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Kindliches Vertrauen

Angenommen, Sie sind eine junge Mutter, die die Belange von Kindern, Ehepartner und Haushalt managt. Und plötzlich ist da dieser eindeutige Anstoß, in eine brandneue Karriere einzusteigen. Der Haken daran ist, dass sich da nicht etwa der Ehrgeiz meldet; es ist auch nicht der Ansporn wohlmeinender Freunde oder Familienmitglieder, die sehen wollen, dass man Fortschritt macht; vielmehr ist es ein geistiger Impuls, den man nicht ignorieren kann. Was tun?

Aus der Mai 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn man Jill Gooding heißt, beharrt man auf seinem Standpunkt und tut sein Bestes, nicht nachzugeben. »Zuerst schien es ganz logisch, dieser Aufforderung zu widersprechen«, sagt die jetzige aus Ost Molesey (England) stammende Christian Science Praktikerin und Lehrerin. »Ich hatte kleine Kinder und dachte: Nein, nicht jetzt. Das passt jetzt einfach nicht.«

Doch sie lächelt auch ein bisschen, als sie sagt: Nicht jetzt. Das passt jetzt einfach nicht. Aber nicht, weil sie nun, nach über vierzig Jahren in der Praxis, zwanzig Jahren als Lehrerin und diverser Phasen im Christian Science Vortragsrat und im Vorstand der Mutterkirche, ihren anfänglichen Widerstand als einen aussichtslosen Versuch sieht, das Unaufhaltsame aufzuhalten. Vielmehr lächelt sie, weil sie bereits als junge Mutter aktiv daran mitwirkte, anderen zu helfen, und das in einer Zeit, in der die Praxis schier unmöglich schien. Das reicht zurück bis in ihre Collegezeit.

»Es war keine Vollzeitpraxis«, bemerkt sie, »aber ich wollte anderen schon immer gern helfen. Und die Leute wandten sich an mich um Hilfe oder wollten etwas mit mir besprechen. So war die Idee, es mir zur dauernden Aufgabe zu machen, Menschen durch Gebet zu helfen, so eine Art Bestärkung jener Zusage, die ich schon Jahre zuvor gegeben hatte, nämlich Dinge durchweg aus Gottes Perspektive zu sehen.«

Wenn man für Gott arbeiten will, wird Er einen nicht in eine Situation bringen, in der der Wunsch, Ihm zu dienen, im Widerspruch mit deinen anderen Verpflichtungen steht.

Mrs. Gooding war im wahrsten Sinne des Wortes schon in der Praxis, der Praxis nämlich, die geistige Realität von Gottes Schöpfung aus Seiner Sicht zu sehen. Und es dauerte gar nicht lange, dass diese Auffassung dazu führte, dass sie im Verzeichnis des Christian Science Journal als Praktikerin gelistet wurde. Mrs. Gooding machte Fortschritte – auch wenn dies ihren eigenen Worten zufolge »mit großem Widerstand« verbunden war.

Scheinbar war Vertrauen von Anfang an eine der grössten Lektionen, die Sie lernen mussten. Darauf zu vertrauen, dass Gott, der Ihnen die Richtung in die öffentliche Praxis wies, ebenfalls dafür sorgen würde, dass Sie diese Vereinbarung auch einhalten und ausfüllen könnten. Und das Vertrauen, dass er Ihnen zeigen würde, wie all die anderen Verpflichtungen bereits nahtlos mit der Praxis verflochten waren, damit hierdurch kein Konflikt entstehen konnte.

Genau dieser mögliche Konflikt beunruhigte mich. Als junge Mutter konnte ich mir einfach nicht vorstellen, wie die Praxis zusammen mit all meinen anderen Verpflichtungen funktionieren sollte. Ich fragte mich ständig, soll ich Ja dazu sagen, soll ich nicht? Aber wissen Sie, sobald ich einmal damit begonnen hatte, stellte sich heraus, dass es nie einen Widerspruch zwischen meinen familiären Verpflichtungen als Mutter und Ehefrau auf der einen und meiner Praxis auf der anderen Seite gegeben hatte.

