»Wenn sich die wirtschaftliche Lage nicht bessert und ich nicht bald wieder mehr Aufträge bekomme, werde ich meinen Betrieb wohl schließen müssen.« Sorgenvoll klangen die Worte meines Bekannten, der selbstständiger Unternehmer ist.
Ich hörte ihm aufmerksam und anteilnehmend zu, während er mir die Einzelheiten seiner in der Tat schwierigen Situation schilderte. Er wollte keine großen Worte von mir hören, er wollte einfach nur sein Herz ausschütten. Er war froh, jemanden gefunden zu haben, der ihm zuhörte. Allein das ist ja oft schon wohltuend und zuweilen findet man ja tatsächlich bereits durch das Formulieren der eigenen Befürchtungen zu neuen Möglichkeiten und neuer Zuversicht. Darüber hinaus konnte ich meinen Bekannten an bereits durchstandene, scheinbar ausweglose Situationen in der Vergangenheit erinnern: bis jetzt hatte sich noch immer ein Weg gezeigt, auf dem es weiter gehen konnte.
Eine mögliche Alternative ist, die Dinge von einer höheren Warte aus anzugehen, z. B. durch Gebet.
Neue Hoffnung zu schöpfen ist immer ein guter, erster Schritt, um aus schwierigen Situationen herauszukommen. Aber diesem ersten Schritt müssen weitere Schritte folgen. Die können darin bestehen, dass man sich mit neuem Elan an die Arbeit macht, mit verstärktem Einsatz neue Aufträge akquiriert. Das ist schön und gut und richtig — kann einen aber nicht davor bewahren, sich möglicherweise schon bald wieder in der gleichen Lage zu befinden, um dann erneut gezwungen zu sein, mit neuem Elan ...
Wenn man das als Tretmühle betrachtet, aus der man gern ausbrechen möchte, dann stellt sich die Frage nach den Alternativen. Eine mögliche Alternative besteht darin, die Dinge von einer höheren Warte aus anzugehen. Das kann man z. B. durch Gebet erreichen. Gebet, so wie ich es verstehe, verschafft sofort eine Distanz zu den Problemen und verleiht die innere Ruhe, die notwendig ist, um klare Gedanken fassen zu können und gute Ideen zu bekommen.
Ich finde es manchmal hilfreich, von Worten und ihrer Bedeutung auszugehen, wenn ich wegen eines Problems bete. Mein Bekannter ist, wie gesagt, selbstständiger Geschäftsmann.
Laut Wörterbuch ist ein »Geschäftsmann« ein Mensch, der ein kaufmännisches Unternehmen leitet. Wenn ich diesen Begriff höre, fällt mir jedes Mal der folgende Text aus der King-James-Bibel ein: »Wist ye not that I must be about my Father's bussiness?« (Lk 2:49) Frei übersetzt: »Wisst ihr nicht, dass ich im Geschäft meines Vaters sein muss?« Jesus sagt das zu seinen (leiblichen) Eltern, als diese den 12-Jährigen nach tagelanger Suche im Tempel finden. Ich liebe diese Stelle. Weil dort steht »im Geschäft meines Vaters«, beginne ich gern mit diesem Zitat, wenn ich über ein Problem nachdenke, das in irgendeiner Weise mit Berufstätigkeit zu tun hat. Diese Aussage lässt sich so vielfältig anwenden. In diesem Fall fragte ich mich: Wenn man im »Geschäft des Vaters« tätig ist, ist man dann selbstständig?
Oder andersrum: Jemand, der selbstständig ist, könnte der sich angesichts dieser Aussage Jesu, nicht (auch) als von Gott angestellt betrachten? Eine solche Gedankenhaltung könnte ihn von belastenden Vorstellungen, Sorgen und falschem Verantwortungsgefühl befreien. In dem Wort selbstständig ist das Wort »selbst« enthalten. Man kann als Selbstständiger durchaus das Gefühl haben, für alles »selbst« zuständig zu sein, »selbst« für alles sorgen zu müssen: für neue Aufträge und weitere Einnahmen, ja, sogar noch »selbst« für das Wohler gehen der Mitarbeiter verantwortlich zu sein. Bis zu einem gewissen Grad trifft das ja auch zu. Aber wem das alles wie ein zentnerschwerer Klotz auf den Schultern lastet, für den könnte es eine Erleichterung sein, sich vorzustellen, dass Gott der oberste »Boss« ist, oder der »Seniorchef«, zu dem man im Gebet hingehen und den man um Rat fragen kann. Jesus hat mehrfach von sich gesagt, er könne nichts ohne den Vater tun, und alles was er tue, das tue der Vater durch ihn. (siehe Joh 5:19)
Und oft, so lesen wir in der Bibel, hat Jesus sich vor großen Entscheidungen oder auch in schwierigen Situationen zurückgezogen und gebetet. Als die Jünger ihn fragten, wie sie beten sollen, sagte er u.a.: »Bittet, so wird euch gegeben« (Lk 11:9). Das ist eine Verheißung, ein Versprechen, das auch heute noch gilt. Wenn wir aufrichtig bitten, dann werden wir be kommen – und zwar genau das, was wir brauchen. Was ein selbstständiger Geschäftsmann immer braucht, das sind Ideen – gute, neue (Geschäfts-) Ideen. Und genau die wird er bekommen, wenn er sich vertrauensvoll an Gott wendet. Darauf kann man sich verlassen und das vertreibt die Sorgen.
