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Bibelnotizen

Der Herold veröffentlicht jeden Monat verschiedene Anmerkungen und Kommentare zu Bibelzitaten, die in der jeweiligen Wochenlektion vorkommen. Sie finden hier einige wenige der vielseitigen Möglichkeiten, die Bibel zu erforschen. Die Zitate sind der Lutherbibel entnommen (revidierte Ausgabe 1984).

Aus der Juni 2006-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Und Jesus kam abermals nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. Und es war ein Mann im Dienst des Königs; dessen Sohn lag krank in Kapern aum. Dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa kam, und ging hin zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinem Sohn zu helfen; denn der war todkrank. (Joh 4: 46, 47)

»In den meisten Kommentaren wird die Ansicht vertreten, dass es sich bei dieser Geschichte nur um eine andere Version von der Heilung des Knechtes des Hauptmanns von Kapernaum handle, die in Matthäus 8, 5-13 und Lukas 7,1-10 erzählt wird. Vielleicht verhält es sich tatsächlich so; dennoch besteht ein Unterschied, der uns dazu berechtigt, diesen Vorfall als eine unabhängige Begebenheit zu behandeln. Im Verhalten dieses Höflings stellen wir Beispielhaftes für alle Menschen fest.

Der Höfling kommt zum Zimmermann. Im griechischen Urtext wird der Mann als basilikos bezeichnet. Das Wort kann sogar bedeuten, er sei ein kleiner König gewesen. Doch hier wird es für einen königlichen Beamten gebraucht, für einen hochgestellten Mann am Hofe des Herodes. Jesus dagegen wies keinen höheren Rang auf als den eines Zimmermanns aus Nazareth. Außerdem hielt sich Jesus in Kana auf, während dieser Mann in Kapernaum wohnte, also über dreißig Kilometer entfernt. Daher erklärt sich auch, weshalb er so lange brauchte, um wieder nach Hause zu gelangen. ... Gab es etwas Unwahrscheinlicheres, als dass ein bedeutender Hofbeamter dreißig Kilometer weit gelaufen kam, um einen Dorfzimmer mann um seine Gunst zu bitten? Der Höfling musste dazu erst einmal seinen Stolz überwinden. Er befand sich in Not, und weder Herkommen noch Brauch konnten ihn daran hindern, mit seiner Not zu Jesus zu kommen. Sein Handeln erregte zweifellos Aufsehen, doch ihm war es einerlei, was die Leute sagten, wenn ihm nur die ersehnte Hilfe zuteil wurde. ...

Der Höfling vertraute Jesus. Es muss ihm schwergefallen sein, lediglich mit der Versicherung von Jesus fortzugehen, dass sein Kind leben werde ... doch er besaß so viel Vertrauen, dass er sich mit der bloßen Zusicherung Jesu als Trost auf den dreißig Kilometer langen Heimweg machte. ...

Der Höfling ergab sich Jesus. Er gehörte nicht zu den Menschen, die sich abwenden und schnell vergessen, nachdem sie er reicht haben, was sie von ihm wünschten, sondern er und sein Haus glaubten an Christus. ... Am Hofe des Herodes zu bekennen, dass er an Jesus glaube, muss nicht leicht gewesen sein und trug ihm gewiss Spott und Gelächter ein, ... Dennoch ... [er] hatte gesehen, was Jesus zu tun vermochte; er hatte es selbst erfahren; und darum gab es für ihn nichts anderes, als sich Jesus zu ergeben. Mit dem Bewusstsein seiner hoffnungslosen Not hatte es angefangen; dieser Not war abgeholfen worden, und das Bewusstsein seiner Bedürftigkeit hatte sich in überwältigende Liebe verwandelt.« (Barclay)


... der dich behütet, schläft nicht. Der Herr behütet dich; der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, (Ps 121:3,5)

