. Doch man hört viel über das »den Mut verlieren« und ich fragte mich oft, wie wir es wohl schaffen würden, uns den Mut nicht nehmen zu lassen. Wie mag Mose sich wohl gefühlt haben, als er das Volk Israel einen ungewöhnlichen Weg in ungewöhnlicher Manier führte? Er hielt das ja erst auch für ziemlich verrückt — wenn da nicht die göttliche Autorität spürbar hinter ihm gestanden hätte. Oder Nehemia, der unter drängendsten Umständen eine Mauer in nur kürzester Zeit hochziehen wollte. Und natürlich Jesus mit seiner unkonventionellen Herangehensweise eines praktizierenden Christentums.
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