Da sprach der Herr zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? 1st's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. (1. Mose 4:6,7)
»Kain beneidet Abel um Gott und dessen Segen. ... Wo ein Mensch wie Kain es nicht ertragen kann, dass ein anderer mehr besitzt als er selbst, wird er vom Neid wie von einem verzehrenden Feuer gepackt. ... Außer vom Neid wird Kain auch noch vom Zorn beherrscht. Die innere Glut der Leidenschaft äußerte sich im Senken des Blickes, der Gebärde grollenden Brütens. Mit gesenktem kopf, das heißt zornig, aber auch mit grübelndem Trübsinn, ging er seines Weges. Noch aber ist Kain nicht der Sünde verfallen. Er hört Gottes fragende, warnende und erklärende Stimme: Nicht wahr, wenn du gut handelst, ist Erheben; und wenn du nicht gut handelst, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir steht ihr Gieren. ...
Das Erheben [des Blickes] deutet Cassuto [ein jüdischer Ausleger] mit Aufsehen ohne Scham und Scheu. Es ist das Gegenteil vom Hängenlassen des Kopfes. Die Sünde ist für ihn eine Art Löwe. Das Lauern übersetzt er mit lagern die Sünde will die Herrschaft behalten, sie kauert wie ein Löwe am Boden, und zwar vor der Tür, durch die der, der zu leben wünscht, ständig zu gehen hat. Der Text besagt demnach: Nicht wahr, Kain, du hast keinen Anlass, den Kopf hängen zu lassen. Tue Gutes, und du wirst fest auf deinen Füßen stehen in aufrechter Haltung. Doch wenn du dich weigerst, Gutes zu tun, und dich für die Sünde entscheidest, dann wird die Sünde zu einem lagernden Löwen. Sie will dich niederringen, so dass alles an dir Sünde wird. Doch noch bist du der Macht der Sünde nicht ausgeliefert, und wenn du nur das Verlangen danach hast, kannst du ihr widerstehen und sie über wältigen. Du bist frei von ihrem Einfluss. Du bist der Herr der Sünde. Diese Auslegung entspricht sowohl der Mahnung: Widerstehet der Sünde, so flieht sie von euch (Jak 4,7) als auch dem Wort aus dem Brief des Apostel Petrus: Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender (= fresshungriger) Löwe und sucht, welchen er verschlinge. Dem leistet Widerstand in Glaubensfestigkeit (1Petr 5, 89), (WStB)
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