Trotzdem erforderte es Mut, diesen Schritt zu gehen. Vertrauen sicherlich auch. Und wenn ich auf meinen Widerstand und meine Bedenken zurückschaue, denke ich im Nachhinein: Wie lächerlich. Wenn man für Gott arbeiten will, wird Er einen nicht in eine Situation bringen, in der der Wunsch, Ihm zu dienen, im Widerspruch mit deinen anderen Verpflichtungen steht. Eine Praxis zu haben, heißt nicht Entweder – Oder. Sie fördert das schon Bestehende in liebevoller Weise.

Wissen Sie, die Lektion, genügend Vertrauen zu haben, um in die Praxis zu gehen, war mir viele Jahre lang eine große Hilfe und hat mich daran erinnert, dass der Vater uns das gibt, was wir brauchen. Wir sind nicht allein und müssen die Dinge nicht ganz allein ausarbeiten. Wir sind bereits darauf vorbereitet. Liegt das nicht in der Natur liebender Eltern? Unsere Wünsche vorauszusehen? Dass sie uns das geben, was wir brauchen, bevor wir überhaupt selbst wissen, dass wir es brauchen?

Die Wahrheit, die ich über die heilende Kraft des Christus erkannt hatte, war schon anwesend, bevor die Anrufe eingingen, und jeder, der anrief, wurde schnell geheilt.

In der Praxis bekommt man keinen Fall übertragen, zu dem man nicht schon eine Antwort parat hat. In der Bibel heißt es: »... ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.« (Jes 65:24) Dies ist das Versprechen, das Gott uns gegeben hat. Er ist Allwissenheit und wenn wir Ihn für uns allwissend sein lassen, wenn wir einfach darauf vertrauen, dass Er unendliches Gemüt ist, dann werden wir merken, dass wir alles wissen, was auch immer ein uns anvertrauter Patient braucht.

Es ist nicht so, dass man einen Anruf bekommt und denkt: »Oh, du meine Güte, ich muss schleunigst ein paar passende Stellen wegen diesem und jenem nachschlagen.« Ich habe schon so oft festgestellt, dass ich einen Aspekt von Gott sehr klar verstanden hatte und genau zu diesem Thema jemand anrief.

Als ich anfangs als Praktikerin inserierte, war ich Hausfrau mit zwei kleinen Kindern. Niemand außerhalb meiner näheren Umgebung kannte mich wirklich. Doch eines Abends spürte ich sehr klar den Impuls, mich mit dem Begriff »Welt« auseinanderzusetzen und darüber zu beten. An diesem Abend und dem darauffolgenden Morgen suchte ich Stellen zu diesem Wort aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift heraus. (Es gibt fast 250 Stellen, in denen das Wort »Welt« in der Bibel vorkommt und an die 100 im Lehrbuch.)

Während ich las und studierte, staunte ich mehr und mehr über die Macht dieser Wissenschaft des Christus und was sie in der Welt ausrichten konnte. Nicht nur bei mir zu Hause oder in meiner näheren Umgebung, sondern in der Welt. Diese Wahrheit, die Christus Jesus demonstrierte und die Mary Baker Eddy entdeckte, ist etwas für die ganze Welt und sie heilt die Welt! Ich konnte förmlich spüren, wie sich mein Horizont mental, spirituell und sichtbar in einer ganz neuen Weise erweiterte.

Noch am gleichen Vormittag erhielt ich vier Anrufe mit der Bitte um Christian Science Behandlung aus vier verschiedenen Winkeln der Erde – aus Südamerika, Australien, dem Nahen Osten und aus Kanada. Von Leuten, die ich überhaupt nicht kannte! Die Wahrheit, die ich über die heilende Kraft des Christus erkannt hatte und die alle an jedem Ort der Erde einschließt, war schon anwesend, bevor die Anrufe eingingen und jeder, der anrief, wurde schnell geheilt. Das war eine unschätzbare Lektion für mich, da sie mir klarmachte, dass unsere Erfahrung im gleichen Maß erweiterungsfähig ist wie unser Denken und dass wir das als Erfahrung erleben, was wir sind und was wir bereits in unserem Denken bewegen. Diese Anrufe bekam ich nur deshalb, weil Gott mich auf sie vorbereitet hatte.

