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Christian Science: Die Macht des Guten über das Übel

(Schluß.)

Aus der Oktober 1910-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Erklärung des Übels

Wenn wir zugeben, daß es nur eine Schöpfung gibt und daß Gott, deren Schöpfer, ewig ist und alles vollkommen erschaffen hat, so folgt hieraus, daß Gott nicht der Urheber von Sünde und Krankheit, oder vom Tod, dem Gipfelpunkt der beiden ersten, sein kann. Diese Tatsache ist grundlegend in der Christian Science. Nun entsteht sofort die Frage: Woher kommen denn Sünde, Krankheit, Mangel und Leid? Wenn man dem Fragenden erklärt, daß sie aus dem Unendlichen nicht hervorgehen können, daß sie gar keinen Ursprung haben, sondern nur eine Trugerscheinung sind, so fängt er an zu überlegen. Und dann, in der Meinung, eine höchst originelle und völlig unlösbare Frage zu tun, sagt er: „Gut, zugegeben, daß diese Erscheinungen keine Ursache haben und folglich nicht bestehen: woher kommt es denn, daß sie zu bestehen scheinen?” Es sei zunächst erwidert, daß diese Frage weder unlösbar noch originell ist. Ein jeder stellt sie einmal in seinem Leben. Aber es gibt nur eine befriedigende Antwort, und diese gibt die Christian Science durch die bestimmten Beweise, die sie erbringt.

Wir nehmen als unumstößliche Tatsache an, daß Gott nicht der Urheber von irgend etwas Zerstörendem oder Leidbringendem ist. Wenn wir daran festhalten und wenn wir ferner bedenken, daß Krankheit und Elend ihren Ursprung nicht in Gott haben, daß denselben kein Gesetz, keine wirkende Kraft zugrunde liegt, daß sie kein wirkliches Dasein haben, so werden wir bald Beweise von der Wirksamkeit der Christian Science Lehre erhalten, und diese Beweise erklären Krankheit und Elend dadurch, daß sie dieselben austreiben. Die Vernichtung des Übels ist die einzig mögliche Erklärung für das Übel. Die üblichen Systeme der Medizin und Theologie sind nicht imstande, Übel und Krankheit zu vernichten. Sie können menschliches Leiden höchstens bis zu einem gewissen Grade mildern. Der Gedanke, daß Sünde und Krankheit zu Gottes Weltall gehören, wie allgemein angenommen wird, trägt dazu bei, Not und Elend dauernd aufrechtzuerhalten. Im übrigen bedarf das Übel keiner Erklärung. Die ganze Menschheit hat den praktischen Beweis nötig, daß das Böse nicht so mächtig ist wie Gott, das Gute.

Gott verlangt keine Erklärung für das Übel. Gott kennt es nicht. Der wahre, von Gott ausgehende Mensch, das Ebenbild Gottes, drückt unendliches Leben, unendliche Kraft und Macht aus. Er wird geistig geführt, erhalten und versorgt, und auch er fragt niemals nach einer Aufklärung über das Böse. Nur das Böse selbst sucht eine Erklärung für das Böse, indem es fragt: „Wie konnte ich denn überhaupt erscheinen?” Wenn darauf die Antwort erfolgt, daß es in Wirklichkeit gar nicht besteht, so fragt es weiter: „Wie kommt es denn, daß ich zu bestehen scheine?” Auf diese Weise bemüht sich das Böse, den Schein der Wirklichkeit für sich selbst aufrechtzuerhalten. Der weise Christian Scientist und der Schüler, der an Weisheit wachsen will, sollte den listigen Scheinbeweisen des Bösen gegenüber sehr auf der Hut sein und sofort den Gegenbeweis führen, durch den Sünde und Krankheit verschwinden.

Die Bibel und „Science and Health with Key to the Scriptures“

Viele Schriftstellen im alten und neuen Testament werden verschiedentlich ausgelegt, und es tritt in ihnen das menschliche Element oft stark hervor. Die geistige Wahrheit ist nur sehr selten erkannt worden. Die Christian Science, welche uns die Grundlage zum richtigen Denken gibt und welche uns das Gottesprinzip zeigt, durch das wir die Richtigkeit unsrer Gedanken beweisen und dieselben in die Tat umsetzen können, erschließt uns die geistige Bedeutung der Heiligen Schrift. Unter allen Bibelforschern unsrer Zeit gibt es keinen, der ernster ist, der aufrichtiger im Gebet den Weg der Erlösung sucht, als der Christian Scientist. Die Christian Science macht ihn fähig, die Wahrheit, die die Bibel lehrt, Tag für Tag klarer zu erkennen. Er blickt durch die allgemein üblichen Auslegungen der Bibel hindurch und über sie hinaus und hält sich an die geistigen Tatsachen, welche die Bibel zum Ausdruck bringt — selbst da wo eine materielle Auffassung der historischen Begebenheiten diese Tatsachen zu verdunkeln scheint.

