»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.« (Joh. 1:1)
Ich liebe diese Bibelstelle. Wenn ich sie in Gedanken wiederhole, werde ich ganz ruhig und gelassen. Aber was sagt diese Stelle eigentlich aus? Nun, ich bin sicher, dass sie bei jedem Menschen einen individuellen Eindruck hinterlässt. Und das ist gut so, denn es geht ja nicht darum, stur bei einer Formulierung zu bleiben, sondern darum, den geistigen Sinn hinter den Buchstaben zu erfassen und in den unterschiedlichen Lebenssituationen auf sich wirken zu lassen.
Ich lade Sie heute ein, diese Bibelstelle einmal unter folgendem Gesichtspunkt zu betrachten: Was ist Verantwortung?
Im Buch »Die Evangelien in aramäischer Sicht« wird diese Bibelstelle folgendermaßen erklärt: »Hier nimmt der Evangelist auf den Christus, den Messias Bezug ...« und »Der Verfasser dieses Evangeliums tat dar, dass Das Wort (Christus) von jeher bestanden hat, denn Er war das Wort Gottes, und Gott kennt weder Anfang noch Ende; ...«
Wir können also den Begriff »das Wort« sinngleich setzen mit dem Christus. Dann kommen wir über den Christus (also über »das Wort«) zu Gott. Denn durch diese Bibelstelle wird auch deutlich, dass Gott und der Christus eins sind. Aber warum wurde für die Beschreibung des Christus ausgerechnet der Begriff »Wort« verwendet? Na klar, weil es der Christus ist, der kommuniziert, den wir wahrnehmen können. Es ist »das Wort Gottes«, das wir hören können. Wobei ich mit Hören nicht das Hören mit dem organischen Ohr meine. Es ist vielmehr ein inneres Hören, ein Wahrnehmen von klaren, befreienden, heilenden Gedanken.
Doch wie nehmen wir das Wort Gottes wahr? Das geschieht auf so unterschiedliche, individuelle Weise, dass es kein Patentrezept dafür gibt. Mary Baker Eddy schreibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: »Geist, Gott, vernehmen wir, wenn die Sinne schweigen.« (89:21-22) Ein bewährter Weg, die Sinne zum Schweigen zu bringen, ist das Gebet, also das aktive Lauschen auf Gott. Aber selbst Menschen, die nicht beten oder nicht an Christus glauben, hören ihn. Sie bezeichnen es dann eben als »innere Stimme«, als »Intuition«, als »plötzlichen Einfall«. Der Christus ist also für jeden Menschen hörbar (egal wie er dann benannt wird). Schade nur, dass wir unsere Möglichkeiten sehr begrenzen, wenn wir die Quelle dieser Intuition begrenzen. Wenn also davon ausgegangen wird, dass dieser »plötzliche Einfall« aus uns selbst heraus zustande kam. Denn wenn wir erkennen, dass die Intuition nicht aus uns selbst, sondern aus einer göttlichen Quelle stammt, dann erschließen wir ein unendliches Arsenal an Ideen und Möglichkeiten. Denn Gott ist unbegrenzt, also ist auch sein Wort – also der Christus – unbegrenzt in seiner Wirkung. Und wir haben die Wahl, diese unbegrenzten Ideen, diesen unbegrenzten Segen in unser Bewusstsein und so in unser Leben einzulassen.
Aber spricht Gott (durch den Christus) denn wirklich auch heute noch zu uns? Ja – natürlich, denn der Christus ist so ewig wie Gott und Seine gesamte Schöpfung.
Von wem also bekommen wir Ideen zur Lösung von Problemen, heilende Gedanken, spontane Einfälle oder auch Aufträge zum Handeln? Ja, durch den Christus, also direkt von Gott. Und so unendlich wie die Quelle, aus der die Ideen kommen, so unendlich sind diese Ideen und Gedanken.
Was aber sollen wir nun mit diesen Ideen, Intuitionen, mit diesem Wissen tun? Hier kommen wir nun vom Wort zu unserer individuellen Antwort. Wie aber antworte ich Gott? Zunächst haben wir die Wahl, Gottes Wort zu »überhören« oder »hinzuhören«, es also in unser Bewusstsein einzulassen oder eben nicht. Im Grunde ist bereits unser Hinhören, unser Lauschen, eine Art Antwort. Es signalisiert unsere Bereitschaft, Gott wirklich hören zu wollen. Oft geht es auch einher mit der Bereitschaft, das eigene menschliche Wollen und Wissen zurückzustellen und die einströmenden Ideen offenen Herzens zuzulassen (selbst wenn sie uns nicht vermitteln, was wir hören wollten).