»... Gottes Gegenwart und Gottes Schutz ist genau an der Stelle, wo ein Mensch zu Fall kommen könnte. ... Die Bewahrung kommt daher: dein Hüter schlummert nicht ... und schläft nicht. Die helfende Gegenwart Gottes zeigt sich erst, wenn die Not am größten ist. Darum kann der Mensch den Eindruck haben, als schlafe Gott oder schlummere wenigstens. Das Wachsein Gottes ist nicht mit dem Fernsein von Schlaf zu verwechseln. Es ist mit dessen Fähigkeit einzugreifen, wenn die Not am größten ist, zu verbinden. Nach dem Fuß [in V 3] kommt die Hand in den Blick: Jahwe ist dein Schatten über deiner rechten Hand. Der Ausdruck schatten steht im Alten Testament sehr häufig mit dem anderen Ausdruck Flügel zusammen, wobei die [Cheruben-] Darstellung über der Bundeslade mit deren ausgebreiteten Flügeln im Hintergrund steht. Die rechte Hand segnet, hält das Arbeitswerkzeug und die Waffe. Gottes Schatten über ihr verhindert, dass die lebensvolle, mutige Tat gleichsam verdorrt. Die Hand mag ermatten (wie der Fuß durchaus an einen Stein stoßen kann ...), aber Gott wird dafür sorgen, dass sie zu ihrer Zeit wieder zugreift, weil er als Schöpfer verhindern kann, dass sie alle ihre Kraft verliert.« (WStB)

Und der Herr antwortete Hiob aus dem Wettersturm und sprach: Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir's, wenn du so klug bist! (Hiob 38:1,4)

»Gott nimmt Hiob so ernst, dass er mit ihm in ein Gespräch eintritt. ... In seinen Klagen kommt Hiob wiederholt auf das Thema Schöpfung zu sprechen. ... Er kann es nicht begreifen, dass Gott einen Menschen, sein Geschöpf, straft und schlägt. ... Gleich zu Beginn seiner Klagen wünscht Hiob seine eigene und alle leidvolle Existenz in das Dunkel vor der Schöpfung zurück. ... So verständlich dieser Wunsch in der Lage, in der sich Hiob befindet, auch sein mag, er beinhaltet zugleich ein Urteil über die Welt als Ganzes (pars pro toto). ...

Wie Hiob Gott zur Rede gestellt hat, so stellt Gott nun Hiob zur Rede. ... Im ersten Teil seiner ersten Antwort auf Hiob geht Gott in sechs Bildern auf phänomene ein, die den Himmel betreffen. Dabei ist die Zahl Sechs nicht zufällig. Sechs ist die Zahl der Tage des Schöpfungswerkes ... Die Art und Weise, mit der Gott die Welt als Kosmos wieder ins rechte Licht rückt, ist die dem Orientalen vertraute Bildsprache. ... Dem durch das westliche Denken geprägten Betrachter ist dieses bildhafte Denken kaum geläufig. Er läuft ständig Gefahr, die biblischen Bilder zunächst zu konkret zu nehmen, und wenn er davon abgekommen ist, sie wieder zu sehr zu abstrahieren. In der Regel können die biblischen Bilder, je nach dem Kontext, in dem sie stehen, oder nach der Stellung des Betrachters das ganze Feld vom historisch-konkreten Vorgang bis zur allgemeinen und ewig gültigen Grundordnung der Welt bedeuten....

Gott hat die Erde gegründet. Der Begriff, der an dieser Stelle für die Erschaffung der Erde gebraucht wird, bedeutet soviel wie das Fundament aufschütten, fundamentieren.

Die Welt selbst ist gedacht als ein großes Bauwerk, das der göttliche Baumeister nach wohldurchdachtem Plan errichtet, nach Maß und Zahl geordenethat. Das Bild, mit dem die Welt beschrieben wird, ist ein Bauwerk mit gigantischen Ausmaßen. Hintergrund ist vermutlich die Vorstellung eines großen Tempelbaus in Ägypten oder im Zweistromland. Die Pfeiler, auf denen der Bau ruht, sind in geheimnisvolle Urgründe eingesenkt, und wie bei einem festgefügten Bau wird das Gewölbe in der Höhe mit einem Schlussstein zusammengehalten. ...