Wenn wir aufrichtig bitten, dann werden wir bekommen – und zwar genau das, was wir brauchen.
»Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.« (1. Petr 5:7) Mir gefällt in diesem Satz das Wortspiel, das der menschlichen Sorge die göttliche »Für-Sorge« gegenüberstellt. Die Menschen sorgen sich um etwas, das heißt, sie befürchten, dass sie (in der Zukunft) etwas nicht in ausreichendem Maße haben werden und das macht ihnen Sorgen. Gott sorgt für etwas. Er sorgt dafür, dass die Menschen (heute) immer alles haben, was sie brauchen. Sie müssen sich nur an Gott wenden, um das zu erkennen und dadurch auch zu erhalten. Diese Für-sorge Gottes ist die Garantie der Ver-sorgung des Menschen und diese Versorgung ist genau so beständig und allgegenwärtigwie Gott.
Allgegenwart ist ein Synonym für Gott, (s. Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift Seite 587) ebenso wie Allmacht; Allwissenheit und auch »alles Wirken« oder anders ausgedrückt: »alle Tätigkeit«. An anderer Stelle, auf Seite 2, vergleicht Mrs. Eddy Gott mit einer »offenen Quelle, aus der schon mehr ausströmt, als wir entgegennehmen«. So können wir Gott auch als die unerschöpfliche Quelle aller Tätigkeit ansehen.
Allerdings kann man die Tätigkeit, die dem göttlichen Gemüt entspringt, nicht an einer Erfolgskurve ablesen. Der Erfolg des »Geschäftes unseres Vaters« wird anders gemessen: in
■ Freiheit – von Ängsten, falschen Voraussetzungen oder Begrenzungen
■ Christlichkeit – Fairness im Umgang mit Partnern und Kunden, Aufrichtigkeit
■ Harmonie – Ausgeglichenheit von Angebot und Nachfrage, von Ausgaben und Einnahmen.
Kürzlich traf ich meinen Bekannten wieder. Er wirkte recht zuversichtlich und meinte, er habe die »Talsohle« durchschritten und es gehe weiter: aufwärts. Wer an einem solchen Punkt angekommen ist, der sollte alles daran setzen, die erreichte Gelassenheit möglichst lange zu erhalten, denn es können natürlich auch wieder einmal Schwierigkeiten auftauchen und die lassen sich in jedem Falle besser meistern, wenn man ihnen mit Ruhe begegnet.
Diese vertrauensvolle Ruhe wird sich dauerhaft einstellen, wenn man »unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt« (Ps 91:1). Die nebenstehende zwar etwas ungewöhnliche, aber dennoch ernst gemeinte »Stellenbeschreibung« könnte dabei ein Hilfsmittel oder eine Richtschnur sein.
Stellenbeschreibung
für den job
»im Geschäft des Vaters«
■ Hauptaufgaben
Widerspiegelung von Gottes Aktivität - Kreativiät - Können - Intellignez - Weisheit - Wesenheit
Ausdruck verleihen der göttlichen Vitalität - Schaffenskraft - Energie - Produktivität
Stellvertreter sein für Gottes Liebe und Güte; für Seine Macht und Allgegenwart
Zeugnis ablegen für Gott und den Christus; für die unbegrenzten Mittel der Seele; für die geistige Fülle, die sich in unbegrenzten I deen zeigt
Ständigwiederkehren de Elemente der Tätigkeit sind; Beten, Ver trauen, Lauschen und Handeln
■ Voraussetzungen
Besondere Anforderung:
Reinheit der Motive; Einhaltung moralischer Werte und absolute Hingabe, denn; »Niemand kann zwei Herren dienen« (Mt 6:24)
Erforderliche Eigenschaften:
Integrität Ehrlichkeit, Fairness, Ver trauenswürdigkeit und Geduld
Außerdem erwünscht:
die Bereitschaft, ungewöhnliche Herausforderungen an zunehmen, und der Mut, unkonventionelle Ideen zu verfolgen
■ Vergütung
»... ein Arbeiter ist seines Lohnes wert,« (Lk 10:7) Menshen, die im Geschäft des Vaters tätig sind, empfangen unendliche Segnungen und die ganze Gottesfülle.