»Wir müssen sparen!« Von diesem Bestreben hört man beinahe täglich, sei es aus dem öffentlichen oder dem privaten Bereich. Sparen, also mit Weisheit die vorhandenen Ressourcen nutzen, ist eine gute Sache. Aber Sparen aus Furcht, weil das Wenige, was man besitzt, noch weniger wird, wenn man es ausgibt? Diese Form des Sparens signalisiert eine Begrenzung in unserem Bewusstsein und ist oft ein Hindernis für unseren Fortschritt.
Wir können auch eine andere Sichtweise heranziehen: Wenn man bedenkt, welch ein Potenzial an geistiger Substanz unser Land besitzt, an Wissen, an Kultur, an Kunst, an Schönheit! Und jeder Einwohner dieses Landes und auch in anderen Ländern trägt in sich individuell mannigfaltige Fähigkeiten und Erfahrungen, Talente und Erkenntnisse, göttliche Eigenschaften. Dies alles sind geistige Werte, ein großer Reichtum, den wir schon besitzen. Wenn dieser in intelligenter Weise umgesetzt und bewusst genutzt wird, dann vermehren sich die geistigen Werte und bringen Gelegenheiten und Möglichkeiten mit sich und zeigen uns auch den Ort, wo all dieser Reichtum eingesetzt werden kann.
Nicht sparen müssen wir an der Dankbarkeit für dieses Gute, das uns immer zur Verfügung steht, ganz gleich in welcher Form es sich zeigt. Durch Dankbarkeit verschwinden Gedankenbilder von Mangel und Begrenzung aus unserem Bewusstsein und machen Raum für ungeahnte Möglichkeiten.
Eine solche Einstellung macht uns frei von falscher Verantwortung und von Furcht. Sie bezieht ein, dass wir uns nicht selbst erschaffen haben und uns deshalb auch nicht selbst erhalten müssen. Das steht einer höheren Kraft zu, die Gott genannt wird. Er ist der einzige Schöpfer.
Der Mensch kann seine individuellen Fähigkeiten und Talente niemals verlieren und sie werden niemals überflüssig.
In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift sagt Mary Baker Eddy: »Geist segnet die Vermehrung Seiner eigenen reinen und vollkommenen Ideen. Aus den unendlichen Elementen des einen Gemüts geht alle Form, Farbe, Qualität und Quantität hervor und diese sind mental – sowohl primär wie sekundär.« (S. 512)
Der Mensch als das Bild und Gleichnis Gottes, wie es im 1. Buch Mose in der Bibel heißt, muss also geistig und vollkommen sein, wenn man von einem unendlichen und vollkommenen Gott ausgeht. Somit trägt der Mensch seine eigene Versorgung schon in sich. Er kann seine individuellen Fähigkeiten und Talente niemals verlieren und sie werden niemals überflüssig. Deshalb gibt es keine Konkurrenz unter Gottes Ebenbildern. Die Furcht, etwas zu verlieren oder der Gedanke, dass ein Anderer mehr besitzen oder besser sein könnte als man selbst, hat keinen Halt, wenn wir unsere Beweggründe gründlich überprüfen. Unsere Hingabe an das Gute spornt uns an, in unseren Handlungen in reichem Maße mehr Liebe, Verständnis und Vertrauen füreinander zum Ausdruck zu bringen. Auch Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Selbstlosigkeit sind kostbare Qualitäten, die dringend gebraucht werden. Je mehr dieses Gute in Umlauf gebracht wird, desto mehr vermehrt es sich. Christus Jesus lehrte uns dies durch sein Leben und seine Heilungen.
Da war zum Beispiel die Speisung der Fünftausend (Joh 6:5 ff). Hier zeigt er uns klar, wie er Mangel und Begrenzung überwinden konnte. Er hatte eine lange Predigt gehalten, und die Menschen waren zu ihm gekommen, um sein Wort zu hören. Seine Liebe und Barmherzigkeit für diese Menschen war so groß, dass er sie danach nicht ohne Speise gehen lassen wollte. Jesus fragte die Jünger: »Wo kaufen wir Brot, damit diese zu essen haben?« Philippus, ein Jünger Jesu, antwortete: »Für zweihundert Silber groschen Brot ist nicht genug für sie, dass jeder ein wenig bekomme.« Ein anderer sagte: »Es ist ein Kind hier, das hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische: aber was ist das für so viele?«
Jesus ging auf diese Argumente nicht ein. Er »nahm die Brote, dankte und gab sie denen, die sich gelagert hatten.« Sie wurden alle satt, ja, es blieben noch Körbe mit Brocken übrig.
