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Bibelnotizen

Aus der März 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft

Wuppertaler Studienbibel


Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, die in der jeweiligen Wochenlektion vorkommen. Sie finden hier einige wenige der vielseitigen Möglichkeiten, die Bibel zu erforschen. Die Zitate sind der Lutherbibel entnommen (revidierte Ausgabe 1984).

Und er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn hinaus vor das Dorf, tat Speichel auf seine Augen, legte seine Hände auf ihn und fragte ihn: Siehst du etwas? (Mk 8:23)

»Blindheit war und ist eine der großen Heimsuchungen, besonders im Orient. ... Blindheit stellte geradezu eine Geißel Palästinas dar. Obwohl so viel Interessantes darin enthalten ist, wird diese Begebenheit doch nur von Markus berichtet.

1. Auch hier wieder zeigt sich, wie einzigartigrücksichtsvoll Jesus vorging. Er nahm den Blinden bei der Hand und führte ihn aus der Menge hinaus vor das Dorf, um mit ihm allein zu sein. Weshalb? Der Mann war offenbar blind geboren. Wenn er plötzlich inmitten der Menschenmenge sein Augenlicht wiedergewonnen hätte, hätte ihn der Anblick von Hunderten von Menschen, Dingen und Farben womöglich beängstigend verwirrt. Das wusste Jesus, sus, weshalb er ihn an einen Ort führte, wo er dem allen nicht so unvermittelt ausgesetzt war. ... Auch darin zeigt sich die Größe Jesu, dass er sich in die Menschen, denen er zu helfen suchte, voll hineinzuleben verstand, dass er ihre Gedanken und Empfindungen genau nachvollziehen konnte. Möge Gott auch uns etwas von dieser Christusgabe gewähren!

2. Jesus wandte bei der Heilung ein dem Manne verständliches Verfahren an. Der Glaube an die Heilkraft des Speichels war ... in der Antike außerordentlich groß ... Natürlich wusste der Blinde von der Heilkraft, die dem speichel zugeschrieben wurde, und Jesus heilte ihn auf eine ihm einleuchtende Weise. Er begann nicht mit Worten und Methoden, die den Horizont einfacher Menschen weit überstiegen, sondern sprach zu ihnen und behandelte sie in einer für sie fassbaren Art. Es hat Zeiten gegeben, in denen Unverständlichkeit als Weisheit und als Zeichen von Größe galt. Mehr Größe bewies Jesus: solche nämlich, die auch dem einfachsten Menschen einleuchtete und half.

3. In einer Beziehung ist dieses Wunder einmalig: es ist das einzige Wunder, das sich stufenweise vollzog. Normalerweise handelt es sich bei den Wundern Jesu um ebenso plötzliche wie vollständige Wunder; hier aber erhält der Blinde sein Augenlicht allmählich zurück. Dieser Vorgang ist eine symbolische Wahrheit. Niemand erkennt die ganze Wahrheit Gottes allemal auf einmal. Zu den Gefahren einer gewissen Art von Evangelisation gehört, dass sie die Menschen in der Vorstellung bestärkt, mit der einmal getroffenen Entscheidung, mit der sie sich zu Christus bekannt haben, seien sie auch schon »mündige« Christen. Eben sowenig besagt unsere Kirchenzugehörigkeit, ... dass wir am Ende des Weges angelangt sind. ... Es ist zwar wahr, dass eine plötzliche Bekehrung eine Gnadenmöglichkeit darstellt; ebenso wahr aber ist, dass wir uns täglich aufs Neue zu Christus bekehren müssen. Angesichts der Gnade und Herrlichkeit Gottes können wir unser ganzes Leben hindurch lernen, ja wir brauchen die Ewigkeit dazu, um ihn nur annähernd so zu kennen, wie er uns kennt.« (Barclay)


Aber es könnte jemand sagen: Du hast Glauben, und ich habe Werke. Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken. (Jk 2:28)

