«Ich glaube, die Verbesserung der Lebensbedingungen armer Menschen ist eine bessere Strategie als Geld für Gewehre. Der Kampf gegen den Terrorismus kann nicht durch Militäraktionen gewonnen werden.»
Mohammad Yunus, Bankier aus Bangladesch, am 10. Dezember 2006 bei der Entgegennahme des Friedensnobelpreises in Oslo)
In Oslo und Stockholm sind am 10.12.2006 die diesjährigen Nobelpreise an sieben Preisträger aus Bangladesch, der Türkei und den USA verliehen worden.
In der norwegischen Hauptstadt Oslo nahm der Bankier Mohammad Yunus den Friedensnobelpreis in Empfang. Das Nobelkomitee begründete die Vergabe der Auszeichnung an den 66-jährigen Ökonomen aus Bangladesch und die von ihm gegründete Grameen Bank mit der erfolgreichen Vergabe von Kleinstkrediten an Arme. Dadurch hätten Millionen Menschen einen Ausweg aus akuter Armut gefunden, sagte Nobelkomitee-Chef Ole Danbolt Mjøs.
Yunus bezeichnete Armut als «Bedrohung für den Frieden». Sie bedeuteauch «dasFehlenjeglicher Menschenrechte». Er sprach sich gegen Wohltätigkeit aus und verlangte stattdessen ein «neues soziales Unternehmertum», das sich nicht an Profitmaximierung orientiere, sondern am «Nutzen für die Menschen und die Welt».
Yunus hat zusammen mit der von ihm 1976 gegründeten Grameen Bank den Friedensnobelpreis für erfolgreich vergebene Kleinstkredite (Mikrokredite) an arme Menschen zuerkannt bekommen. Damit habe er durch die «Schaffung von wirtschaftlichem und sozialem Fortschritt von unten» zur Friedenssicherung beigetragen, hieß es in der Begründung des norwegischen Komitees.
Yunus sagte zu dem mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro (10 Millionen schwedische Kronen) dotierten Preis: «Es ist eine ungeheure Inspiration für unsere weitere Arbeit, dass das Nobelkomitee unsere Mikrokredite direkt mit der Abschaffung von Armut in Verbindung bringt.» Weltweit sei Armut nur dann zu bekämpfen, wenn nicht wie bisher zwei Drittel der Menschheit keinen Zugang zu Finanzierungssystemen hätten. «Um arme Menschen aus der Armut herauszubekommen, müssen wir einfach nur eine Umwelt schaffen, die sie aktiv werden lässt», sagte Yunus.
Die Grameen Bank vergibt Kleinstkredite ohne irgendwelche Sicherheiten allerdings mit Zinsen vor allem an Frauen in Bangladesch, damit diese eine bessere Grundlage für eigene Einnahmequellen bekommen. Von den 6,6 Millionen Kreditnehmern sind 97 Prozent Frauen. Über das Einziehen von Zinsen sowie harte Rückzahlungsmodalitäten durch seine Bank sagte Yunus in Oslo: «Business ist besser als Wohltätigkeit.«
Die Dotierung des Friedensnobelpreises will der Preisträger für den Aufbau neuer Geschäftsaktivitäten seiner Bank einsetzen. Yunus nannte unter anderem den Vertrieb von gesundem Joghurt zu günstigen Preisen für Arme.
Eine Beschreibung der Ziele der Grameen-Bank finden Sie auf S. 29
[Hier finden Sie eine Beschreibung der Ziele und Vorgehensweisen der Grameen-Bank, deren Gründer Mohammad Yunus den Friedensnobelpreis erhielt. (Siehe Seite Fünf)
Das Wort «Grameen» bedeutet ländlich oder dörflich. Das Geld wird ohne Sicherheiten vor allem Frauen gewährt. Ziel von Gründer Mohammad Yunus ist es, die Armut insbesondere der ländlichen Bevölkerung zu bekämpfen. Zuvor hatten dort gerade die Frauen keinerlei Zugang zu Kapital. Bankkredite wurden nur an Menschen vergeben, die bereits Geld hatten.
Jeweils fünf Frauen tun sich für einen kredit der Grameen-Bank zusammen und bürgen «moralisch» füreinander. Eine von ihnen bekommt das Geld, kauft davon einen Webstuhl oder eine Nähmaschine und macht sich selbstständig. Vom Gewinn zahlt sie den kredit samt den Zinsen zurück. Dabei werden 20 Prozent Zinsen für Darlehen berechnet, die Gewinne generieren. Wer sein Haus finanzieren will, muss acht Prozent Zinsen zahlen, für Studenten-Kredite werden fünf Prozent fällig.
Besonders schwer getroffene Gruppen wie Bettler erhalten zinslose Kredite. Insgesamt dürfen die anfallenden Zinsen nicht den geliehenen Betrag übersteigen unabhängig von der Laufzeit.
Derzeit gehören zum Netzwerk der Grameen Bank, die in der Hauptstadt Dhaka ihren Sitz hat, mehr als 2220 Filialen. Rund 6,6 Millionen Kunden werden betreut. 97 Prozent von ihnen sind Frauen aus über 71 000 Dörfern. Etwa 18 000 Menschen arbeiten für das Unternehmen. Insgesamt hat die Bank bisher mehr als 5,7 Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) an Krediten vergeben.
Die Idee hat enormen Erfolg. Weil sich Frauen als zuverlässige Geschäftspartnerinnen erwiesen haben, stellen sie den Großteil der Kunden und damit der Anteilseigner. Insgesamt ist die Bank zu 94 Prozent in Besitz der Kreditnehmer. Grameen arbeitet profitabel, erwirtschaftet sogar Gewinn, da rund 99 Prozent der Kredite zurückgezahlt werden.
Quelle: dpa
Quelle: dpa, Meldung vom 10.12.2006
Nachdrucke auf dieser Seite geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion des Herold der Christlichen Wissenschaft wieder.