Kürzlich lernte ich eine junge Frau kennen, die mir erzählte, dass sie Raucherin sei, dass ihr das eigentlich gar nicht gefalle, sie aber dennoch einfach nicht damit aufhören könne. Ich kann sehr gut verstehen, wenn das für einen Menschen, der nie geraucht hat, vielleicht paradox klingt; frei nach dem Motto: »Ja, warum hört sie denn dann nicht einfach auf?« Aber ich war selbst einmal Raucherin und ich kenne alle diese Gedanken und Ängste zur Genüge. So konnte ich meiner Bekannten voller Mitgefühl und Verständnis zuhören – und ich denke, ich konnte ihr auch Mut machen, Mut, sich gegen das Gefühl zu wehren, diesem Verlangen ohnmächtig ausgeliefert zu sein.
Seit meiner Jugendzeit hatte ich geraucht. Damals bildete ich mir ein, das gehöre zu mir.
Durch die Gespräche mit ihr kamen mir die Erinnerungen an meine eigenen Erfahrungen zurück: Seit meiner Jugendzeit hatte ich geraucht. Damals bildete ich mir ein, das gehöre zu mir. Ich war eben Raucherin! Und ich fand mich damit auch viel interessanter als die »langweiligen und spießigen« Nichtraucher. Ja, es gab Situationen, die ich mir ohne Zigarette gar nicht vorstellen konnte: eine Tasse Kaffee zu genießen, zum Beispiel, oder: ein gutes Essen zu beenden, ohne »eine zu rauchen«–das wäre nur der halbe Genuss gewesen.
Viele Jahre lebte ich mit diesem Laster glücklich und zufrieden, bis sich, zunächst allmählich und dann immer stärker, Unbehagen bei mir breitmachte. Zwei Dinge begannen zunehmend, mich zu stören. Das eine war die Tatsache, dass der Geruch, den ich verbreitete, mir zuweilen selbst »stank«. Das andere, und das war viel schlimmer: ich erkannte, dass ich süchtig war! Dass ich eben nicht einfach aufhören konnte! Nicht mal für eine kurze Zeit, wenn es einfach besser war, mal nicht zu rauchen. Zum Beispiel, wenn ich eine Erkältung hatte und die Zigarette sowieso überhaupt nicht schmeckte und die ohnehin gereizten Atemwege nur noch mehr belastete.
Oder als ich in einem Büro arbeitete, in dem Rauchen verboten war und ich doch tatsächlich ein, zwei Mal am Tag zum Rauchen auf die Straße ging! (Oder soll ich sagen: gehen musste?)
Ganz entsetzlich fühlte ich mich nach einem Überseeflug. In der Maschine bestand Rauchverbot, das auch innerhalb des Flughafengebäudes galt. Endlich(!) draußen fand ich mich dann in einer kleinen Gruppe anderer Raucher wieder: etwas verschämt standen wir in einer Ecke um eine Mülltonne herum! Es gefiel mir überhaupt nicht und dennoch konnte ich nicht anders.
Diese Erkenntnis schockierte mich. Ich hatte mich immer für einen starken Menschen gehalten und nun musste ich erkennen: so ein kleiner »Glimmstängel« hatte mehr Macht über mein Tun als mein eigenes Wollen!
Selbst als ich einmal während einer längeren Erkrankung tatsächlich einige Wochen nicht geraucht hatte, habe ich hinterher doch wieder angefangen. Und über den »coolen« Spruch »Mit dem Rauchen aufhören? Das ist ganz einfach! Das habe ich schon zehn Mal gemacht!« konnte ich mit der Zeit auch nicht mehr lachen.
Ich hatte mich immer für einen starken Menschen gehalten und nun musste ich erkennen: so ein kleiner »Glimmstängel« hatte mehr Macht über mein Tun als mein eigenes Wollen!
Dann begegnete ich der Christlichen Wissenschaft. Während ich diese Lehre freudig studierte und anwandte, erlebte ich so viele schöne Veränderungen in meinem Leben, dass irgendwann der Wunsch entstand, Mitglied in dieser Kirche zu werden. Schnell wurde mir klar, dazu musste ich mit dem Rauchen aufhören, denn die Zweigkirche, die für mich in Frage kam, verlangte das als eine Voraussetzung. Als das Verlangen nach einer Mitgliedschaft stärker wurde, vertraute ich mich einer Praktikerin an. Sie sagte mir einen sehr schönen Satz: »Versuchen Sie das nicht mit menschlichem Willen. Gott wird Ihnen sagen, wann und wie es für Sie richtig ist und dann wird es ganz leicht sein.« Das gab mir die Zuversicht, es zu versuchen, denn es nahm den Druck von mir weg: Gott würde es mir ja zeigen. Aber natürlich konnte ich Ihn das nicht allein machen lassen. Ich musste schon auch etwas dazu beitragen, das war mir klar. Aber was?