»Jakobus begegnet hier einem möglichen Einwand. Er denkt an jemanden, der womöglich behauptet: & gtGlaube ist etwas Schönes, und Werke sind etwas Schönes. Beide sind echte Glaubensbekundungen. Doch muss man nicht unbedingt beides besitzen. Der eine hat den Glauben, der andere die Werke. Bleib du also bei deinen Werken, ich werde bei meinem Glauben bleiben; dann sind wir jeder auf seine Weise wirklich religiös. & gt Der Gegner ist der Ansicht, man könne entweder Glauben oder Werke haben, beide Ausdrucksmöglichkeiten des christlichen Glaubens schlössen einander aus. Davon will Jakobus jedoch nichts wissen. Es gibt für ihn nicht entweder — oder zwischen Glauben und Werken, sondern nur sowohl — als auch, und das gilt auch für uns.

1. Denken und Handeln sollten im Leben in einem wohlausgewogenen Verhältnis zueinander stehen. Die Vorstellung, dass jemand entweder ein Mensch der oder ein Mensch der Tat sei, ist verlockend und weitverbreitet, aber dennoch falsch. Der Denker ist nur ein halber Mensch, sofern er seine Gedanken nicht in die Tat umsetzt, und wird niemanden zum Handeln inspirieren, wenn er nicht selbst in die Arena hinabsteigt. Ebenso kann ein Mann der Tat nur dann wirklich etwas erreichen, wenn er die ewigen Grundsätze, auf denen sein Handeln basiert, durchdacht hat, da sie den Antrieb seines Handelns bilden.

2. Gebet und Anstrengung gehören zu einem ausgeglichenen Leben. Auch in diesem Fall ist es verlockend, die Menschen in zwei Gruppen zu teilen: in Heilige, die ihr Leben in der Stille und im Gebet verbringen, und in die sich im Alltag abmühenden arbeitenden Menschen. Doch so geht es nicht. ...

3. Glaube und Werke gehören beide in ein wohlausgewogenes Leben. Nur durch Werke kann Glaube sich beweisen und bestätigen, und nur durch den Glauben kommt es zu Werken. Werke sollten der Ausfluss des Glaubens sein; handeln kann nur, wer an eine große Sache glaubt, mit der Gott ihn konfrontiert.

Wenn unser Leben ausgewogen und voll wirksam sein soll im Dienst und in Andacht, dann dürfen wir nie im Sinne eines Entweder — Oder denken, sondern stets nur im Sinne von sowohl — als auch.« (Barclay)


Als nun der Morgen kam, versammelten sich ihre Oberen und Ältesten und Schriftgelehrten in Jerusalem, auch Hannas, der Hohepriester, und Kaiphas ... und alle, die vom Hohenpriestergeschlecht waren. ... Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich; denn sie merkten, dass sie ungelehrte und einfache Leute waren ... (Apg 4:5,6,13)

[Petrus und Johannes waren gefangengesetzt worden, weil sie den Gelähmten auf der Tempeltreppe & gtIm Namen Jesu Christi« geheilt hatten.]

»Das Gericht, vor das Petrus und Johannes gebracht wurden, war der Hohe Rat, das oberste jüdische Gericht. ... Bei der Rede, die Petrus hielt, müssen wir also stets bedenken, an wen sie gerichtet war. Erst dann wird uns richtig klar, dass sie zu den mutigsten Äußerungen gehört, die jemals gemacht wurden. Das Publikum, zu dem Petrus sprach, setzte sich aus den Reichsten, den Gebildetsten und den Mächtigsten des Landes zusammen, und dennoch stand Petrus, der Fischer aus Galiläa, eher wie ihr Richter denn als ein Opfer vor ihnen. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass es sich hier um dasselbe Gericht handelt, das Jesus zum Tode verurteilt hatte. Das wusste auch Petrus, und ebenso wusste er, dass er in diesem Augenblick sein Leben aufs Spiel setzte. Mut kann sich auf verschiedene Weise äußern. Die einen gehen unbekümmert ihren Weg, ohne sich der drohenden Gefahr voll bewusst zu sein; die anderen erkennen die Gefahr, in der sie sich befinden, und schrecken dennoch nicht vor ihr zurück, sondern sehen ihr nüchtern ins Auge. Einen solchen Mut bewies auch Petrus vor dem Hohen Rat.... Petrus kannte die Gefahr, in der er sich in diesem Augenblick befand; dennoch entschied er sich dafür, auf seinem Wege weiterzugehen.« (Barclay)