Das Christian Science Textbuch, „Science and Health with Key to the Scriptures“, wirkt wie ein mächtiger Scheinwerfer, indem es die Seiten der Bibel beleuchtet. Kein Buch ist mit diesem Buch vergleichbar. Es ist einzigartig und muß einzigartig sein. Es ist so ursprünglich, daß es von einem neuen Standpunkte des Denkens und der Beobachtung aus studiert werden muß— von einem Gesichtspunkte aus, den es selbst feststellt. Dieses Werk ist rein metaphysisch, vollkommen christlich und erhaben wissenschaftlich. Die darin dargelegte Wissenschaft ist jedoch solcher Art, daß mancher sie nicht sofort ersaßt, denn sie umschließt nicht nur die Erkenntnis eines vollkommenen Prinzips und ein absolutes, genaues Denken in Bezug auf dasselbe, sondern auch geistiges Erkennungsvermögen — eine Eigenschaft, die bisher nicht mit dem Begriff Wissenschaft verbunden wurde. Es ist dies einer der bemerkenswertesten Züge des Buches. Dasselbe flößt einen neuen, mehr geistigen Begriff von der Wissenschaft ein. Die denkende Welt, welche die Herrlichkeit dieser neuen Anschauung und die Größe ihrer Möglichkeiten erkannt hat, ist nicht geneigt sie aufzugeben, möge sie dieselbe auch bis jetzt noch nicht völlig verstanden haben.

Mrs. Eddys Entdeckung

Das Prinzip der Christian Science, die göttliche Tatsache, daß das Unendliche vollkommen ist und vollkommen sein muß, wenn es ewig und unvergänglich sein soll, kam Mrs. Eddy im Augenblicke höchster Not zur Erkenntnis, heilte sie, nachdem sie einen scheinbar verhängnisvollen Unfall erlitten hatte, und führte ihre Gedanken auf solche Höhen, daß sie fähig wurde auch andre zu heilen, die bei ihr Hilfe suchten. Allmählich fing sie an, so weit dies möglich war, andern zu erklären, was sie selbst von dem Wesen Gottes und Seines Gesetzes erkannt hatte. Sie sah — was wir auch heute noch sehen —, daß viele mit Freuden zuhören, daß es aber unter ihnen manche gibt, die zögern, weil sie die Erklärung dessen, was Gott unähnlich ist — wie Sünde, Krankheit und Tod —, nicht sofort verstehen können.

Mrs. Eddy hielt jedoch an der einfachen Wahrheit fest, die allein über die vielverzweigten Irrtümer des menschlichen Seins Aufschluß geben kann, und nach und nach nahmen auch andre die Ausübung der Christian Science auf. Durch treues Anwenden des Gelernten und durch weiteres Forschen und Beobachten wurde Mrs. Eddy dazu geführt, das Christian Science Textbuch „Science and Health“ zu schreiben. Es erschien zuerst im Jahre 1875, und seit jener Zeit lernen alle, die es studieren, wie sie Sünde und Krankheit durch Christum überwinden können.

Mrs. Eddy sah, daß die von ihr entdeckte Wahrheit trotz ihrer klaren Darlegung von den Sterblichen doch nur mangelhaft erfaßt wurde. Sie erkannte ferner, daß diese Wahrheit nicht sofort verwirklicht werden kann, sondern daß man sie bestimmt behaupten und stufenweise verwirklichen muß. Dies ist ein Hinweis auf den Vorgang, welcher in der Christian Science bei der Überwindung von Sünde und Krankheit stattfindet. Sie befähigt uns, die göttlichen Tatsachen des Seins in Kraft treten zu lassen, die von den Schulsystemen wie auch von den verschiedenen Religionslehren auch nicht entfernt erkannt worden sind. Sie lehrt uns, daß diese Tatsachen nicht nur wirklich, sondern auch gegenwärtig sind, und daß sie wirksam werden, wenn wir sie erkennen. Die Psychologen mögen versuchen auseinanderzusetzen, wie und warum das Denken Heilung bewirkt; aber nur die Christian Science gibt die richtige Erklärung. Denn unter allen Systemen der Welt lehrt sie allein, daß jeder Gedanke, der im Einklang mit Gott steht, auch die einzig wirkliche Macht hinter sich hat: Gott selbst.

Durch Mrs. Eddys Lehren sind Taufende von Menschen von Krankheiten geheilt worden, die allgemein als unheilbar angesehen werden. In unzähligen Fällen sind Sünden und sündhafte Neigungen völlig überwunden worden. Zahllose Trinker und unsittliche Personen sind nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft geworden. Viele unter uns sind aus großer Sorge und Trübsal gekommen und haben ihre Freiheit erlangt, nachdem sie einiges Verständnis von dieser Lehre gewonnen hatten. Ist es nun zu verwundern, wenn dieses ganze Heer von Gesegneten ihrem Wohltäter dankbar ist? Es mag sein, daß in der überströmenden Freude neugewonnener Hoffnung und in der Glückseligkeit wiedererlangter Gesundheit die Christian Scientisten zuweilen einen falschen Eindruck hervorrufen in Bezug auf ihre Liebe und Dankbarkeit gegen Mrs. Eddy. Aber besser dies, als Undankbarkeit!

