Die Arbeit als Chefsekretärin, die mir gerade angeboten worden war, gab mir beachtliche Verantwortung. Ich war begeistert. Nachdem ich einen Monat mit der Sekretärin gearbeitet hatte, die die Stelle aufgab, war ich sicher, dass Gott mich tatsächlich an den idealen Platz geführt hatte (vorausgesetzt, alle Gesichtspunkte der Arbeit passten zu mir).
Zwei Tage vor Beendigung meiner vierwöchigen Probezeit traf sich die Geschäftsführung mit mir, um mir die Aufnahme in der Firma zu bestätigen und mir gleichzeitig die. versteckten verwaltungstechnischen Punkte meiner Arbeit mitzuteilen, die verborgene soziale und finanzielle Aspekte betrafen. So wurde ich über mein offizielles Gehalt und mein inoffizielles Gehalt (das nicht versteuert werden sollte) aufgeklärt! Ich drückte mein Erstaunen darüber aus, dies zwei Tage vor Beendigung meiner Probezeit zu erfahren, aber die neuen Aufgaben gefielen mir und so sagte ich, dass ich am nächsten Tag auf das Angebot antworten würde.
Ich wurde über mein offizielles Gehalt und mein inoffizielles Gehalt (das nicht versteuert werden sollte) aufgeklärt!
Was sollte ich tun? Hatte Gott mich in so eine Lage gebracht? Ich musste erst darüber nachdenken und beten. Ich war in einem Gewissenskonflikt. Ich musste den Job behalten, denn ich war alleinerziehend. Auf der anderen Seite hatte ich vor kurzem Christian Science kennen gelernt und das hatte in mir die Notwendigkeit geweckt, ein moralisch einwandfreies Leben zu führen. Unehrlichkeit im Hinblick auf menschliche Paragrafen spiegelt nicht die Regierung Gottes wider, die in allem wahr und eindeutig ist. Ich hatte durch Christian Science ein starkes Bedürfnis entwickelt, in Einklang mit meiner wahren geistigen Identität zu leben, der reinem und rechtschaffenen Widerspiegelung Gottes. Im Vorwortzu Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mary Baker Eddy: »Um die Höhen von Christian Science zu erreichen, muss der Mensch im Gehorsam gegen ihr göttliches Prinzip leben.« (viii:3-5) Eins war mir klar: Den Prinzipien der göttlichen Gesetze gemäß zu leben beinhaltete auch, die menschlichen Paragrafen zu respektieren. An diesem Abend verbrachte ich viel Zeit im Gebet und ich sah, dass es mir am wichtigsten war, dem göttlichen Prinzip gehorsam zu sein. Ich wollte Rechtschaffenheit und Ehrlichkeit zum Ausdruck bringen und so entschied ich mich dazu, dem Direktor mitzuteilen, dass ich den Posten unter der Bedingung annehmen würde, vollkommene Freiheit zu haben, um die Lage der Firma in Ordnung zu bringen.
Unehrlichkeit im Hinblick auf menschliche Paragrafen spiegelt nicht die Regierung Gottes wider, die in allem wahr und eindeutig ist.