Und Gott sprach abermals zu Abraham: Du sollst Sarai, deine Frau, nicht mehr Sarai nennen, sondern Sara soll ihr Name sein. Denn ich will sie segnen, und auch von ihr will ich dir einen Sohn geben; ich will sie segnen, und Völker sollen aus ihr werden und Könige über viele Völker. Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Soll mir mit hundert Jahren ein Kind geboren werden, und soll Sara, neunzig Jahre alt, gebären? (1. Mose 17:15-17)

»Sarai heißt im Hebräischen soviel wie Fürstin oder Herrin. Sprachlich ist Sarai & gtnur eine archaische Form gegenüber der jüngeren Bildung Sara&lt. Auch wenn die Namensänderung Sarai in Sara nicht mehr mit Sicherheit erklärt werden kann, so ist es dennoch möglich, dass der Name Sara eine umfassendere Bedeutung hat als Sarai. Durch einen Vergleich des Namens mit ähnlich lautenden und verwandten hebräischen Worten findet sich in der jüdischen Auslegung folgende Deutung: Aus Sarai, der überragenden Fürstin, wird Sara, die maßhaltende, maßgebende und maßsetzende Herrin. &gtDas reine weibliche Geschlecht, wenn es von Sara stammt, bedarf nicht des äußeren Erinnerungszeichens des Bundes mit El Schaddai, mit Gott, dem Maßsetzenden, es trägt von selbst diese Mahnung in sich.&lt Diese Deutung des Namens Sara ist eine indirekte Erklärung dafür, warum es im Alten Testament keine Beschneidung von Mädchen und Frauen gibt. Sara, die Maßsetzende, vermittelt durch ihr ganzes Sein die Mahnung, allein Gott zu gehören.

In der Gottesverheißung für Sara begegnet ... gleich zweimal hintereinander die Zusage des Segens. Das erste »Ich will dich segnen« heißt: Du sollst ein Kind bekommen; das zweite: Du wirst die Stammmutter vieler Völker. Der Segen Gottes wirkt sich in der Mehrung aus. Segnen und Mehren gehören zusammen. ...

Abraham fällt nieder und lacht. Das Niederfallen bedeutet nichts anderes als das ehrfürchtige Annehmen des Gotteswortes. Im Lachen Abrahams verbergen sich ganz verschiedene Momente &gtüberwältigende Freude&lt, &gtWonne des Staunens&lt, &gtZweifel, dass zwei so alte Menschen ein Kind bekommen können&lt, &gtVerwunderung&lt und &gtUnglaube&lt. ...

Das Lachen Abrahams ist ein Zeichen dafür, wie in seinem Inneren Glaube und Unglaube hart miteinander ringen. Sein Lachen ist verbunden mit der großen Gebärde der Anbetung. Es ist ein staunendes Lachen und Lachen aus verzweifelter Enttäuschung nach jahrelangem vergeblichen Warten: &gtNicht aufgegebene Anbetung, nicht aufgegebener Glaube, aber jetzt, vor dieser Zusage Gottes: Lachen!&lt ...

[Und] Gott geht in seinem majestätischen Weg über das Lachen Abrahams hinweg.« (WStB)

Quellenangaben
Barclay = William Barclay,
Auslegung des Neuen Testaments
WStB = Wuppertaler Studienbibel

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