Herold: »Bleibe fromm und halte dich recht; denn einem solchen wird es zuletzt gut gehen.« (Psalm 37:37) Wenn man sich umsieht, was alles in der Welt geschieht, fällt es einem manchmal schwer, diese Worte Davids zu akzeptieren, die dem »Aufrechten« eine gute Zukunft und Erfolg versprechen. Aber Davids Worte sind keine Frage, sondern eine Prophezeiung aufgrund seiner eigenen Erfahrung. Glauben Sie, dass diese Aussage immer noch von Bedeutung ist?
Bot: Auf jeden Fall. Die Auswirkungen habe ich in meinem Berufsleben erfahren. Jedes Mal, wenn ich in einer schwierigen Situation war, fand ich Unterstützung in Beispielen aus der Bibel. Dort werden oft Menschen beschrieben, die in eine Lage gerieten, die ungerecht oder unmoralisch war, die aber nicht von ihrer Bindung an Gott, an Wahrheit, abwichen und dadurch gesegnet wurden. So wie Daniel, der sich mit seinem schnellen Aufstieg in der babylonischen Gesellschaft den Hass der neidischen Statthalter zuzog. Er weigerte sich, Kompromisse in seinem Denken einzugehen und fand sich in der Löwengrube wieder. Aber seine Liebe zu Gott und die Überzeugung seiner Unschuld schützten ihn voll und ganz und brachten ihm noch größeren Respekt des Königs ein. Die Bibel zieht die Schlussfolgerung:»Daniel hatte große Macht ...« (Daniel, Kap.6).
Jedes Mal, wenn ich in einer schwierigen Situation war, fand ich Unterstützung in Beispielen aus der Bibel.
Auf die gleiche Weise handelte Joseph, den seine eifersüchtigen Brüder als Sklave verkauft hatten, als er die Annäherungsversuche der Frau seines Herrn Potifar mit den Worten ablehnte: »Wie sollte ich denn nun ein solch großes Übel tun und gegen Gott sündigen?« Dies endete mit einer falschen Anschuldigung und mit seiner Gefangenschaft, aber seine Rechtschaffenheit führte ihn dazu, Gouverneur über ganz Ägypten zu werden und dadurch das Land und seine Familie vor dem Verhungern zu retten. (1. Mose, Kap. 37 ff.)
Ein Gedanke hat mir oft geholfen: wir werden alle von dem gleichen Prinzip regiert, von der Goldenen Regel.
Herold: In angespannten Wettbewerbssituationen, in denen man Verträge unter dem Druck von Konkurrenten abschliessen muss, können unehrliche Praktiken entstehen.
Bot: Ja. In einer zentralen Einkaufsabteilung genau so wie überall. Es kann zu Diebstahl kommen oder zu illegalen Absprachen zwischen den Lieferanten, die wir empfohlen haben, und den Kunden, oder zu Betrug, der die Frische oder das Gewicht der Waren betrifft usw. Meine Aufgabe im Zentralbüro war es, alle Märkte zu kontrollieren und sicherzustellen, dass sich alle an die Regeln hielten und niemand betrogen wurde, weder der Kunde, noch der Lieferant, noch das zentrale Einkaufsbüro selbst.
Ein Gedanke hat mir oft geholfen: wir werden alle von dem gleichen Prinzip regiert, von der Goldenen Regel, die Jesus uns gab: »Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.« (Matt. 7:12) Durch diese Regel sehen wir unsere Handlungen aus einer anderen Sicht und beziehen die Menschen um uns herum mit ein. Sie hilft uns, weniger selbstbezogen zu sein, dafür mehr auf die Bedürfnisse anderer zu achten.
Auch wenn ich die Regel nicht laut aussprach, versuchte ich doch, ihren Sinn bei unseren Treffen mit anderen Abteilungen zu vermitteln. Der gute Ruf einer Firma hängt sicher nicht nur von ihrer Finanzkraft ab. Er hängt zu einem großen Teil von der Dienstleistung ab, die den Kunden geboten wird und unter anderem von der Verlässlichkeit bei den Lieferungen der Firma, also von Gesichtspunkten, die nicht auf dem Vertragspapier sichtbar werden, aber deren Wert von den Kunden empfunden wird. Bei den Arbeitsprogrammen, die wir sorgfältig ausführten, wurde jeder ermutigt, sich auch für die anderen Tätigkeiten in der Gruppe zu interessieren und die Wünsche der Angestellten in anderen Abteilungen mit zu berücksichtigen. Indem wir die Beteiligung der Lieferanten auf der einen und der Kunden auf der anderen Seite stärkten, wurde ein erfolgreiches und effektives Arbeitsklima entwickelt. Die Goldene Regel tat ihren Dienst ... und Ermüdungserscheinungen, Diebstahl, schlampige Arbeit traten nicht mehr auf!