Dann begegnete ich der Christlichen Wissenschaft. Ich begann nachzudenken und zu beten und allmählich veränderte sich mein Denken.
Ich begann nachzudenken und zu beten und allmählich ver änderte sich mein Denken. Der Wunsch, der Kirche anzugehören, war der Auslöser. Doch schon bald aber erkannte ich viele weitere Gründe, die wie Wegweiser an meinem Weg standen:
Eines Tages, als ich das »Vater Unser« betete und an die Stelle »Dein Name werde geheiligt« kam, dachte ich: Tue ich das denn? Heilige ich denn Seinen (Gottes) Namen? Habe ich denn nicht noch andere »Opferhöhen«? Oh, leider ja. Das wollte ich gern ändern.
Als ich ernsthaft über das Erste Gebot »Ich bin der Herr, dein Gott, ... Du sollst keine anderen Götter haben neben mir« (5. Mose 5:6, 7) nachdachte, kam mir in den Sinn, dass ich sehr wohl einen »anderen Gott« hatte, der Nikotin hieß. Das machte mich traurig und auch ein wenig schuldbewusst. Wie gern würde ich aufrichtig sagen können: Ich gebe Gott allein die Ehre.
Richtig lachen musste ich, als in einer Wochenlektion die Stelle vorkam: »Keine Erkenntnis haben, die sich abschleppen mit den Klötzen ihrer Götzen und zu einem Gott flehen, der nicht helfen kann.« (Jes 45:20) Überall wo ich hinging, hatte ich immer ein Päckchen Zigaretten bei mir. Meine Handtaschen mussten immer mindestens so groß sein, dass die Zigaretten hineinpassten. Ich »schleppte« mich in der Tat damit »ab«.
Ich könnte jetzt noch seitenlang fortfahren mit dem Aufzählen der tollen und teilweise richtig witzigen Stellen in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit, die mir Stück für Stück weiterhalfen und mich immer freier werden ließen.
Letztendlich las ich eines Tages in der Wochenlektion diesen Satz: »Gott aber sei gedankt, der uns allezeit Sieg gibt in Christus und offenbart den Wohlgeruch seiner Erkenntnis durch uns an allen Orten!« (2. Kor 2:14). Mir fuhr es durch den Sinn: So ist es. Ja und Amen!
Ich habe an diesem Tag einfach aufgehört zu rauchen, ohne dass es mir noch irgendwelche Probleme gemacht hätte.
Es ist nicht so, dass dieser eine Satz mich zur Nichtraucherin gemacht hätte. Nein, das nicht – aber als ich ihn las, wusste ich ganz einfach: es ist vorbei. Und so war es auch. Ich habe an diesem Tag einfach aufgehört zu rauchen, ohne dass es mir noch irgendwelche Probleme gemacht hätte. Auch die meinem Mann zuvor prophezeiten schrecklichen Launen, die er nun von mir erdulden müsste, blieben aus. Es gab auch nie einen Rückfall. Warum auch? »Was wollt ihr ersinnen wider den Herrn? Er führt doch das Ende herbei. Es kann das Unglück nicht zweimal kommen.« (Nah 1:9)
Heute (nach sieben Jahren) empfinde ich mich als Nichtraucherin – genauso uneingeschränkt und vorbehaltlos, wie ich mich früher als Raucherin empfand. Ich freue mich allerdings darüber, dass ich keine »militante« Nichtraucherin geworden bin: Ich kann es durchaus ertragen, wenn jemand in meiner Nähe raucht. Der Geruch ist heute für mich genauso neutral, wie der Geruch von geröstetem Kaffee oder frischem Popcorn oder ... Das Thema betrifft mich in keiner Weise mehr.
Hier noch eine kleine Anekdote zu diesem Thema: In der Vorweihnachtszeit ist unsere Fensterbank neben dem Esstisch immer weihnachtlich dekoriert. Zu dieser Dekoration gehört auch ein kleines Räuchermännchen. Eines Tages, ich hatte vor einer Mahlzeit einen Räucher kegel angezündet, stellte ich während des Essens fest, dass das Kerlchen nicht mehr »qualmte«. Ich sagte zu meinem Mann: »Schau mal, der raucht ja gar nicht mehr.« Worauf er ganz trocken antwortete: »Tja, vielleicht ist der ja inzwischen auch Christlicher Wissenschaftler geworden!«