Ehrlichkeit, Gewissenhaftigkeit und Selbstlosigkeit sind kostbare Qualitäten, die dringend gebraucht werden.
Wie war das möglich? Fülle des Guten ist Gottes Verheißung für jeden Menschen. Jesus wusste das, er dankte, bevor er die Brote und Fische verteilte.
Das ist ein wichtiger Punkt bei der Ausarbeitung eines jeden Problems. Wenn man danken kann, bevor ein Problem gelöst ist, dann öffnet diese Dankbarkeit die Tür der Erwartung für die Heilung und schließt jeden Zweifel aus. Warum? Weil Dankbarkeit die Anerkennung dessen ist, was die göttliche Liebe für uns schon bereitet hat.
Die Jünger hatten nur das Wenige gesehen, Jesus aber die Fülle der Ideen. Er wusste, dass der göttliche Vater seine Kinder nicht verschmachten lassen würde.
Geist ist die Quelle der Versorgung, und eine Quelle hört nicht auf zu fließen. Im oben genannten Buch schreibt die Autorin: »In der wissenschaftlichen Beziehung von Gott zum Menschen erkennen wir, was einen segnet, segnet alle, wie Jesus es mit den Broten und Fischen zeigte.« (S. 206)
Ich hatte einmal ein besonderes Erlebnis, das mir zeigte, dass die Quelle des Guten nie versiegt. Ich war eines Tages mit Freunden unterwegs von Ostdeutschland nach Westdeutschland. Wir waren viele Kilometer stundenlang gelaufen. Ich war ziemlich erschöpft. Wir kamen durch einen Wald und ich setzte mich an einen Baum, um mich auszuruhen. Ich hatte großen Hunger, denn ich hatte lange nichts gegessen. Ich dachte an die Berichte in der Bibel, dass Menschen immer versorgt wurden, wenn sie sich an Gott wandten. Ich betete in meiner kindlichen Weise, wie ich es damals verstand. »Lieber Gott, lass mich nicht verhungern.« Plötzlich sah ich, dass unter dem Baum versteckt ein Eimer mit Honig war und auch Knäckebrot. Jemand hatte es wohl liebevoll dahin getan, vielleicht für die Menschen, die unterwegs waren. Wir aßen uns satt und versteckten alles wieder unter dem Baum für andere Wanderer.
Dankbarkeit ist nicht nur ein großes Heilmittel. Sie vermehrt auch das wenige Gute, denn es hebt unsere Gedanken auf eine höhere geistigere Ebene.
Es war wohl Gottes Führung gewesen, dass ich mich gerade an diesen Baum gesetzt hatte. Ich war sehr dankbar.
Nicht sparen sollen wir an Dankbarkeit für das, was wir schon bekommen haben. Dankbarkeit ist nicht nur ein großes Heilmittel. Sie vermehrt auch das wenige Gute, denn sie hebt unsere Gedanken auf eine höhere geistigere Ebene. Nicht sparen dürfen wir an Taten der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft mit bedingungsloser Liebe. Je mehr wir davon geben, desto mehr bekommen wir in anderer Weise wieder zurück.
Furcht, die das Gute zurückhalten möchte, ist ein Phänomen, das nicht leicht zu erklären ist. Sie schleicht sich, mitunter beinahe unbemerkt, ins Bewusstsein ein, wenn man zum Beispiel die negativen Bilder aus den Nachrichten einfach auf sich einströmen lässt. Furcht ist aber auch eine der Hauptursachen für alle möglichen Krankheiten und Leiden. Es gehören Mut und Entschlossenheit dazu, sich der Furcht entgegenzustellen und sie in unserem Denken zu zerstören, wenn man sie erkannt hat. Johannes sagt dazu in einem seiner Briefe: »Furcht ist nicht in der Liebe, sondern die völlige Liebe treibt die Furcht aus.« (1. Joh 4:17, 18) Was ist die völlige Liebe? Gott ist die völlige Liebe! Liebloser Kritik, Arger oder Verzweiflung sollten wir uns demnach enthalten. Wenig hilfreich sind auch negative Reden über die Probleme in unserem Land oder über die Politiker, die versuchen nach bestem Wissen und Gewissen vernünftige Resultate zu finden, die wiederum uns allen zum Wohle dienen und dazu führen, Probleme zu entflechten.
Es gibt so viel Schönes und Gutes täglich zu berichten, das im Verborgenen geschieht. Dieses zu erfahren würde unser tägliches Leben bereichern, weniger Angst und Schrecken verbreiten und ein besseres Verständnis von der göttlichen Wahrheit und Liebe vermitteln. Sparen wir also nicht an der falschen Stelle!