Ich beteuerte, dass alle Beteiligten an dieser Geschichte in Wahrheit Gottes Kinder waren und nur göttliche Eigenschaften wie Reinheit und Ehrlichkeit ausdrücken konnten.
Herold: Erinnern Sie sich an ein bestimmtes moralisches Problem, mit dem Sie es zu tun hatten?
Bot: Ich erinnere mich daran, dass ich eines Tages zusammen mit einem meiner Einkäufer ins Büro des Geschäftsführers gerufen wurde. Er wurde von einer Firma beschuldigt, von einem Fleischlieferanten Geld bekommen zu haben. Das war eine sehr schwere Anschuldigung. Ich kannte den Direktor der Firma, die die Anschuldigung erhob. Er würde auch bei dem Treffen dabei sein und er war ein sehr ehrlicher Mensch, der eine solche Anschuldigung nicht ohne Grund erheben würde. Auf der anderen Seite hatte ich keinen Grund, meinem Einkäufer zu misstrauen. Es schien, dass dieser Direktor die falsche Anschuldigung von einem konkurrierenden Großhändler zugespielt bekommen hatte, der uns feindlich gesinnt war. Auch dieser Großhändler sollte anwesend sein.
Während wir vor der Tür warteten, fing ich an zu beten. Ich beteuerte, dass alle Beteiligten an dieser Geschichte in Wahrheit Gottes Kinder waren und nur göttliche Eigenschaften wie Reinheit und Ehrlichkeit ausdrücken konnten. Ein Satz aus Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy fiel mir ein: »Ehrlichkeit ist geistige Kraft.« (S. 453)
Dies machte mir bewusst: Wenn wir uns ohne Argumente und Selbstrechtfertigung direkt und vollständig an Gott wenden, konnte nichts die Wahrheit daran hindern, in Erscheinung zu treten. Keiner von uns konnte durch eine falsche Aussage manipuliert werden. Ein anderes Zitat aus Wissenschaft und Gesundheit, das mir in den Sinn kam, gab mir die Sicherheit, dass nur der eine einzige Gott die Situation wie auch die Rechtschaffenheit regierte: »Der eine unendliche Gott, das Gute, vereint Menschen und Völker, schafft Brüderlichkeit unter den Menschen, beendet Kriege ...« (S. 340). Hier endete mein Gebet, denn jetzt wurden wir hereingebeten.
Die Moral der Bibel ist immer noch bedeutsam.
Wir waren sehr überrascht, als wir erfuhren, dass die Angelegenheit schon beigelegt war: Der Direktor der Firma, der die Anschuldigungen erhoben hatte, erklärte uns, dass er gerade erkannt hatte, dass man ihn betrogen hatte. Unser Einkäufer und das Zentralbüro waren entlastet und es war vorbei!
Als ich den Raum verließ, konnte ich nicht umhin, eine Verbindung zu der Geschichte Daniels zu sehen. Ich musste dem Einkäufer einfach die Geschichte von diesem Mann erzählen, der in die Löwengrube geworfen wurde, weil man ihn fälschlicherweise beschuldigt hatte, an dem aber keine Verletzung gefunden werden konnte, weil er auf Gott vertraut hatte.
Herold: Um es noch einmal zusammenzufassen: Spielt Ehrlichkeit in der Geschäftswelt von heute eine Rolle?
Bot: Ja, auf alle Fälle. In all diesen Jahren bekam ich Beweise, dass Rechtschaffenheit Erfolg nicht behindert, eher im Gegenteil. Wenn ich an diese Erfahrungen zurückdenke, bin ich davon überzeugt, dass Ehrlichkeit eine Kraft ist und einen Platz höchster Wichtigkeit im Geschäftsleben innehat. Die Moral der Bibel ist immer noch bedeutsam. Sie ist noch dazu — so wie die Goldene Regel — sehr einfach! Es zählt die Bemühung jedes Einzelnen, dieser Moral zu folgen, und jeder trägt dazu bei (und wenn auch nur ein bisschen), die Korruption in der Welt auszurotten.