Am nächsten Morgen fand das Treffen mit meinem Direktor statt. Ich bekräftigte meinen Wunsch, die Stelle zu behalten, die so gut zu mir passte. Ich sagte aber auch, ich könnte nur unter der Bedingung bleiben, dass er damit einverstanden ist, bestimmte Dinge, die er gestern mir gegenüber erwähnt hatte, in Einklang mit dem Gesetz zu bringen. Er erwiderte, er sei der Chef dieser Firma und das Lohnsystem bestehe schon seit langem und zwar in Abstimmung mit bestimmten Kunden und den Angestellten. Die Angestellte, die den Posten aufgab, hatte viele Jahre zu diesen Bedingungen gearbeitet. Während der Besprechung fuhr ich fort, Gott um Hilfe zu bitten. Ich war sehr bemüht, meinen Job nicht zu verlieren, aber gleichzeitig war mir klar, dass ich nicht auf illegale Art und Weise arbeiten konnte. Auf seine Nachfrage hin erklärte ich dem Direktor die Gründe für meine Haltung. Ich sagte ihm, obwohl ich die Aufgaben gern annehmen würde, wollte ich doch innerhalb der gesetzlichen und finanziellen Gesetzgebung arbeiten. Ich wollte nicht Teil einer Gesetzesverletzung sein. Das würde meiner moralischen und religiösen Überzeugung widersprechen. Es war einen Augenblick still, einen sehr langen Augenblick. Dann sagte er mir, dass diese Einstellung die Kosten der Firma immens in die Höhe treiben würde und so die Firma in Gefahr bringen könnte. Ich erwiderte, für mich sei es vorrangig in Einklang mit dem Gesetz zu leben und die Gefahr für die Firma ginge eher davon aus, dass eine Steuerprüfung die illegalen Praktiken aufdeckt.
Während dieser Diskussion spürte ich, wie ich am ganzen Leib zitterte, aber ich blieb standhaft und zuversichtlich. Ich dachte beständig an folgende geistige Wahrheiten: Gott ist Liebe — deshalb lässt er mich in dieser Situation nicht im Stich. Gott ist Licht — Er erleuchtet meinen Arbeitgeber und mich, damit wir das Richtige tun. Gott ist Wahrheit — keine schlechte Lage kann zwischen den Kindern Gottes entstehen, die wir in Wirklichkeit sind. Ruhig ging die Unterhaltung weiter. Schließlich hörte ich, dass mein Arbeitgeber fragte, wie ich vorgehen würde, wenn er meinen Standpunkt akzeptierte. Wir hatten eine neue Diskussionsebene erreicht. Während ich innerlich der göttlichen Liebe, dem Gesetz des Guten dankte, das allgegenwärtig und allmächtig ist und uns alle führt, erklärte ich, wie ich dieses Projekt angehen wollte. Nach einer kurzen Verhandlung trafen wir eine Abmachung über die Zeit, die notwendig war, um dieses Projekt umzusetzen. Daraufhin sagte ich meinem Chef, dass ich, da ich noch nicht auf der Liste der Angestellten stand, gleich selbst damit anfangen wollte, auf einer gesetzlichen Grundlage bezahlt zu werden. Er nahm dies Angebot an. Es stand für mich nicht mehr zur Debatte, ein versteuertes und ein unversteuertes Einkommen zu erhalten. Ich war voller Dankbarkeit, weil Gott mir den Mut gegeben hatte, zu meiner Überzeugung zu stehen und ich war sicher, dass dieser neue Weg der Firma sich als Segen für alle Beteiligten erweisen würde.
Während dieser Diskussion spürte ich, wie ich am ganzen Leib zitterte, aber ich blieb standhaft und zuversichtlich.
In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mary Baker Eddy: »Ehrlichkeit ist geistige Kraft. Unehrlichkeit ist menschliche Schwäche, die die göttliche Hilfe verwirkt.« (S.453:16-18) Während all der Jahre, die ich für diese Firma gearbeitet habe, hat sich die Wahrheit dieser Aussage bewiesen. Der Direktor hatte volles Vertrauen zu mir und mir überließ mir alle verwaltungstechnischen Aufgaben sowie noch viele weitere. Ich hatte hervorragende Beziehungen zu allen, zur Geschäftsführung, den Angestellten und den Kunden, die auf Integrität, Genauigkeit und Ehrlichkeit beruhten. Es war kein Geheimnis, dass ich mich bei der Lösung der schwierigen Probleme, die bei meiner Arbeit entstehen konnten, auf Gebet verließ, und ich sprach mit allen, die mehr wissen wollten, offen über meinen Glauben. Meine Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift in meiner Schreibtischschublade wurden zunächst einmal belächelt, aber gleichzeitig mit Respekt betrachtet. Sätze aus diesen Büchern, die ich bei meiner morgendlichen geistigen Arbeit aufschrieb und sichtbar auf meinem Tisch liegen ließ, wurden von meinen Kollegen kommentiert, aber immer auf freundliche Art und Weise. Ich hatte die Gelegenheit, vielen von ihnen zuzuhören und einer Reihe von ihnen zu helfen und ich gab inhen einen Herold oder das Buch Wissenschaft und Gesundheit. Einige von ihnen studieren heute noch Christian Science.