Dem bildreichen und anschaulichen Bericht von der Erschaffung der Erde steht die Frage Gottes voran: Wo warst du [Hiob], als ich die Erde gegründet? ... Es gibt Fragen, die nicht nur nicht zu beantworten sind, sondern auf die auch keine Antwort erwartet wird. (WStB)


Danach setzte der Herr weitere zweiundsiebzig Jünger ein und sandte sie je zwei und zwei vor sich her in alle Städte und Orte, wohin er gehen wollte, (Lk 10:1)

»Wenn der Herr noch andere [weitere] Diener bestimmt oder ernennt ... so wird damit bestätigt, dass eine solche Tätigkeit nicht das Vorrecht der zwölf Apostel war. ... Der grie. Aus druck für auch andere oder noch andere kennzeichnet die Siebzig (Zweiundsiebzig) als förmlich Außerhalbstehende von den Zwölfen. Die Zwölf behielt der Herr bei sich. Jetzt, wo es dem Ende bald zuging, wollte Er Seine persönliche Arbeit an den Zwölfen nicht unterbrechen. Er wollte sie selbst für ihr Apostel-Amt weiterhin vorbereiten vor der Menge der übrigen Jünger.

Dass die Predigt des Evangeliums und alles Wirken im Namen Jesu also nichten ein ausschließliches Vorrecht der zwölf Apostel sein sollte, zeigt nicht nur die Aussendung der Siebzig, sondern ist bereits in Lk 9,59-62 gesagt worden. Die Sendung der Siebzig an diesem entscheidenden Wendepunkt des Lebens Jesu war eine letzte Gnadenheimsuchung. Die Feindschaft gegen den Herrn sollte mit dem Evangelium überwunden werden. Ihr Dienst galt als Vorarbeit und Wegbereitung für den letzten Wanderzug des Herrn. Ihre Predigt war ein abschließendes Zeugnis vom nahe gekommenen Reiche Gottes. Die Ausbreitung dieser Botschaft durch die Siebzig bekundete das Werk des Herrn nicht mehr als Winkelsache, sondern als eine missionarische Angelegenheit.

Der Herr sonderte siebzig bzw. zweiundsiebzig Jünger für die vorübergehende Aktion aus. Diese runde und symbolische Zahl entspricht neben der Zwölfzahl (2 Mo 15,27) den siebzig Ältesten im alttestamentlichen Israel ... [Barclay schreibt: a) Siebzig hatte die Zahl der Ältesten betragen, die Mose auf Gottes Geheiß ausgewählt hatte, damit sie ihn bei der Aufgabe unterstützten, das Volk Israel durch die Wüste zu führen und ihm halfen, die Last zu tragen (4. Mose 11,16.17.24.25). b) Siebzig betrug die Zahl de Mitglieder des Synedriums, des höchsten jüdischen Gerichtshofes. In Bezug auf diese beiden Körperschaften gesehen sind die Siebzig, die Jesus aussandte, also seine Helfer. c) Man glaubte, es gäbe siebzig Völker auf der Erde. Lukas als derjenige, der den größten Überblick über die damalige Welt besaß, mag damit an den Tag gedacht haben, an dem die ganze Welt seinen Herrn kennen und lieben werde.]

Jesus ließ die Jünger paarweise hinausziehen, um sie den Segen der Brüderschaft genießen zu lassen. ... Die Sendung von zwei Glaubenszeugen ist mehrfach in der Schrift erwähnt ... Unter den Zwölfen bildeten Petrus und Johannes ein Paar, in der Apostelgeschichte Paulus und Barnabas ..., ja bis auf die zwei Zeugen der Endzeit (Offb 119) besteht diese Einrichtung. (WStB)


Quellenangaben
Barclay = William Barclay,
Ausiegung des Neuen Testaments
WStB — Wuppertaler Studienbibel

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