Es beeindruckt, wie Sie ganz klar zwischen Ihrer Rolle und Gottes Rolle unterscheiden. Als Praktikerin hatten Sie sicher Ihren Teil der Aufgabe übernommen. Und doch scheint es, als ob ein grosser Teil Ihrer Rolle einfach darin bestand, Zeuge der göttlichen Aktivität zu sein – zu erkennen, was die Wissenschaft des Christus für die Welt tut.

Ich denke sehr gern über die Tatsache nach, dass es in Wirklichkeit weder Praktiker noch Patienten gibt. Es gibt einfach Gott und seine Idee. Der Praktiker bringt also nicht das Licht ins Zimmer, um es einmal so auszudrücken. Der Praktiker zeigt dem anderen lediglich, wie man das Licht anschaltet und danach ist es das Licht, das heilt. Jesus sagte: »Ihr ... werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.« (Joh 8:32) Es ist die Wahrheit, die frei macht – nicht Sie oder ich oder sonst jemand. Unsere Aufgabe ist es, einfach die Wahrheit zu kennen und der Wahrheit zu vertrauen.

Ich finde das Beispiel eines Films sehr hilfreich, der auf eine Leinwand projiziert wird. Wir sind derart daran gewöhnt, diese Bilder anzuschauen – eine Verfolgungsjagd oder einen Schusswechsel, was eben gezeigt wird – und daraufhin zu denken, dass es das ist, was gerade in Wirklichkeit passiert. Aber alles, was wirklich vorhanden ist, ist die Leinwand, nichts als die bloße Leinwand. Was so aussieht wie ein Film, sind nur auf die Leinwand projizierte Bilder. Sie sind nicht Teil der Leinwand. Und es ist nicht unsere Aufgabe, die Leinwand sauber zu machen. Wir brauchen nicht einmal zu versuchen die Bilder darauf zu entfernen, weil sie sich niemals wirklich vermischt haben. Wir müssen uns bloß ganz klar darüber sein, was wirklich da ist.

Was wir letztlich tun, wenn wir die Wahrheit verstehen, ist Folgendes: Wir erkennen das Vorhandensein der Leinwand an, nicht das der Kinobilder, die darüber hinweg flimmern. Und genauso ist es in unserem täglichen Leben. Es spielt keine Rolle, welche Parade von Bildern an uns vorübermarschiert, Bilder von Krankheit, Sünde, Katastrophen, Armut oder Dutzende andere. Unsere Aufgabe ist es, gerade dort die Anwesenheit des Christus wahrzunehmen, genau da die Liebe Gottes zu sehen. Zeuge zu sein für die absolute Reinheit und Vollkommenheit Gottes.

Wie machen wir das?

Stellen Sie sich vor, wie es wäre, im Mittelpunkt der Sonne zu stehen und von dort aus hinauszuschauen. Was würden Sie sehen? Sie würden ausschließlich Licht sehen, nicht wahr? Nun stellen Sie sich in den Mittelpunkt Gottes und schauen sich um. Was sehen Sie? Sie sehen ausschlißlich Gott, nur Gutes.

Zu sehen, wie Gott sieht, bedeutet, wirklich mit unserer Einheit mit Gott zu beginnen, zu wissen, dass wir direkt im Herzen Gottes sind und von dort aus mit Gott hinausschauen. Wir können uns dann fragen: Was sieht Gott gerade mitten in diesen Schwierigkeiten, dieser Katastrophe, diesem Unglück? Wir befinden uns nicht außerhalb von Gott und schauen zu Ihm hoch. Wir sind eins mit Gott und sehen mit Ihm von dort aus hinaus.

Ein sehr offensichtliches Beispiel von der Kraft, so zu sehen, wie Gott sieht, erlebte ich, als mich der Anruf einer ganz verzweifelten Mutter erreichte. Ihre kleine Tochter wurde seit 24 Stunden vermisst und schien spurlos verschwunden zu sein. Nachdem ich mit ihr über die Liebe als immer anwesend und allmächtig gesprochen hatte und ihr versicherte, dass ihre geliebte Tochter sich niemals außerhalb dieser Fürsorge befinden konnte, legte ich auf und wandte mich mit ganzem Herzen Gott zu, um zu verstehen, was Er gerade sah.