Gut, nun haben wir das Wort gehört, hingehört, also gewissermaßen auch geantwortet. Bleibt es nun dabei? Hat Jesus es dabei belassen, Gott zu hören? Nein. Jesus hat das Wort Gottes in seinem gesamten Leben gelebt. Er hat es umgesetzt in praktische Handlungen. Er war tätig, er hat gepredigt, geholfen, getröstet, aufgerichtet, geheilt. Das sind doch sehr praktische, sichtbare, handfeste Aktivitäten. Jesus gibt uns damit ein Beispiel, was es heißt, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung ist doch im Grunde die Verarbeitung, die Konsequenz aus meiner »Antwort«. In diesem Sinne ist »Ver-Antwortung« also die »Ver-Arbeitung« von Gottes Wort in unserem täglichen Leben.
Es gilt also, unseren inneren Dialog mit Gott praktisch umzusetzen, unabhängig davon, um welches Thema es sich handelt. Gott teilt uns durch den Christus für alle unsere Bedürfnisse die Lösung mit. In unserer Verantwortung liegt es, diese geistige Botschaft umzusetzen, wie gesagt, zu »verarbeiten«. Gleichgültiges, teilnahmsloses, phlegmatisches Abwarten bewirkt da gar nichts. Unser Mitgefühl, Interesse, unsere Aktivität ist gefragt und wird in unserer Welt dringend benötigt. Jeder einzelne von uns wird gebraucht. Jeder gute Gedanke, jede gute Tat, jede einzelne Versöhnung trägt dazu bei, das Himmelreich auf Erden zu errichten.
Glauben Sie zum Beispiel, dass die Politiker allein, ohne jeden Einzelnen von uns, Probleme wie zum Beispiel die Energieversorgung, den Umweltschutz oder Ähnliches lösen oder Frieden schaffen können? Nein! Was also tun? Verantwortung für unser Denken und Handeln übernehmen. In unserer Gesellschaft scheint es für manchen zur Gewohnheit geworden zu sein, andere für das eigene Leben verantwortlich zu machen. Die Politiker sind zuständig für Arbeit, Frieden, Ausbildung etc. Die Industrie ist zuständig für das Einsparen von Energien. Greenpeace ist zuständig für den Umweltschutz.
Aber es gibt bei allen Themen in unserer Gesellschaft einen Teil, den wir selbst mitverantworten. Und ich spreche ganz bewusst von allen Themen. Wie kann ich von den Politikern verlangen, dass sie Frieden zwischen den Ländern halten, wenn ich es noch nicht einmal schaffe, meinem Nachbarn zu vergeben? Wie kann ich Gerechtigkeit von den Gerichten verlangen, wenn ich selbstgerecht durch die Welt gehe und nur meinen persönlichen Vorteil suche? Wenn wir Gerechtigkeit wollen, müssen wir gerecht sein. Wenn wir Frieden wollen, müssen wir Frieden stiften. Für den, der selbst Verantwortung übernimmt, selbst in den Dialog mit Gott geht und das Wort Gottes umsetzt, zeigen sich Lösungen in jedem Bereich des täglichen Lebens. Gleichzeitig können wir sicher sein, dass diese Umsetzung die göttliche Allmacht hinter sich hat, also auch wirkungsvoll ist und tatsächlich eine positive Auswirkung hat.
Begrenztes, hoffnungsloses und bequemes Denken hält viele Menschen davon ab, »ihren« Teil zum großen Ganzen beizutragen. »Was kann ich schon bewirken?« »Was hilft es schon, wenn ich als einzelne Person mein Verhalten ändere?« Wenn in einer Meinungsumfrage diese oder ähnliche Fragen mit nur einem Wort beantwortet werden sollten, wäre die häufigste Antwort möglicherweise: »Nichts!« Warum denken viele Menschen so? Zum Beispiel, weil sie glauben, dass sie als einzelne Personen tätig sind, weil sie der Mehrheit der Menschen unseres Landes nicht zutrauen, dass sie ebenfalls aktiv sind oder weil sie ihre Verantwortung an andere (z.B. die Politiker) abgegeben haben.
Was glauben Sie, würde geschehen, wenn jeder Bürger sein Bewusstsein ändern würde? Wenn jeder Einzelne zu der Einsicht kommen würde, dass tatsächlich er selbst (mit-)verantwortlich ist für das, was in unserem Land passiert und aus diesem Bewusstsein heraus, aber ohne Schuldgefühle, aktiv wird? Wenn jeder Einzelne erkennt, dass wir in der Einheit stark sind? Wenn jeder Einzelne versteht, dass der Erfolg des Ganzen aus der Verantwortung eines jeden Einzelnen erwächst und dass wir nicht warten können, bis die Anderen aktiv werden sondern, dass heute der Tag ist, zu beginnen, tatsächlich wie beschrieben Verantwortung für unser Denken und Handeln zu übernehmen? Sind Sie bereit, den Anfang zu machen?
Wie lautet Ihre Antwort auf den Christus? Machen Sie in Ihrem ganz persönlichen Bereich mit beim Frieden stiften, Gerechtigkeit schaffen, Energie sparen und allen anderen Themen! Seien Sie bereit Gottes Wort zu »ver-arbeiten« und »Ver-antwortung« zu übernehmen! Das ist keine Bürde, sondern ein Recht, eine Freiheit, ja eine gewisse Macht – die Macht, die Dinge zum Guten verändern zu können!