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Ehrlichkeit — Beobachten, lernen, vergeben

Aus der März 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Ehrlichkeit ist wesentlich für spirituelles Wachstum und Erwachen, für ein gutes Zusammenleben mit anderen und eine solide Basis im Leben. Ohne Ehrlichkeit gibt es keinen (Selbst-)Respekt, keinen inneren Frieden, keine Verbindung mit Gott. Ehrlichkeit ist gleichzeitig kein einfacher Lebensweg.

Ohne Ehrlichkeit gibt es keinen (Selbst-) Respekt, keinen inneren Frieden, keine Verbindung mit Gott.

Denn: wir alle lügen — irgendwie, irgendwann, einer häufiger, ein anderer ganz selten. Die meisten von uns erzählen große und kleine Lügen — je nach spirituellem Bewusstsein und Zustand.

Große Lügen sind sehr bewusste, vorsätzliche Lügen. Dazu gehören Betrügereien, Untreue, falsche Aussagen und die großen Lügen sich selbst gegenüber. Zum Beispiel ein Alkoholiker, Drogenoder Esssüchtiger, der sich selbst erzählt, dass alles in Ordnung ist, während um ihn und in ihm die Welt zusammenbricht. Oder ein Mensch, der viele tausend Euro Schulden hat und dennoch weiter Kreditkarten benutzt und zwanghaft kauft, in der Hoffnung, dass er durch ein »Wunder« von seinem Problem erlöst wird. Manche Menschen, ja, ganze Regierungen und Organisationen, haben fast ihre gesamte Existenz auf Lügen aufgebaut und müssen immer härter arbeiten, um das Lügengerüst zusammenzuhalten. Aber, so heißt es in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, »... das Böse ist keine Macht. Es ist ein Verhöhnen der Stärke, das bald seine Schwäche verrät und fällt, um nie wieder aufzustehen.« (Seite 192:27)

Die kleinen Lügen sind oft trickreicher und schwerer zu durchschauen. Sie können sehr subtil sein, und dennoch können sie uns das Gefühl geben, von Gott getrennt zu sein. Ein paar 100 Euro unrechtmäßig als Nebenkosten in der Steuererklärung deklariert, ein vorgetäuschter Kopfschmerz, weil man keine Lust hat, einen Freund zu treffen, eine kleine Übertreibung, damit eine Geschichte spannender und dramatischer wird, ein falsches Kompliment aus Verlegenheit oder anderen nicht ganz ehrlichen Motiven heraus. Und dann gibt es die kleinen Lügen sich selbst gegenüber: aus falschen Motiven heraus handeln (zum Beispiel zu geben, weil man etwas zurückhaben möchte oder »konstruktiv kritisieren«). Zu behaupten »ich habe alles unter Kontrolle«, wenn man sich machtlos fühlt. »Nur dieses eine Mal noch«, wenn man sich bemüht eine schlechte Gewohnheit abzulegen.

Hier ist Selbstehrlichkeit gefragt und Beobachtung ist der Weg dorthin. Sicher, sich selbst beobachten ohne zu urteilen, das ist eine Kunst, auf die G. I. Gurdjieff, Lehrer des Vierten Weges, großen Wert legte. »Aha, hier habe ich Neid gespürt und negativ über die Person gedacht.« »Hier war ich ungerecht und ärgerlich und habe mich damit gerechtfertigt, dass ich gute Gründe für meinen Ärger hatte.« »Hier habe ich mich verletzt gefühlt, aber so getan, als mache es mir nichts aus. Im Stillen habe ich geschmollt und über Rache nachgedacht.« »Hier habe ich eine kleine Lüge erzählt.« Beobachten ohne zu verdammen. Das ist leichter gesagt als getan. Wenn Sie mir ähnlich sind, sind Sie selbst Ihr größter Kritiker. Aber wenn es gelingt, nicht so hart mit uns selbst ins Gericht zu gehen, wenn wir eine Unehrlichkeit entdecken, dann ist es einfacher, anderen zu vergeben.

Die Ehrlichkeit anderer Menschen können wir nicht kontrollieren, wohl aber unsere eigene.

Und Vergebung ist so wichtig. Doch um uns selbst zu vergeben, müssen wir uns selbst abverlangen, jeden Tag von neuem ehrliche Anstrengungen zu unternehmen, in größtmöglicher Ehrlichkeit zu leben und Unehrlichkeit aufzudecken. Die Ehrlichkeit anderer Menschen können wir nicht kontrollieren, wohl aber unsere eigene und unsere Reaktion auf das ehrliche (oder eben unehrliche) Verhalten anderer.

Vor einiger Zeit belog mich jemand auf unschöne Weise. Ich wusste, dass diese Person eine Lüge spann, konnte es aber nicht beweisen, und sie gab es nicht zu. Die Situation verursachte große Unsicherheit und Unfrieden in mir. Ich betete mit verschiedenen Gedanken, zum Beispiel, dass Gott allmächtig ist und Ehrlichkeit ein Prinzip Gottes ist. Unehrlichkeit hat daher keine Basis und Realität und muss ans Licht kommen, um zerstört zu werden. Aber zunächst half nichts und es ging mir immer schlechter. Doch dann kam mir eine Idee, die die Wahrheit zutage bringen würde. Nach einer Zeit des Gebets unternahm ich den Schritt und die Person war gezwungen, die Wahrheit zu erzählen. Es steckte weniger dahinter als befürchtet, aber dennoch fühlte ich mich sehr verletzt. »Du musst vergeben«, war einer der ersten Sätze einer Freundin, mit der ich darüber sprach. Wieder betete ich, dieses Mal mit dem Gedanken, dass die betroffene Person Gottes vollkommenes Ebenbild ist und Lügen nicht Teil ihrer Identität ist. Eine Zeitlang gelang es mir nicht, wirklich zu vergeben, ich konzentrierte mich auf die Lüge, die Verletztheit und die Furcht, wieder belogen zu werden. Die betroffene Person litt sehr und bat mich immer wieder um Vergebung. Schließlich hörte ich einen für mich sehr bedeutsamen Satz: »Menschen machen Fehler.« Das ließ mich aufhorchen und auf einmal spürte ich einen großen Frieden und eine neue Demut. Wer war ich denn, so hart zu urteilen!? Wir sind Menschen. Wir leben auf dieser Ebene und solange wir das tun, wer den wir mit Lügen konfrontiert sein, mehr oder weniger bewusst. Je mehr wir jedoch spirituell wachsen, desto weniger wollen und können wir Lügen und Unwahrheiten erzählen und desto mehr drücken wir Gottes Prinzip Wahrheit aus. Und haben somit einen tiefgreifenden Effekt auf die Menschen um uns herum.

Die Beziehung mit jener Person wurde wiederhergestellt und rückte auf eine neue Ebene der Ehrlichkeit.

Solange wir daran arbeiten,
mit Liebe, Respekt und Vergebung
die Lügen in uns und,
wenn angemessen,
auch in anderen aufzudecken,
wachsen wir und helfen,
die Welt zu einem
ehrlicheren Ort zu machen.

»Die Christen müssen zu Hause und in der Ferne die Waffen gegen den Irrtum erheben. Sie müssen mit der Sünde in sich und in anderen ringen und diesen Kampf fortsetzen, bis sie ihren Lauf vollendet haben. Wenn sie Glauben halten, wird ihnen die Freudenkrone gehören.« (Mary Baker Eddy, Wissenschaft und Gesundheit, Seite 29:1)

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