So zu sehen, wie Gott sieht, bedeutet nicht, zu versuchen, Gott zu erreichen, als ob wir irgendwie aus Ihm herausgefallen wären.

Das Bild war trostlos und sehr herausfordernd. Doch ich fragte mich: Akzeptierte Gott, dass eine Seiner geliebten Ideen in Gefahr war oder außerhalb Seiner liebevollen Obhut? Nein. Und als ich Gott fragte, was Er in diesem Moment sah, umgab mich ein greifbares Gefühl von Liebe und Frieden und ich teilte im wahrsten Sinne des Wortes Gottes Sicht auf Sein eigenes wunderschönes, sicheres, geordnetes Universum. Es ist angefüllt mit Seinen Ideen, die von Ihm regiert und geführt werden und alle Seine Anordnungen gehorsam befolgen. Eine Textstelle aus Wissenschaft und Gesundheit fiel mir plötzlich dazu ein: »Es gibt nur einen Schöpfer und nur eine Schöpfung. Diese Schöpfung besteht in der Entfaltung geistiger Ideen und deren Identitäten, die vom unendlichen Gemüt umfasst und für immer widergespiegelt werden.« (Wissenschaft und Gesundheit, Seite 502-503) Einen Moment lang erfasste ich, was es heißt, vom »unendlichen Gemüt umfasst« zu sein und ich sah alle Ideen in dieser göttlichen Umarmung. Und ich wusste, das ist es, was wahr ist. Kurz danach rief die Polizei an und teilte uns mit, dass sie das Kind auf eine überaus unerwartete und unkonventionelle Weise gefunden hatten und das Mädchen in Sicherheit war.

Also, so zu sehen, wie Gott sieht, bedeutet nicht, zu versuchen, Gott zu erreichen, als ob wir irgendwie aus Ihm herausgefallen wären. »Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder«, sagt die Bibel (1. Joh 3:2). Das ist in der Gegenwart geschrieben. Da steht nicht, dass wir die Kinder Gottes sein werden, wenn wir ein bisschen mehr in der Bibel studieren oder ein bisschen mehr in Wissenschaft und Gesundheit lesen würden. Wir sind in diesem Moment die vollständigen Söhne und Töchter Gottes. Wir sind eins mit Gott, in diesem Moment.

Wissen Sie, Mary Baker Eddy hat diese Wissenschaft des Christus nicht die »Wissenschaft des Werdens« genannt. Sie nannte sie die »Wissenschaft des Seins«. Und als Gott mit Mose redete, sprach er von sich selbst als »Ich bin.« Nicht »Ich werde sein«, sondern ICH BIN. (2. Mose 3:14, nach der englischen Bibel) Es geht alles um das Jetzt, um Gottes ewiges Jetzt.

Und das ist in Wirklichkeit die Basis für effektives Gebet, nicht wahr? Unsere Unsterblichkeit. Mrs. Eddy sagte: »Sie können niemals Geistigkeit beweisen, ehe Sie sich nicht selbst als unsterblich erklären und verstehen, dass Sie es sind.« (Die Erste Kirche Christi Wissenschaftler und Verschiedenes, Seite: 242:3-5) So ist die Tatsache, dass wir in Wirklichkeit nie geboren wurden, nie in der Materie gelebt haben und nie aus der Materie »her aussterben« können, ganz grundlegend für unsere Christian Science Praxis. Die Tatsache, dass wir vollständig geistig, ewig und eins mit Gott sind, zeigt uns, dass wir im Jetzt genauso rein und vollkommen und glücklich und frei sind, wie wir es immer waren.

Nur wenn wir uns einreden lassen, dass wir in die Materie hineingeboren wurden, glauben wir letztendlich, dass wir unter den Annahmen und Ansprüchen und Problemen der Sterblichkeit leiden könnten. Aber wir wurden nicht in die Materie geboren. Wir sind so unsterblich wie eine Zahl. Und was kann man an einer Zahl festmachen? Kann man Krankheit an einer Zahl befestigen? Eben nicht. Man kann überhaupt keine falsche Auffassung an eine Zahl heften, weil sie abstrakt ist, unsterblich, weil sie ewig ist, unendlich. Wir müssen erkennen, dass dasselbe für uns gilt.