Ich war voller Dankbarkeit, weil Gott mir den Mut gegeben hatte, zu meiner Überzeugung zu stehen und ich war sicher, dass dieser neue Weg der Firma sich als Segen für alle Beteiligten erweisen würde.
Ungefähr acht Jahre, nachdem ich in der Firma angefangen hatte, wurden wir informiert, dass zwei Finanz- und Gehaltsbuchprüfungen stattfinden würden. Die Geschäftsführung und ich erwarteten ruhig das Ende dieser Kontrollen, die sich über mehrere Monate hinzogen. Eine Buchprüfung ist nie eine einfache Sache, aber ich wusste, dass es außer ein paar Fehlern, die ich unabsichtlich gemacht haben könnte, keine vorsätzlichen Verstöße gegen das Gesetz gab. Das war meine Stärke. Diese Stärke basierte auf dem göttlichen Gesetz, dem ich in meinem persönlichen Leben und am Arbeitsplatz zu folgen suchte. Ich beantwortete alle Fragen der Prüfer und brachte alle Dokumente bei, nach denen gefragt wurde, obwohl die Buchprüfer oft tagelang mein Büro besetzten. Ein Vertrauensklima wurde aufgebaut und alles lief sehr gut. Keine unangenehmen Konsequenzen störten die intensive Aktivität der Firma, die für 100 Menschen Arbeitsplätze bot. Einer der Buchprüfer bat mich um ein persönliches Treffen, bevor er die Firma wieder verließ. Legalerweise konnte die Buchprüfung nur die vergangenen fünf Jahre abdecken, aber ich glaube, er hatte Zweifel an der Legalität vor dieser Zeit. Er fragte mich sehr direkt, ob die Bücher der Firma immer auf die gegenwärtige Art und Weise geführt worden sind. Er sah mir dabei tief in die Augen. Ich betete zu Gott, um mich führen zu lassen. Ich hörte mich antworten, dass ich nur darüber Auskunft geben konnte, wie ich gearbeitet hatte und dass es mein Anliegen gewesen war und immer noch mein Anliegen ist, mit der größtmöglichen Ehrlichkeit und Integrität in Bezug auf alle Beteiligten zu handeln. Er sagte, davon sei er überzeugt und deshalb hatte er davon abgesehen seine Vorgesetzten zu bitten, die Regelungen für eine Anordnung der Überprüfung der früheren Kontenführung in Kraft zu setzen. Das bestätigte mir, dass meine Einstellung zu Gott und den rechtschaffenen Menschen uns alle gesegnet hatte.
Dies waren wertvolle Jahre in meiner Anwendung von Christian Science. Ich empfand Freude an dem geistigen Studium und die Bereitschaft, mich fest auf das göttliche Prinzip zu verlassen. Dieses Studium betreibe ich auch heute noch. Ich hatte viele Gelegenheiten, eine Bestätigung dieser Worte von Mary Baker Eddy zu erleben: »Die Treue findet ihren Lohn und ihre Stärke im erhabenen Ziel. Suchen allein genügt nicht, um zu Erfolgen in der Wissenschaft zu kommen: Du musst ringen; und der Preis des Kampfes wird durch Ehrlichkeit und Demut gewonnen.« (Vermischte Schriften S.341:11)