Mrs. Eddy ist sicherlich durch Jahre der Erfahrung und Prüfung und durch ein beständiges Verlangen, den Willen Gottes zu wissen und zu tun, geistig erzogen worden. So konnte sie die Wahrheit empfangen, die ihr geoffenbart wurde — konnte deren wissenschaftlichen Charakter erkennen und das Gesetz begreifen und kund tun, durch welches die Wahrheit unter den Menschen wirksam gemacht wird. Damit ist jedoch noch lange nicht alles genannt, wofür die Menschheit Mrs. Eddy Dank schuldet. Mehr als vierzig Jahre hat sie fest gestanden und hat die Lehre der Christian Science rein erhalten. In den ersten Jahren ihrer Erfahrungen standen ihr alle Theorien entgegen, die in der Religion, in der Wissenschaft und in den Erziehungssystemen gelehrt werden. Feindseligkeit, Hohn und Spott wurden auf sie gehäuft, aber trotz alledem blieb sie fest. Wir lesen von einem Propheten des alten Bundes, der zwei Freunde hatte, die in der Stunde der Gefahr und des Kampfes für sein Volk seine Arme stützten und hochhielten. Mrs. Eddy aber hatte in jenen ersten Tagen ihres Kampfes keine solchen Freunde zur Seite. Sie stand allein, nur gestützt durch ihre Erkenntnis der Gegenwart und Macht Gottes, des Gottes der Liebe. Es ist dies eines der erhabensten Beispiele des Mutes, die die Geschichte kennt. Und noch heute steht sie da als Führerin dieser großen Bewegung, ist aber, dank ihres Glaubens und ihrer Treue, nicht mehr allein, sondern Tausende von Freunden und Nachfolgern stehen ihr zur Seite.

Meine lieben Freunde, es ist nicht meine Aufgabe, Sie durch Überredungskunst für die Christian Science zu gewinnen. Selbst wenn ein Christian Scientist einen Wortschatz und eine Beredtsamkeit besäße, die vom Irdischen gänzlich unbefleckt wäre, so würde er sie nicht zu diesem Zwecke gebrauchen. Wir sind völlig davon überzeugt, daß die Wahrheit das Erbteil des Menschen ist; sie gehört allen Menschen, sie gehört uns. Wir haben ein Recht sie zu erkennen, wir haben die Kraft und die Fähigkeit, sie bei der Lösung unsrer menschlichen Probleme anzuwenden. Durch die Lehre der Christian Science ist sie praktisch anwendbar geworden. Sie ist unpersönlich, rein, heilig, höchst erhaben. Die Wahrheit soll man nie fürchten, sondern stets lieben. Das Evangelium Jesu Christi lehrt uns verstehen, daß die Wahrheit „Gott mit uns” ist — das Gute mit uns, Geist (Mind), Macht, Tätigkeit und Gesetz mit uns. Die Wahrheit läßt sich nie auf Beschuldigungen und Gegenbeschuldigungen ein. Sie kennt keine Furcht. Sie verursacht weder Selbstverdammung noch Selbstgerechtigkeit. Sie tadelt niemand um des Übels willen, das ihn heimsucht, sondern weist einem jeden die Mittel an, mit denen er das Übel austreiben kann. Die Wahrheit ist immer in der Bibel zu finden, und nirgends ist sie tiefer und schöner ausgedrückt als in den Worten des Paulus an die Korinther: „Aber das alles von Gott, der uns mit ihm selber versöhnet hat durch Jesum Christ, und das Amt gegeben, das die Versöhnung prediget. Denn Gott war in Christo, und versöhnte die Welt mit ihm selber, und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu”.

Wir sind, meine lieben Freunde, in die große Brüderschaft der Menschheit eingetreten. In eben dieser Stunde hat sich diese Brüderschaft in gewissem Grade bewiesen, denn der eine Geist hat uns hier vereint. Wir haben den einen Gott, der gut ist, Sein allumfassendes Wesen und Seine hilfsbereite Liebe kennen gelernt. Nur durch die Einheit des Denkens lernen wir die Macht des wahren Christentums beweisen. Wir wollen danach streben, mit Gott und unter einander eins zu sein. Wir wollen aufhören, unsern Mitmenschen die Sünden beizumessen, deren Opfer sie sind. Wir wollen vielmehr die Sünden, Sorgen und Leiden der Menschheit austreiben, und zwar durch die Erkenntnis, daß Christus in der Welt war, daß er noch heute in der Welt ist, und daß er den Menschen ihre Sünden nicht zurechnet.


Nichts ist über einen festen Plan, einen großen Zweck; er füllt alle Stunden und bringt ins Leben Einheit.

Copyright, 1910, by Mary Baker Eddy. Verlagsrecht 1910, von Mary Baker Eddy.

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