Kinder versuchen nicht, Liebe und Begeisterung zu fühlen. Sie spüren sie einfach. Wir sind die Kinder Gottes, nicht die Erwachsenen Gottes.

Folgendes finde ich oft hilfreich, wenn ein Problem in unserem Leben unlösbar erscheint: Fragen Sie sich: Hatte ich dieses Problem schon vor 500 Jahren? Natürlich nicht. Hatte ich es vor 100 Jahren? Nein, auch das nicht. Hatte ich es vor 50 Jahren oder vor 5? Hatte ich es vor 5 Minuten? Die Antwort ist immer Nein. Nein, ich hatte es nicht, weil ich heute genauso wie vor 500 Jahren unsterblich bin und ich werde es auch in 500 Jahren noch sein.

Mrs. Gooding, es gibt eine Sache, die ich schon lange bemerkenswert finde, wenn ich die Aufzeichnungen von Jesu Heilungen in der Bibel lese: Das ist die Unmittelbarkeit, die seine Arbeit durchdrang. »Und sogleich wurde er von seinem Aussatz rein.« »Und sein Knecht wurde gesund zu derselben Stunde.« (Mt 8:3,13) In Jesu Arbeit ging es stets darum, der Menschheit zu zeigen, dass wir nicht in der Materie leben, nicht in den Beschränkungen der Zeit, sondern in Gottes geistigem ewigem Jetzt. Kein Wunder, dass dieser Aspekt immer noch so wichtig ist beim Heilen.

Absolut. Ich erinnere mich an einen Rückflug aus Amerika nach England. Ich meinte, zu Hause vielen ungelösten Situationen entgegenzusehen, in meinem Privatleben wie auch in der Praxis, und ich konnte mir nicht vorstellen, wie eine Lösung aussehen könnte. Als wir uns dem Londoner Flughafen näherten, teilte uns der Pilot mit, dass wir in einer Warteschleife hingen und noch nicht landen könnten.

Zuerst dachte ich: Ach, wie ärgerlich! Doch dann begriff ich, dass es ein Hinweis war, den ich hören und dem ich widersprechen sollte. Mir wurde also eben mitgeteilt, dass mein Leben in einer Warteschleife hängt, dass mein Leben ein einziges Abwarten ist; dass ich ziellos umherirrte, ohne die Möglichkeit, Boden unter die Füße zu bekommen; dass kein Platz zum Landen vorhanden ist, kein Ziel, das man ansteuern kann; dass ich mich ständig im Kreis drehe und Zeit und Energie verschwende. Was für eine Lüge!

Ich begriff sofort, dass diese Ankündigung keine göttliche Botschaft war, weder an mich noch an irgendjemand anderen, weder für die Leute im Flugzeug noch unten auf der Erde. Im Gegenteil, Gott hat für jeden von uns eine eindeutige Bestimmung, eine Erkenntnis vorbereitet – im übertragenen Sinne eine Landemöglichkeit für jede richtige Idee. »O Verheißung und Erfüllung!« (Christian Science Liederbuch, Nr. 171), das war die Wahrheit, nicht bloß ein Versprechen. Gottes Arbeit war vollbracht, es gab keine offenen Enden, die man erst verbinden müsste, womöglich ohne Endergebnis. Ich sah deutlich die Unmittelbarkeit von Gottes Versorgung, ohne Wartezeiten, ohne Verspätungen, mit einem nützlichen Ergebnis.

Fast zeitgleich bekamen wir eine Landerlaubnis. Doch weit wichtiger war in den nächsten Wochen meine Entdeckung einer einfachen Wahrheit: dass es im göttlichen Leben, im Jetzt, kein zielloses Muster gab, sondern immer ein sofortiges, endgültiges, gutes Ergebnis. Und diese Erkenntnis führte zur Lösung mehrerer sehr verzwickter, ungelöster und bis dato ungeheilter Situationen.

Wissen Sie, was wir wirklich tun müssen, ist, uns selbst von den Windeln zu befreien, die uns weismachen wollen, dass wir uns in einem bestimmten Lebensabschnitt befinden, ob der Abschnitt nun mit dem Alter zu tun hat oder mit einem Problem, mit dem wir uns beschäftigen oder mit sonst etwas. Jesus war in Windeln gewickelt, als er in der Wiege lag. Und Lazarus war mit »Tüchern gebunden«, nachdem er offenbar gestorben war. Man könnte sagen, dass die Windeln oder Tücher der Glaube an die Sterblichkeit sind. Diese Vorstellung müssen wir aufgeben.

Unsere Aufgabe als Christian Science Praktiker ist es, unsere Hand in Gottes Hand zu legen und darauf zu vertrauen, was Er uns über Seine Schöpfung sagt.

Es ist interessant, dass Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit im Glossar dieselbe Erklärung für Taufe wie für Begräbnis gewählt hat: »Untertauchen im Geist« (S.581, 582). Es ist also so, als ob wir unsere Gedanken im Geist untertauchen lassen, in den wahren Sinn der Dinge, in dem wir unsere wahre Identität finden. Und diese geistige Identität ist nicht eingewickelt. Sie ist befreit von den bindenden Tüchern, die versuchen, uns in materielle Bedingungen zu verstricken: in einen materiellen Körper, materielle Altersbegrenzungen, eine materiellen Geschichte.

Dann finden wir die wunderbare Freude und die Begeisterung und die Wunder, die uns genau jetzt als Gottes Kinder zustehen.

Es ist wohl wirklich diese Qualität des Kindseins, die uns die gegenwärtige Präsenz Gottes fühlen lässt, oder?

Genau. Es bedeutet zu empfinden, wie ein Kind empfindet. Ein Kind fühlt so unbeschwert. Sie müssen nur mal so einen kleinen Kerl um irgendein winziges Ding herumspringen sehen, um das zu verstehen. Kinder versuchen nicht, Liebe und Begeisterung zu fühlen. Sie spüren sie einfach. Und das ist eine wunderbare Qualität, die wir in uns selbst wertschätzen sollten. Wir sind die Kinder Gottes, nicht die Erwachsenen Gottes.

Das hilft mir so enorm in meiner Praxis. Diese angeborene Unschuld und Reinheit in meinen Patienten und mir zu sehen. Die Bereitschaft haben, zu vertrauen und zu akzeptieren. Sie wissen ja, dass ein kleines Kind die väterliche oder mütterliche Hand ergreift, um über die Straße zu gehen. Und das Kind weiß einfach, dass es auf diese Weise sicher ist.

In der heutigen Zeit – in der es manchmal so scheint, als ob wir so viele materielle Dinge haben, so viele Dinge, auf die wir uns stützen können, und manchmal wiederum überhaupt nichts haben, was uns aufrecht hält – kann es sehr leicht passieren, dass wir vergessen, dass wir einen immer gegenwärtigen fürsorglichen Vater-Mutter Gott haben, der uns immer leitet und uns immer in seiner liebenden Weise umarmt.

Und deshalb ist die Fähigkeit des Vertrauen-Könnens so grundlegend. Weil uns alles um uns herum vom Gegenteil überzeugen möchte – dass wir straucheln, allein sind oder all die anderen tausend Behauptungen. Aber das ist einfach nicht wahr. Es trifft für niemanden zu. Jeder von uns ist Gottes Kind, eins mit Ihm und jeder wird innig von Ihm geliebt. Unsere Aufgabe als Christian Science Praktiker ist es, unsere Hand in Gottes Hand zu legen und darauf zu vertrauen, was Er uns über Seine Schöpfung sagt. Jede andere Sichtweise ist irrelevant.

Im ersten Kapitel Mose heißt es: »Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, ...« (1. Mose 1:26). Und in gewisser Weise ist es das, was man in der Praxis tut. Es bedeutet: Lasset uns Menschen machen, lasset uns die Menschen sehen, wie sie tatsächlich sind – Gott gleich. Ich kann das nicht tun, wenn ich einer anderen als Gottes Sichtweise traue. Ich muss so schauen, wie Gott sieht, um es zu verstehen. Das ist es, was heilt. Alles aus Gottes Sicht zu sehen. Und Gott sieht nur sich selbst. »Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis,« sagt die Bibel. (1. Joh. 1:5) Das ist der Knackpunkt. Wenn wir diesen Punkt verstehen, diese Haltung absoluten Vertrauens in das Licht, gibt es keine Finsternis und die Heilung wird augenblicklich sein.

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